hatte, entschloß ich mich, eine Reise nach England vor- zunehmen, und einen Theil des Winters in London zuzubringen.
In dieser Absicht reisete ich im November nach dem Haag, besah die dasigen, dem Erbstatthalter zu- gehörenden kostbaren Sammlungen von Naturalien und Kunstsachen, besuchte Herrn Lyonets ausgesuchtes Konchylienkabinet, reisete von da nach Rotterdam und weiter nach Helvoetsluis.
An dem letzteren Orte hinderte mich wiedriger Wind verschiedne Tage lang an der Ueberfahrt; und als ich endlich in Gesellschaft mehrerer Passagiere mit dem englischen Paketboote absegelte, entstand ein so heftiger Sturm und zuletzt contrairer Wind, der uns weit von unserm Wege abtrieb. Am 14ten December langte ich endlich in London an.
Hier hatte mein guter Freund und ehemaliger Universitätsgenosse, Herr Dryander, für mich eine Wohnung bestellt. Ich suchte ihn sogleich in Herrn Banks Hause auf, wurde von Herrn Doctor Solan- der auf die höflichste Art aufgenommen, und durch ihn Herrn Banks vorgestellt, und in dessen Naturalienka- binet geführt.
Herr Banks empfieng mich überaus gütig, und fuhr während meines Aufenthalts in London in gleicher Art gegen mich fort. Er verstattete mir, welches der höchste Zweck meiner Wünsche war, freyen Zutritt zu seinen unvergleichlichen Sammlungen, besonders aus dem Pflanzenreiche, eine Sammlung, die aus allen Ge- genden des Erdkreises zusammengebracht ist. Ich brachte seitdem alle Vormittage in seinem Hause zu, und vermehrte, indem ich sein Herbarium studirte, meine Kenntnisse in meinem Lieblingsfache. Und da
Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
hatte, entſchloß ich mich, eine Reiſe nach England vor- zunehmen, und einen Theil des Winters in London zuzubringen.
In dieſer Abſicht reiſete ich im November nach dem Haag, beſah die daſigen, dem Erbſtatthalter zu- gehoͤrenden koſtbaren Sammlungen von Naturalien und Kunſtſachen, beſuchte Herrn Lyonets ausgeſuchtes Konchylienkabinet, reiſete von da nach Rotterdam und weiter nach Helvoetsluis.
An dem letzteren Orte hinderte mich wiedriger Wind verſchiedne Tage lang an der Ueberfahrt; und als ich endlich in Geſellſchaft mehrerer Paſſagiere mit dem engliſchen Paketboote abſegelte, entſtand ein ſo heftiger Sturm und zuletzt contrairer Wind, der uns weit von unſerm Wege abtrieb. Am 14ten December langte ich endlich in London an.
Hier hatte mein guter Freund und ehemaliger Univerſitaͤtsgenoſſe, Herr Dryander, fuͤr mich eine Wohnung beſtellt. Ich ſuchte ihn ſogleich in Herrn Banks Hauſe auf, wurde von Herrn Doctor Solan- der auf die hoͤflichſte Art aufgenommen, und durch ihn Herrn Banks vorgeſtellt, und in deſſen Naturalienka- binet gefuͤhrt.
Herr Banks empfieng mich uͤberaus guͤtig, und fuhr waͤhrend meines Aufenthalts in London in gleicher Art gegen mich fort. Er verſtattete mir, welches der hoͤchſte Zweck meiner Wuͤnſche war, freyen Zutritt zu ſeinen unvergleichlichen Sammlungen, beſonders aus dem Pflanzenreiche, eine Sammlung, die aus allen Ge- genden des Erdkreiſes zuſammengebracht iſt. Ich brachte ſeitdem alle Vormittage in ſeinem Hauſe zu, und vermehrte, indem ich ſein Herbarium ſtudirte, meine Kenntniſſe in meinem Lieblingsfache. Und da
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Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
hatte, entſchloß ich mich, eine Reiſe nach England vor-
zunehmen, und einen Theil des Winters in London
zuzubringen.
In dieſer Abſicht reiſete ich im November nach
dem Haag, beſah die daſigen, dem Erbſtatthalter zu-
gehoͤrenden koſtbaren Sammlungen von Naturalien
und Kunſtſachen, beſuchte Herrn Lyonets ausgeſuchtes
Konchylienkabinet, reiſete von da nach Rotterdam
und weiter nach Helvoetsluis.
An dem letzteren Orte hinderte mich wiedriger
Wind verſchiedne Tage lang an der Ueberfahrt; und
als ich endlich in Geſellſchaft mehrerer Paſſagiere mit
dem engliſchen Paketboote abſegelte, entſtand ein ſo
heftiger Sturm und zuletzt contrairer Wind, der uns
weit von unſerm Wege abtrieb. Am 14ten December
langte ich endlich in London an.
Hier hatte mein guter Freund und ehemaliger
Univerſitaͤtsgenoſſe, Herr Dryander, fuͤr mich eine
Wohnung beſtellt. Ich ſuchte ihn ſogleich in Herrn
Banks Hauſe auf, wurde von Herrn Doctor Solan-
der auf die hoͤflichſte Art aufgenommen, und durch ihn
Herrn Banks vorgeſtellt, und in deſſen Naturalienka-
binet gefuͤhrt.
Herr Banks empfieng mich uͤberaus guͤtig, und
fuhr waͤhrend meines Aufenthalts in London in gleicher
Art gegen mich fort. Er verſtattete mir, welches der
hoͤchſte Zweck meiner Wuͤnſche war, freyen Zutritt zu
ſeinen unvergleichlichen Sammlungen, beſonders aus
dem Pflanzenreiche, eine Sammlung, die aus allen Ge-
genden des Erdkreiſes zuſammengebracht iſt. Ich
brachte ſeitdem alle Vormittage in ſeinem Hauſe zu,
und vermehrte, indem ich ſein Herbarium ſtudirte,
meine Kenntniſſe in meinem Lieblingsfache. Und da
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/556>, abgerufen am 21.11.2024.
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