herkommen, um es zu sehn. Das ist nun auch gewiß der Mühe werth. -- Was das lustigste dabei ist, ist, daß den Pferden bei der Gelegen- heit eiserne Kugeln mit Sporen über den Bu- ckel gelegt werden, wenn sie nun anfangen zu laufen, so stechen sie sich damit selbst und ganz freiwillig, weil die Kugeln immer hin und her- gehn. Wenn die Pferde nur etwas mehr Ver- stand hätten, so könnte man sie so auf die herr- lichste Art ganz allein Courier reiten lassen, aber dazu fehlt ihnen noch bis jezt die Einsicht; ob ich freilich wohl in England ein Paar Pfer- de gesehn habe, die soviele Kunststücke machten, daß sie gewiß mehr Verstand haben müssen, als etliche von meinen besten Freunden; ja manches darunter hätte ich selber nicht nachmachen kön- nen. Aber die Gaben sind oft wunderlich vertheilt.
Von den Gemählden, und vielen andern Sa- chen, die wir hier alle Tage besehen, kann ich nicht viel halten, ich weiß freilich nicht warum, aber sie gefallen mir doch nicht recht. Mitun- ter sind einige freilich wohl recht schön, manch- mahl ist das Obst so natürlich, daß man es es- sen möchte, von diesen hält mein Herr und Herr
Lovell, I. Bd. P
herkommen, um es zu ſehn. Das iſt nun auch gewiß der Muͤhe werth. — Was das luſtigſte dabei iſt, iſt, daß den Pferden bei der Gelegen- heit eiſerne Kugeln mit Sporen uͤber den Bu- ckel gelegt werden, wenn ſie nun anfangen zu laufen, ſo ſtechen ſie ſich damit ſelbſt und ganz freiwillig, weil die Kugeln immer hin und her- gehn. Wenn die Pferde nur etwas mehr Ver- ſtand haͤtten, ſo koͤnnte man ſie ſo auf die herr- lichſte Art ganz allein Courier reiten laſſen, aber dazu fehlt ihnen noch bis jezt die Einſicht; ob ich freilich wohl in England ein Paar Pfer- de geſehn habe, die ſoviele Kunſtſtuͤcke machten, daß ſie gewiß mehr Verſtand haben muͤſſen, als etliche von meinen beſten Freunden; ja manches darunter haͤtte ich ſelber nicht nachmachen koͤn- nen. Aber die Gaben ſind oft wunderlich vertheilt.
Von den Gemaͤhlden, und vielen andern Sa- chen, die wir hier alle Tage beſehen, kann ich nicht viel halten, ich weiß freilich nicht warum, aber ſie gefallen mir doch nicht recht. Mitun- ter ſind einige freilich wohl recht ſchoͤn, manch- mahl iſt das Obſt ſo natuͤrlich, daß man es eſ- ſen moͤchte, von dieſen haͤlt mein Herr und Herr
Lovell, I. Bd. P
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[225[223]/0233]
herkommen, um es zu ſehn. Das iſt nun auch
gewiß der Muͤhe werth. — Was das luſtigſte
dabei iſt, iſt, daß den Pferden bei der Gelegen-
heit eiſerne Kugeln mit Sporen uͤber den Bu-
ckel gelegt werden, wenn ſie nun anfangen zu
laufen, ſo ſtechen ſie ſich damit ſelbſt und ganz
freiwillig, weil die Kugeln immer hin und her-
gehn. Wenn die Pferde nur etwas mehr Ver-
ſtand haͤtten, ſo koͤnnte man ſie ſo auf die herr-
lichſte Art ganz allein Courier reiten laſſen,
aber dazu fehlt ihnen noch bis jezt die Einſicht;
ob ich freilich wohl in England ein Paar Pfer-
de geſehn habe, die ſoviele Kunſtſtuͤcke machten,
daß ſie gewiß mehr Verſtand haben muͤſſen, als
etliche von meinen beſten Freunden; ja manches
darunter haͤtte ich ſelber nicht nachmachen koͤn-
nen. Aber die Gaben ſind oft wunderlich
vertheilt.
Von den Gemaͤhlden, und vielen andern Sa-
chen, die wir hier alle Tage beſehen, kann ich
nicht viel halten, ich weiß freilich nicht warum,
aber ſie gefallen mir doch nicht recht. Mitun-
ter ſind einige freilich wohl recht ſchoͤn, manch-
mahl iſt das Obſt ſo natuͤrlich, daß man es eſ-
ſen moͤchte, von dieſen haͤlt mein Herr und Herr
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 225[223]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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