Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
29.
Walter Lovell an seinen Sohn William.


Der Onkel Deines Freundes Mortimer liegt
auf dem Sterbebette und wünscht nichts sehnli-
cher, als seinen Neffen vor seinem Tode zu sehn:
Du wirst Dich also wahrscheinlich von ihm
trennen müssen und Deine Reise ohne ihn fort-
setzen. -- Ich weiß, daß Du keinen Aufseher
brauchst, und da Dich zwei andere Freunde
nach Italien begleiten werden, so wirst Du ihn
weniger vermissen. Ich wünsche nicht, daß er
sich durch Gewissenhaftigkeit, oder eine Idee
von Verbindlichkeit gegen Dich zurückhalten
ließe, denn ihn scheint hier in London ein Pro-
zeß zu erwarten, der ihm vielleicht, wenn er
nicht selbst gegenwärtig wäre, in Ansehung der
Erbschaft manche Schwierigkeit machen könnte;
darum sage ihm nur, daß er sich selbst keine
eingebildeten Hindernisse in den Weg legen soll,
abzureisen. --

Meine Gesundheit scheint itzt fester zu stehn,
als jemahls, aber mein Prozeß mit Lord Bur-

29.
Walter Lovell an ſeinen Sohn William.


Der Onkel Deines Freundes Mortimer liegt
auf dem Sterbebette und wuͤnſcht nichts ſehnli-
cher, als ſeinen Neffen vor ſeinem Tode zu ſehn:
Du wirſt Dich alſo wahrſcheinlich von ihm
trennen muͤſſen und Deine Reiſe ohne ihn fort-
ſetzen. — Ich weiß, daß Du keinen Aufſeher
brauchſt, und da Dich zwei andere Freunde
nach Italien begleiten werden, ſo wirſt Du ihn
weniger vermiſſen. Ich wuͤnſche nicht, daß er
ſich durch Gewiſſenhaftigkeit, oder eine Idee
von Verbindlichkeit gegen Dich zuruͤckhalten
ließe, denn ihn ſcheint hier in London ein Pro-
zeß zu erwarten, der ihm vielleicht, wenn er
nicht ſelbſt gegenwaͤrtig waͤre, in Anſehung der
Erbſchaft manche Schwierigkeit machen koͤnnte;
darum ſage ihm nur, daß er ſich ſelbſt keine
eingebildeten Hinderniſſe in den Weg legen ſoll,
abzureiſen. —

Meine Geſundheit ſcheint itzt feſter zu ſtehn,
als jemahls, aber mein Prozeß mit Lord Bur-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0191" n="183[181]"/>
        <div n="2">
          <head>29.<lb/>
Walter Lovell an &#x017F;einen Sohn William.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">London.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Onkel Deines Freundes Mortimer liegt<lb/>
auf dem Sterbebette und wu&#x0364;n&#x017F;cht nichts &#x017F;ehnli-<lb/>
cher, als &#x017F;einen Neffen vor &#x017F;einem Tode zu &#x017F;ehn:<lb/>
Du wir&#x017F;t Dich al&#x017F;o wahr&#x017F;cheinlich von ihm<lb/>
trennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Deine Rei&#x017F;e ohne ihn fort-<lb/>
&#x017F;etzen. &#x2014; Ich weiß, daß Du keinen Auf&#x017F;eher<lb/>
brauch&#x017F;t, und da Dich zwei andere Freunde<lb/>
nach Italien begleiten werden, &#x017F;o wir&#x017F;t Du ihn<lb/>
weniger vermi&#x017F;&#x017F;en. Ich wu&#x0364;n&#x017F;che nicht, daß er<lb/>
&#x017F;ich durch Gewi&#x017F;&#x017F;enhaftigkeit, oder eine Idee<lb/>
von Verbindlichkeit gegen Dich zuru&#x0364;ckhalten<lb/>
ließe, denn ihn &#x017F;cheint hier in London ein Pro-<lb/>
zeß zu erwarten, der ihm vielleicht, wenn er<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t gegenwa&#x0364;rtig wa&#x0364;re, in An&#x017F;ehung der<lb/>
Erb&#x017F;chaft manche Schwierigkeit machen ko&#x0364;nnte;<lb/>
darum &#x017F;age ihm nur, daß er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t keine<lb/>
eingebildeten Hinderni&#x017F;&#x017F;e in den Weg legen &#x017F;oll,<lb/>
abzurei&#x017F;en. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Meine Ge&#x017F;undheit &#x017F;cheint itzt fe&#x017F;ter zu &#x017F;tehn,<lb/>
als jemahls, aber mein Prozeß mit Lord <hi rendition="#g">Bur</hi>-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183[181]/0191] 29. Walter Lovell an ſeinen Sohn William. London. Der Onkel Deines Freundes Mortimer liegt auf dem Sterbebette und wuͤnſcht nichts ſehnli- cher, als ſeinen Neffen vor ſeinem Tode zu ſehn: Du wirſt Dich alſo wahrſcheinlich von ihm trennen muͤſſen und Deine Reiſe ohne ihn fort- ſetzen. — Ich weiß, daß Du keinen Aufſeher brauchſt, und da Dich zwei andere Freunde nach Italien begleiten werden, ſo wirſt Du ihn weniger vermiſſen. Ich wuͤnſche nicht, daß er ſich durch Gewiſſenhaftigkeit, oder eine Idee von Verbindlichkeit gegen Dich zuruͤckhalten ließe, denn ihn ſcheint hier in London ein Pro- zeß zu erwarten, der ihm vielleicht, wenn er nicht ſelbſt gegenwaͤrtig waͤre, in Anſehung der Erbſchaft manche Schwierigkeit machen koͤnnte; darum ſage ihm nur, daß er ſich ſelbſt keine eingebildeten Hinderniſſe in den Weg legen ſoll, abzureiſen. — Meine Geſundheit ſcheint itzt feſter zu ſtehn, als jemahls, aber mein Prozeß mit Lord Bur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/191
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 183[181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/191>, abgerufen am 24.11.2024.