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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ich sehe, daß unser Zusammentreffen Sie etwas zu sehr erschüttert, und da Sie vielleicht auf jene Stelle schon mit zu großer Sicherheit gerechnet hatten und wohl in augenblicklicher dringender Verlegenheit sind, so empfangen Sie diesen Ring zu meinem Andenken und zum Zeichen, daß ich ohne allen Groll von Ihnen scheide.

Eduard, welcher indeß Zeit gehabt hatte, sich wieder zu sammeln, trat mit Bescheidenheit einen Schritt zurück, indem er sagte: rechnen Sie es mir, durchlauchtiger Prinz, nicht als Stolz und Uebermuth an, wenn ich dieses Geschenk, welches mir unter andern Umständen höchst ehrenvoll sein würde, in dieser Stunde ausschlage. Ich kann Ihre Art nicht mißbilligen, und Sie erlauben mir gewiß, ebenfalls meinem Gefühle zu folgen.

Junger Mann, sagte der Prinz, ich will Sie nicht verletzen, und da Sie mir Achtung abzwingen, so muß ich Ihnen auch noch sagen, daß wir uns, ungeachtet der sonderbaren Art, unsre Bekanntschaft zu machen, vereinigt hätten, wenn nicht eine Person, die ich achten und der ich glauben muß, und welche Sie vorhin in diesem Saale traf, mir so viel Nachtheiliges von Ihnen gesagt und mich dringend ersucht hätte, auf den Brief keine Rücksicht zu nehmen.

Ich werde, sagte Eduard wieder ganz heiter, dem Beispiele dieser Dame nicht folgen und sie wieder anklagen, noch mich über sie beklagen, da sie gewiß nur ihrer Ueberzeugung gemäß gesprochen hat. Wenn mir aber Ihre Durchlaucht die Gnade erzeigen wollen, das

Ich sehe, daß unser Zusammentreffen Sie etwas zu sehr erschüttert, und da Sie vielleicht auf jene Stelle schon mit zu großer Sicherheit gerechnet hatten und wohl in augenblicklicher dringender Verlegenheit sind, so empfangen Sie diesen Ring zu meinem Andenken und zum Zeichen, daß ich ohne allen Groll von Ihnen scheide.

Eduard, welcher indeß Zeit gehabt hatte, sich wieder zu sammeln, trat mit Bescheidenheit einen Schritt zurück, indem er sagte: rechnen Sie es mir, durchlauchtiger Prinz, nicht als Stolz und Uebermuth an, wenn ich dieses Geschenk, welches mir unter andern Umständen höchst ehrenvoll sein würde, in dieser Stunde ausschlage. Ich kann Ihre Art nicht mißbilligen, und Sie erlauben mir gewiß, ebenfalls meinem Gefühle zu folgen.

Junger Mann, sagte der Prinz, ich will Sie nicht verletzen, und da Sie mir Achtung abzwingen, so muß ich Ihnen auch noch sagen, daß wir uns, ungeachtet der sonderbaren Art, unsre Bekanntschaft zu machen, vereinigt hätten, wenn nicht eine Person, die ich achten und der ich glauben muß, und welche Sie vorhin in diesem Saale traf, mir so viel Nachtheiliges von Ihnen gesagt und mich dringend ersucht hätte, auf den Brief keine Rücksicht zu nehmen.

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[0087] Ich sehe, daß unser Zusammentreffen Sie etwas zu sehr erschüttert, und da Sie vielleicht auf jene Stelle schon mit zu großer Sicherheit gerechnet hatten und wohl in augenblicklicher dringender Verlegenheit sind, so empfangen Sie diesen Ring zu meinem Andenken und zum Zeichen, daß ich ohne allen Groll von Ihnen scheide. Eduard, welcher indeß Zeit gehabt hatte, sich wieder zu sammeln, trat mit Bescheidenheit einen Schritt zurück, indem er sagte: rechnen Sie es mir, durchlauchtiger Prinz, nicht als Stolz und Uebermuth an, wenn ich dieses Geschenk, welches mir unter andern Umständen höchst ehrenvoll sein würde, in dieser Stunde ausschlage. Ich kann Ihre Art nicht mißbilligen, und Sie erlauben mir gewiß, ebenfalls meinem Gefühle zu folgen. Junger Mann, sagte der Prinz, ich will Sie nicht verletzen, und da Sie mir Achtung abzwingen, so muß ich Ihnen auch noch sagen, daß wir uns, ungeachtet der sonderbaren Art, unsre Bekanntschaft zu machen, vereinigt hätten, wenn nicht eine Person, die ich achten und der ich glauben muß, und welche Sie vorhin in diesem Saale traf, mir so viel Nachtheiliges von Ihnen gesagt und mich dringend ersucht hätte, auf den Brief keine Rücksicht zu nehmen. Ich werde, sagte Eduard wieder ganz heiter, dem Beispiele dieser Dame nicht folgen und sie wieder anklagen, noch mich über sie beklagen, da sie gewiß nur ihrer Ueberzeugung gemäß gesprochen hat. Wenn mir aber Ihre Durchlaucht die Gnade erzeigen wollen, das

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/87>, abgerufen am 04.12.2024.