um die Künste eines Schulpferdes zu beküm- mern; ich will Zeug durch einander schwatzen, daß Du glauben sollst, ein Fragment aus einem unsrer neusten Romane zu lesen. Wenn es nur Worte sind, so hab' ich die Rechnung bezahlt, und ich habe mir einmahl vorgenommen, daß das, was ich hier angefangen habe, ein Brief werden soll, und nun soll er auch wahrhaftig zu Stande kommen, und sollt' ich mich genöthigt sehn, einige rührende Betrachtungen über die Entfernung zweier Freunde mit einfließen zu lassen.
Ich fange an, mir hier in Bonstreet zum Theile weniger, zum Theile besser als ehedem zu gefallen. Der gänzliche Müßiggang behagt mir nicht recht, und doch würd' es mir schwer wer- den, ihn aufzugeben. Der Mensch ist ein wah- res Kind, er weiß nie recht, was er eigentlich will, er schreit und heult, und eine blecherne Klapper kann ihn zufrieden und glücklich ma- chen; im folgenden Augenblicke wird sie wieder weggeworfen, und er sieht sich um, was er denn nun wohl wünschen könne. Glücklich ist dabei noch immer der, der einer Klapper oder einer Rosine habhaft werden kann: mischt sich aber
um die Kuͤnſte eines Schulpferdes zu bekuͤm- mern; ich will Zeug durch einander ſchwatzen, daß Du glauben ſollſt, ein Fragment aus einem unſrer neuſten Romane zu leſen. Wenn es nur Worte ſind, ſo hab’ ich die Rechnung bezahlt, und ich habe mir einmahl vorgenommen, daß das, was ich hier angefangen habe, ein Brief werden ſoll, und nun ſoll er auch wahrhaftig zu Stande kommen, und ſollt’ ich mich genoͤthigt ſehn, einige ruͤhrende Betrachtungen uͤber die Entfernung zweier Freunde mit einfließen zu laſſen.
Ich fange an, mir hier in Bonſtreet zum Theile weniger, zum Theile beſſer als ehedem zu gefallen. Der gaͤnzliche Muͤßiggang behagt mir nicht recht, und doch wuͤrd’ es mir ſchwer wer- den, ihn aufzugeben. Der Menſch iſt ein wah- res Kind, er weiß nie recht, was er eigentlich will, er ſchreit und heult, und eine blecherne Klapper kann ihn zufrieden und gluͤcklich ma- chen; im folgenden Augenblicke wird ſie wieder weggeworfen, und er ſieht ſich um, was er denn nun wohl wuͤnſchen koͤnne. Gluͤcklich iſt dabei noch immer der, der einer Klapper oder einer Roſine habhaft werden kann: miſcht ſich aber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0135"n="127[125]"/>
um die Kuͤnſte eines Schulpferdes zu bekuͤm-<lb/>
mern; ich will Zeug durch einander ſchwatzen,<lb/>
daß Du glauben ſollſt, ein Fragment aus einem<lb/>
unſrer neuſten Romane zu leſen. Wenn es nur<lb/>
Worte ſind, ſo hab’ ich die Rechnung bezahlt,<lb/>
und ich habe mir einmahl vorgenommen, daß<lb/>
das, was ich hier angefangen habe, ein Brief<lb/>
werden ſoll, und nun ſoll er auch wahrhaftig zu<lb/>
Stande kommen, und ſollt’ ich mich genoͤthigt<lb/>ſehn, einige ruͤhrende Betrachtungen uͤber die<lb/>
Entfernung zweier Freunde mit einfließen zu<lb/>
laſſen.</p><lb/><p>Ich fange an, mir hier in Bonſtreet zum<lb/>
Theile weniger, zum Theile beſſer als ehedem zu<lb/>
gefallen. Der gaͤnzliche Muͤßiggang behagt mir<lb/>
nicht recht, und doch wuͤrd’ es mir ſchwer wer-<lb/>
den, ihn aufzugeben. Der Menſch iſt ein wah-<lb/>
res Kind, er weiß nie recht, was er eigentlich<lb/>
will, er ſchreit und heult, und eine blecherne<lb/>
Klapper kann ihn zufrieden und gluͤcklich ma-<lb/>
chen; im folgenden Augenblicke wird ſie wieder<lb/>
weggeworfen, und er ſieht ſich um, was er denn<lb/>
nun wohl wuͤnſchen koͤnne. Gluͤcklich iſt dabei<lb/>
noch immer der, der einer Klapper oder einer<lb/>
Roſine habhaft werden kann: miſcht ſich aber<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[127[125]/0135]
um die Kuͤnſte eines Schulpferdes zu bekuͤm-
mern; ich will Zeug durch einander ſchwatzen,
daß Du glauben ſollſt, ein Fragment aus einem
unſrer neuſten Romane zu leſen. Wenn es nur
Worte ſind, ſo hab’ ich die Rechnung bezahlt,
und ich habe mir einmahl vorgenommen, daß
das, was ich hier angefangen habe, ein Brief
werden ſoll, und nun ſoll er auch wahrhaftig zu
Stande kommen, und ſollt’ ich mich genoͤthigt
ſehn, einige ruͤhrende Betrachtungen uͤber die
Entfernung zweier Freunde mit einfließen zu
laſſen.
Ich fange an, mir hier in Bonſtreet zum
Theile weniger, zum Theile beſſer als ehedem zu
gefallen. Der gaͤnzliche Muͤßiggang behagt mir
nicht recht, und doch wuͤrd’ es mir ſchwer wer-
den, ihn aufzugeben. Der Menſch iſt ein wah-
res Kind, er weiß nie recht, was er eigentlich
will, er ſchreit und heult, und eine blecherne
Klapper kann ihn zufrieden und gluͤcklich ma-
chen; im folgenden Augenblicke wird ſie wieder
weggeworfen, und er ſieht ſich um, was er denn
nun wohl wuͤnſchen koͤnne. Gluͤcklich iſt dabei
noch immer der, der einer Klapper oder einer
Roſine habhaft werden kann: miſcht ſich aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 127[125]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/135>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.