es auch wohl wissen, Thomas, daß einem manch- mal Menschen zuwider sind, aber man kann es nicht herauskriegen, wie es in aller Welt zu- geht; so geht es mir mit dem Herrn Rose, der aus Italien gebürtig ist. Wir haben noch eine neue Gesellschaft an dem Herrn Balder, der aus der Gegend von Deutschland ist, den mag ich viel lieber leiden: wenn er auch oft etwas verdrüßlich aussieht, so ist ihm doch immer recht freundschaftlich zu Muthe, er ist ein sehr guter Freund von meinem Herrn William, der Dich auch bei der Gelegenheit herzlich wieder grüßen läßt. Wir bedauern beide die gute Tante, die in Waterhall gestorben ist, aus allen Kräften, aber es kann ihr doch nichts mehr hel- fen; allein es ist unsre Schuldigkeit und Deine auch, Thomas, und ich traue Dir auch so viel christliche Nächstenliebe zu, daß Du im Stillen dies Bedauern für Dich treibst, wenn Du mir auch in Deinem Briefe nichts davon geschrie- ben hast.
Was mich wundern soll, ist, wie das Ita- lien aussehn wird, die Landkarte davon kommt mir närrisch genug vor, an einigen Orten ist es so enge, daß sich schwerlich zwei Wagen aus-
es auch wohl wiſſen, Thomas, daß einem manch- mal Menſchen zuwider ſind, aber man kann es nicht herauskriegen, wie es in aller Welt zu- geht; ſo geht es mir mit dem Herrn Roſe, der aus Italien gebuͤrtig iſt. Wir haben noch eine neue Geſellſchaft an dem Herrn Balder, der aus der Gegend von Deutſchland iſt, den mag ich viel lieber leiden: wenn er auch oft etwas verdruͤßlich ausſieht, ſo iſt ihm doch immer recht freundſchaftlich zu Muthe, er iſt ein ſehr guter Freund von meinem Herrn William, der Dich auch bei der Gelegenheit herzlich wieder gruͤßen laͤßt. Wir bedauern beide die gute Tante, die in Waterhall geſtorben iſt, aus allen Kraͤften, aber es kann ihr doch nichts mehr hel- fen; allein es iſt unſre Schuldigkeit und Deine auch, Thomas, und ich traue Dir auch ſo viel chriſtliche Naͤchſtenliebe zu, daß Du im Stillen dies Bedauern fuͤr Dich treibſt, wenn Du mir auch in Deinem Briefe nichts davon geſchrie- ben haſt.
Was mich wundern ſoll, iſt, wie das Ita- lien ausſehn wird, die Landkarte davon kommt mir naͤrriſch genug vor, an einigen Orten iſt es ſo enge, daß ſich ſchwerlich zwei Wagen aus-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0172"n="164[162]"/>
es auch wohl wiſſen, Thomas, daß einem manch-<lb/>
mal Menſchen zuwider ſind, aber man kann es<lb/>
nicht herauskriegen, wie es in aller Welt zu-<lb/>
geht; ſo geht es mir mit dem Herrn Roſe, der<lb/>
aus Italien gebuͤrtig iſt. Wir haben noch eine<lb/>
neue Geſellſchaft an dem Herrn <hirendition="#g">Balder</hi>, der<lb/>
aus der Gegend von Deutſchland iſt, den mag<lb/>
ich viel lieber leiden: wenn er auch oft etwas<lb/>
verdruͤßlich ausſieht, ſo iſt ihm doch immer<lb/>
recht freundſchaftlich zu Muthe, er iſt ein ſehr<lb/>
guter Freund von meinem Herrn William, der<lb/>
Dich auch bei der Gelegenheit herzlich wieder<lb/>
gruͤßen laͤßt. Wir bedauern beide die gute<lb/>
Tante, die in Waterhall geſtorben iſt, aus allen<lb/>
Kraͤften, aber es kann ihr doch nichts mehr hel-<lb/>
fen; allein es iſt unſre Schuldigkeit und Deine<lb/>
auch, Thomas, und ich traue Dir auch ſo viel<lb/>
chriſtliche Naͤchſtenliebe zu, daß Du im Stillen<lb/>
dies Bedauern fuͤr Dich treibſt, wenn Du mir<lb/>
auch in Deinem Briefe nichts davon geſchrie-<lb/>
ben haſt.</p><lb/><p>Was mich wundern ſoll, iſt, wie das Ita-<lb/>
lien ausſehn wird, die Landkarte davon kommt<lb/>
mir naͤrriſch genug vor, an einigen Orten iſt es<lb/>ſo enge, daß ſich ſchwerlich zwei Wagen aus-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[164[162]/0172]
es auch wohl wiſſen, Thomas, daß einem manch-
mal Menſchen zuwider ſind, aber man kann es
nicht herauskriegen, wie es in aller Welt zu-
geht; ſo geht es mir mit dem Herrn Roſe, der
aus Italien gebuͤrtig iſt. Wir haben noch eine
neue Geſellſchaft an dem Herrn Balder, der
aus der Gegend von Deutſchland iſt, den mag
ich viel lieber leiden: wenn er auch oft etwas
verdruͤßlich ausſieht, ſo iſt ihm doch immer
recht freundſchaftlich zu Muthe, er iſt ein ſehr
guter Freund von meinem Herrn William, der
Dich auch bei der Gelegenheit herzlich wieder
gruͤßen laͤßt. Wir bedauern beide die gute
Tante, die in Waterhall geſtorben iſt, aus allen
Kraͤften, aber es kann ihr doch nichts mehr hel-
fen; allein es iſt unſre Schuldigkeit und Deine
auch, Thomas, und ich traue Dir auch ſo viel
chriſtliche Naͤchſtenliebe zu, daß Du im Stillen
dies Bedauern fuͤr Dich treibſt, wenn Du mir
auch in Deinem Briefe nichts davon geſchrie-
ben haſt.
Was mich wundern ſoll, iſt, wie das Ita-
lien ausſehn wird, die Landkarte davon kommt
mir naͤrriſch genug vor, an einigen Orten iſt es
ſo enge, daß ſich ſchwerlich zwei Wagen aus-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 164[162]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/172>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.