Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Batavia nach Japan, u. s. w. gebraucht, auch das Essen und das Theewasser für siekocht, alles rein hält und Gewerbe bestellt. Eine solche Gesellschaft muß man wenigstens drey Tage behalten; man kann sie aber auch länger behalten, so lange man will, wäre es auch ein oder mehrere Jahre. Auch hat man Freyheit, über kurz oder lang zu tauschen. Allein jeden Tag muß das Mädchen, wenn sie länger als drey Tage bleibt, sich am Stadtthore zeigen und den Banjo- sen melden, ob sie länger bleibt, oder nicht. Für jeden Tag werden acht Mas an den Herrn des Mädchens be- zahlt; sie selbst aber muß nicht nur in allem frey gehalten werden, sondern man muß sie auch bisweilen mit seidnen Kleidern, Gürteln, Kopfputz und dergleichen beschenken. Merkwürdig ist es, daß selten eins dieser Mädchen von einem Europäer ein Kind bekommt. Geschieht es, so wird, (wenn es anders wahr ist, was man hier glaubt), zumahl wenn es ein Knabe ist, ums Leben gebracht. Andre haben mich dagegen versichern wollen, daß man solche Kinder genau bewache, bis sie funfzehn Jahr alt sind, und alsdann mit den Holländischen Schiffen nach Batavia schicke. Ich kann indessen nicht glauben, daß zu dem ersteren die Japaner unmenschlich genug seyn sollten; und von dem letzteren hat man kein Exempel. In der Mitte des Octobers wurde es auf unsrer Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. gebraucht, auch das Eſſen und das Theewaſſer fuͤr ſiekocht, alles rein haͤlt und Gewerbe beſtellt. Eine ſolche Geſellſchaft muß man wenigſtens drey Tage behalten; man kann ſie aber auch laͤnger behalten, ſo lange man will, waͤre es auch ein oder mehrere Jahre. Auch hat man Freyheit, uͤber kurz oder lang zu tauſchen. Allein jeden Tag muß das Maͤdchen, wenn ſie laͤnger als drey Tage bleibt, ſich am Stadtthore zeigen und den Banjo- ſen melden, ob ſie laͤnger bleibt, oder nicht. Fuͤr jeden Tag werden acht Mas an den Herrn des Maͤdchens be- zahlt; ſie ſelbſt aber muß nicht nur in allem frey gehalten werden, ſondern man muß ſie auch bisweilen mit ſeidnen Kleidern, Guͤrteln, Kopfputz und dergleichen beſchenken. Merkwuͤrdig iſt es, daß ſelten eins dieſer Maͤdchen von einem Europaͤer ein Kind bekommt. Geſchieht es, ſo wird, (wenn es anders wahr iſt, was man hier glaubt), zumahl wenn es ein Knabe iſt, ums Leben gebracht. Andre haben mich dagegen verſichern wollen, daß man ſolche Kinder genau bewache, bis ſie funfzehn Jahr alt ſind, und alsdann mit den Hollaͤndiſchen Schiffen nach Batavia ſchicke. Ich kann indeſſen nicht glauben, daß zu dem erſteren die Japaner unmenſchlich genug ſeyn ſollten; und von dem letzteren hat man kein Exempel. 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Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
gebraucht, auch das Eſſen und das Theewaſſer fuͤr ſie
kocht, alles rein haͤlt und Gewerbe beſtellt. Eine ſolche
Geſellſchaft muß man wenigſtens drey Tage behalten;
man kann ſie aber auch laͤnger behalten, ſo lange man
will, waͤre es auch ein oder mehrere Jahre. Auch hat
man Freyheit, uͤber kurz oder lang zu tauſchen. Allein
jeden Tag muß das Maͤdchen, wenn ſie laͤnger als drey
Tage bleibt, ſich am Stadtthore zeigen und den Banjo-
ſen melden, ob ſie laͤnger bleibt, oder nicht. Fuͤr jeden
Tag werden acht Mas an den Herrn des Maͤdchens be-
zahlt; ſie ſelbſt aber muß nicht nur in allem frey gehalten
werden, ſondern man muß ſie auch bisweilen mit ſeidnen
Kleidern, Guͤrteln, Kopfputz und dergleichen beſchenken.
Merkwuͤrdig iſt es, daß ſelten eins dieſer Maͤdchen von
einem Europaͤer ein Kind bekommt. Geſchieht es, ſo
wird, (wenn es anders wahr iſt, was man hier glaubt),
zumahl wenn es ein Knabe iſt, ums Leben gebracht.
Andre haben mich dagegen verſichern wollen, daß man
ſolche Kinder genau bewache, bis ſie funfzehn Jahr alt
ſind, und alsdann mit den Hollaͤndiſchen Schiffen nach
Batavia ſchicke. Ich kann indeſſen nicht glauben,
daß zu dem erſteren die Japaner unmenſchlich genug
ſeyn ſollten; und von dem letzteren hat man kein
Exempel.
In der Mitte des Octobers wurde es auf unſrer
Inſel ſchon empfindlich kalt, beſonders ruͤhrte dies von
den ſtarken Oſt- und Nord-Winden her, die jetzt weheten.
Wir fingen daher nun auch ſchon an einzuheitzen. Dies
hilft aber nicht ſehr viel, weil weder Thuͤren noch Fenſter
recht dicht ſind. Das Einheitzen ſelbſt verrichteten wir
mit Kohlen, die aus der Stadt gehohlt, und in einem
großen kupfernen Topfe mit breitem Rande mitten ins
Zimmer geſtellt wurden. Dies muß aber oft wiederhohlt
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