Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Fünfte Abtheilung. Zweyter Abschnitt. that namentlich Herr ten Hoven nach meiner Zurück-kunft zu Amsterdam auf eine, wenigstens der Form nach für mich sehr überraschende Art. Er ist ein Mann der mehr als hundert und funfzig tausend hollän- dische Gulden jährlicher Einkünfte hat, fand es aber doch nicht unter seiner Würde, zu Fuß und ohne Bedienten, einen Besuch bey mir abzustatten, und mit eigner Hand mir ein Geschenk von hundert und acht und zwanzig Dukaten zu überreichen. Mit Herrn Doctor Klochner reisete ich auch nach In den Obstgärten waren jetzt die Winterschmet- Unter andern Seltenheiten, die ich zu Amsterdam Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. that namentlich Herr ten Hoven nach meiner Zuruͤck-kunft zu Amſterdam auf eine, wenigſtens der Form nach fuͤr mich ſehr uͤberraſchende Art. Er iſt ein Mann der mehr als hundert und funfzig tauſend hollaͤn- diſche Gulden jaͤhrlicher Einkuͤnfte hat, fand es aber doch nicht unter ſeiner Wuͤrde, zu Fuß und ohne Bedienten, einen Beſuch bey mir abzuſtatten, und mit eigner Hand mir ein Geſchenk von hundert und acht und zwanzig Dukaten zu uͤberreichen. Mit Herrn Doctor Klochner reiſete ich auch nach In den Obſtgaͤrten waren jetzt die Winterſchmet- Unter andern Seltenheiten, die ich zu Amſterdam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0554" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> that namentlich Herr <persName>ten Hoven</persName> nach meiner Zuruͤck-<lb/> kunft zu <placeName>Amſterdam</placeName> auf eine, wenigſtens der Form nach<lb/> fuͤr mich ſehr uͤberraſchende Art. Er iſt ein Mann<lb/> der mehr als hundert und funfzig tauſend hollaͤn-<lb/> diſche Gulden jaͤhrlicher Einkuͤnfte hat, fand es<lb/> aber doch nicht unter ſeiner Wuͤrde, zu Fuß und<lb/> ohne Bedienten, einen Beſuch <choice><sic>dey</sic><corr>bey</corr></choice> mir abzuſtatten,<lb/> und mit eigner Hand mir ein Geſchenk von hundert und<lb/> acht und zwanzig Dukaten zu uͤberreichen.</p><lb/> <p>Mit Herrn Doctor <persName>Klochner</persName> reiſete ich auch nach<lb/><placeName>Harlem</placeName>, um die vortreflichen Inſektenſammlungen der<lb/> Herren <persName>Vriend</persName>, nebſt den Thieren, welche im Hauſe<lb/> der harlemſchen Societaͤt der Wiſſenſchaften aufbewahrt<lb/> werden, und die vorzuͤglichſten aus allen Klaſſen ſind,<lb/> zu beſehen.</p><lb/> <p>In den Obſtgaͤrten waren jetzt die Winterſchmet-<lb/> terlinge (<hi rendition="#aq">Phalaena brumata</hi>) in großer Menge. Man<lb/> hindert ſie, ihre Eyer in die Blumenknoſpe zu legen,<lb/> dadurch, daß man um den Stamm des Baums getheerte<lb/> Birkenrinde gebunden hatte. Unſer ſchwediſcher Profeſ-<lb/> ſor <persName>Bergmann</persName> hat bekanntlich dies Mittel erfunden,<lb/> und es wurde hier allgemein geruͤhmt.</p><lb/> <p>Unter andern Seltenheiten, die ich zu <placeName>Amſterdam</placeName><lb/> beſah, war auch eine ſehr gute Muͤnzſammlung des er-<lb/> ſten Predigers bey der ſogenannten alten Kirche (<hi rendition="#aq">Oude<lb/> kerk</hi>). Ich hatte da das unerwartete Vergnuͤgen, zum<lb/> erſten mal die ſogenannten goldenen Zodiakrupien, alle<lb/> zwoͤlf beyſammen zu ſehen. In <placeName>Indien</placeName> hatte ich dieſe<lb/> ſeltnen Muͤnzen weder beyſammen gefunden, noch ihrer<lb/> zum Einwechſeln habhaft werden koͤnnen; und in <placeName>Eu-<lb/> ropa</placeName> findet man die ganze Anzahl auch nur aͤußerſt ſelten.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0554]
Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
that namentlich Herr ten Hoven nach meiner Zuruͤck-
kunft zu Amſterdam auf eine, wenigſtens der Form nach
fuͤr mich ſehr uͤberraſchende Art. Er iſt ein Mann
der mehr als hundert und funfzig tauſend hollaͤn-
diſche Gulden jaͤhrlicher Einkuͤnfte hat, fand es
aber doch nicht unter ſeiner Wuͤrde, zu Fuß und
ohne Bedienten, einen Beſuch bey mir abzuſtatten,
und mit eigner Hand mir ein Geſchenk von hundert und
acht und zwanzig Dukaten zu uͤberreichen.
Mit Herrn Doctor Klochner reiſete ich auch nach
Harlem, um die vortreflichen Inſektenſammlungen der
Herren Vriend, nebſt den Thieren, welche im Hauſe
der harlemſchen Societaͤt der Wiſſenſchaften aufbewahrt
werden, und die vorzuͤglichſten aus allen Klaſſen ſind,
zu beſehen.
In den Obſtgaͤrten waren jetzt die Winterſchmet-
terlinge (Phalaena brumata) in großer Menge. Man
hindert ſie, ihre Eyer in die Blumenknoſpe zu legen,
dadurch, daß man um den Stamm des Baums getheerte
Birkenrinde gebunden hatte. Unſer ſchwediſcher Profeſ-
ſor Bergmann hat bekanntlich dies Mittel erfunden,
und es wurde hier allgemein geruͤhmt.
Unter andern Seltenheiten, die ich zu Amſterdam
beſah, war auch eine ſehr gute Muͤnzſammlung des er-
ſten Predigers bey der ſogenannten alten Kirche (Oude
kerk). Ich hatte da das unerwartete Vergnuͤgen, zum
erſten mal die ſogenannten goldenen Zodiakrupien, alle
zwoͤlf beyſammen zu ſehen. In Indien hatte ich dieſe
ſeltnen Muͤnzen weder beyſammen gefunden, noch ihrer
zum Einwechſeln habhaft werden koͤnnen; und in Eu-
ropa findet man die ganze Anzahl auch nur aͤußerſt ſelten.
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