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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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nach der Kaiserl. Residenz-Stadt Jedo.
thun. Und da zur Behauptung des Ansehens der Hol-
ländischen Compagnie, die Pracht in allem groß seyn
muß, mußten auch unsre Bettdecken, Kissen und Ma-
tratzen mit dem kostbarsten durchbrochnen Sammet und
seidnem Stoffe überzogen seyn. Die Japaner, welche
entweder zu Fuß gingen, oder den Weg zu Pferde mach-
ten, waren mit einem kegelförmigen, unter dem Kinn
fest gebundnen Hute; einem Fächer, der zugleich zum
Wegweiser gemacht war; einem Sonnen- oder Re-
genschirme; und zum Theil mit einem Regenmantel ver-
sehen, der aus in Oehl getränktem Papier verfertigt, sehr
weit, und wie eine Feder leicht war. Die, welche zu
Fuß wandern mußten, als: Knechte, Aufwärter und
dergleichen, hatten sich auch mit dünnen Kamaschen und
verschiednen Paaren stroherner Schuhe versorgt, und
ihre weiten, unsern Schlafröcken ähnliche, Röcke auf-
geschürzt.

Diese aus so sehr vielen Menschen bestehende, und
auf so ungleiche Art einher ziehende zahlreiche Caravane,
gab in der That einen schönen Anblick. Uns Europäern
war die Reise gar angenehm und behaglich. Allenthalben
begegnete man uns mit eben der Achtung und Ehrenbe-
zeigung, wie den Großen des Landes selbst. Dazu
sorgte man so für unsre Sicherheit in jeder Rücksicht,
daß uns unmöglich ein Unfall begegnen konnte, und man
bediente uns so, daß wir uns um nichts mehr zu beküm-
mern hatten, als ein Kind, das an der Mutter Brust
liegt. Unsre ganze Beschäfftigung bestand darin, zu
essen, zu trinken, zu schlafen, uns aus- und anzuziehen,
zu unserm Vergnügen zu lesen oder zu schreiben, und uns
tragen zu lassen.

Als wir bey der Brücke, welche die Stadt Nanga-
saki
mit der Factorey verbindet, an die Wache kamen,

Thunbergs Reise. 2. Bandes 1. Theil. E

nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
thun. Und da zur Behauptung des Anſehens der Hol-
laͤndiſchen Compagnie, die Pracht in allem groß ſeyn
muß, mußten auch unſre Bettdecken, Kiſſen und Ma-
tratzen mit dem koſtbarſten durchbrochnen Sammet und
ſeidnem Stoffe uͤberzogen ſeyn. Die Japaner, welche
entweder zu Fuß gingen, oder den Weg zu Pferde mach-
ten, waren mit einem kegelfoͤrmigen, unter dem Kinn
feſt gebundnen Hute; einem Faͤcher, der zugleich zum
Wegweiſer gemacht war; einem Sonnen- oder Re-
genſchirme; und zum Theil mit einem Regenmantel ver-
ſehen, der aus in Oehl getraͤnktem Papier verfertigt, ſehr
weit, und wie eine Feder leicht war. Die, welche zu
Fuß wandern mußten, als: Knechte, Aufwaͤrter und
dergleichen, hatten ſich auch mit duͤnnen Kamaſchen und
verſchiednen Paaren ſtroherner Schuhe verſorgt, und
ihre weiten, unſern Schlafroͤcken aͤhnliche, Roͤcke auf-
geſchuͤrzt.

Dieſe aus ſo ſehr vielen Menſchen beſtehende, und
auf ſo ungleiche Art einher ziehende zahlreiche Caravane,
gab in der That einen ſchoͤnen Anblick. Uns Europaͤern
war die Reiſe gar angenehm und behaglich. Allenthalben
begegnete man uns mit eben der Achtung und Ehrenbe-
zeigung, wie den Großen des Landes ſelbſt. Dazu
ſorgte man ſo fuͤr unſre Sicherheit in jeder Ruͤckſicht,
daß uns unmoͤglich ein Unfall begegnen konnte, und man
bediente uns ſo, daß wir uns um nichts mehr zu bekuͤm-
mern hatten, als ein Kind, das an der Mutter Bruſt
liegt. Unſre ganze Beſchaͤfftigung beſtand darin, zu
eſſen, zu trinken, zu ſchlafen, uns aus- und anzuziehen,
zu unſerm Vergnuͤgen zu leſen oder zu ſchreiben, und uns
tragen zu laſſen.

Als wir bey der Bruͤcke, welche die Stadt Nanga-
ſaki
mit der Factorey verbindet, an die Wache kamen,

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[65/0099] nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo. thun. Und da zur Behauptung des Anſehens der Hol- laͤndiſchen Compagnie, die Pracht in allem groß ſeyn muß, mußten auch unſre Bettdecken, Kiſſen und Ma- tratzen mit dem koſtbarſten durchbrochnen Sammet und ſeidnem Stoffe uͤberzogen ſeyn. Die Japaner, welche entweder zu Fuß gingen, oder den Weg zu Pferde mach- ten, waren mit einem kegelfoͤrmigen, unter dem Kinn feſt gebundnen Hute; einem Faͤcher, der zugleich zum Wegweiſer gemacht war; einem Sonnen- oder Re- genſchirme; und zum Theil mit einem Regenmantel ver- ſehen, der aus in Oehl getraͤnktem Papier verfertigt, ſehr weit, und wie eine Feder leicht war. Die, welche zu Fuß wandern mußten, als: Knechte, Aufwaͤrter und dergleichen, hatten ſich auch mit duͤnnen Kamaſchen und verſchiednen Paaren ſtroherner Schuhe verſorgt, und ihre weiten, unſern Schlafroͤcken aͤhnliche, Roͤcke auf- geſchuͤrzt. Dieſe aus ſo ſehr vielen Menſchen beſtehende, und auf ſo ungleiche Art einher ziehende zahlreiche Caravane, gab in der That einen ſchoͤnen Anblick. Uns Europaͤern war die Reiſe gar angenehm und behaglich. Allenthalben begegnete man uns mit eben der Achtung und Ehrenbe- zeigung, wie den Großen des Landes ſelbſt. Dazu ſorgte man ſo fuͤr unſre Sicherheit in jeder Ruͤckſicht, daß uns unmoͤglich ein Unfall begegnen konnte, und man bediente uns ſo, daß wir uns um nichts mehr zu bekuͤm- mern hatten, als ein Kind, das an der Mutter Bruſt liegt. Unſre ganze Beſchaͤfftigung beſtand darin, zu eſſen, zu trinken, zu ſchlafen, uns aus- und anzuziehen, zu unſerm Vergnuͤgen zu leſen oder zu ſchreiben, und uns tragen zu laſſen. Als wir bey der Bruͤcke, welche die Stadt Nanga- ſaki mit der Factorey verbindet, an die Wache kamen, Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. E

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/99>, abgerufen am 21.11.2024.