mit vielen Lobeserhebungen spreche. -- Ich glaubte meines Glücks schon gewiß zu seyn, ich machte hundert Entwürfe, ich dankte Waterloo wie ein entzückter Liebhaber, ich schwur, daß ich ihn mehr als meinen Vater, oder jeden andern Menschen liebe. -- Meine Zuneigung für Lady Milford fing sich itzt an öffentlicher zu zeigen, ich war weniger scheu und zurückhaltend, meine Liebe ward erwiedert, ich war der glücklichste Mensch unter der Sonne.
Plötzlich ward meine Freude durch einen Schlag unterbrochen, der für mich desto schreck- licher war, je weniger ich ihn erwartet hatte. Ich erhielt an einem Morgen ein Billet vom Lord Milford, worinn er mich in wenigen Wor- ten bat, ich möchte künftig aus Ursachen, die er mir itzt nicht deutlich machen könne, sein Haus vermeiden. -- Ich stand lange wie be- täubt, ich konnte mich kaum von der Wirklich- keit dessen, was ich las, überzeugen. Ich such- te hundert Ursachen zu entdecken, die diesen Schritt hervorgebracht hätten, aber keine war befriedigend; ich ritt eiligst nach dem Landgute Milfords, um mit ihm selber zu sprechen, um mir dies Räthsel erklären zu lassen, aber ich
mit vielen Lobeserhebungen ſpreche. — Ich glaubte meines Gluͤcks ſchon gewiß zu ſeyn, ich machte hundert Entwuͤrfe, ich dankte Waterloo wie ein entzuͤckter Liebhaber, ich ſchwur, daß ich ihn mehr als meinen Vater, oder jeden andern Menſchen liebe. — Meine Zuneigung fuͤr Lady Milford fing ſich itzt an oͤffentlicher zu zeigen, ich war weniger ſcheu und zuruͤckhaltend, meine Liebe ward erwiedert, ich war der gluͤcklichſte Menſch unter der Sonne.
Ploͤtzlich ward meine Freude durch einen Schlag unterbrochen, der fuͤr mich deſto ſchreck- licher war, je weniger ich ihn erwartet hatte. Ich erhielt an einem Morgen ein Billet vom Lord Milford, worinn er mich in wenigen Wor- ten bat, ich moͤchte kuͤnftig aus Urſachen, die er mir itzt nicht deutlich machen koͤnne, ſein Haus vermeiden. — Ich ſtand lange wie be- taͤubt, ich konnte mich kaum von der Wirklich- keit deſſen, was ich las, uͤberzeugen. Ich ſuch- te hundert Urſachen zu entdecken, die dieſen Schritt hervorgebracht haͤtten, aber keine war befriedigend; ich ritt eiligſt nach dem Landgute Milfords, um mit ihm ſelber zu ſprechen, um mir dies Raͤthſel erklaͤren zu laſſen, aber ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0260"n="252[250]"/>
mit vielen Lobeserhebungen ſpreche. — Ich<lb/>
glaubte meines Gluͤcks ſchon gewiß zu ſeyn, ich<lb/>
machte hundert Entwuͤrfe, ich dankte Waterloo<lb/>
wie ein entzuͤckter Liebhaber, ich ſchwur, daß ich<lb/>
ihn mehr als meinen Vater, oder jeden andern<lb/>
Menſchen liebe. — Meine Zuneigung fuͤr Lady<lb/>
Milford fing ſich itzt an oͤffentlicher zu zeigen,<lb/>
ich war weniger ſcheu und zuruͤckhaltend, meine<lb/>
Liebe ward erwiedert, ich war der gluͤcklichſte<lb/>
Menſch unter der Sonne.</p><lb/><p>Ploͤtzlich ward meine Freude durch einen<lb/>
Schlag unterbrochen, der fuͤr mich deſto ſchreck-<lb/>
licher war, je weniger ich ihn erwartet hatte.<lb/>
Ich erhielt an einem Morgen ein Billet vom<lb/>
Lord Milford, worinn er mich in wenigen Wor-<lb/>
ten bat, ich moͤchte kuͤnftig aus Urſachen, die<lb/>
er mir itzt nicht deutlich machen koͤnne, ſein<lb/>
Haus vermeiden. — Ich ſtand lange wie be-<lb/>
taͤubt, ich konnte mich kaum von der Wirklich-<lb/>
keit deſſen, was ich las, uͤberzeugen. Ich ſuch-<lb/>
te hundert Urſachen zu <choice><sic>entdeckeu</sic><corr>entdecken</corr></choice>, die dieſen<lb/>
Schritt hervorgebracht haͤtten, aber keine war<lb/>
befriedigend; ich ritt eiligſt nach dem Landgute<lb/>
Milfords, um mit ihm ſelber zu ſprechen, um<lb/>
mir dies Raͤthſel erklaͤren zu laſſen, aber ich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[252[250]/0260]
mit vielen Lobeserhebungen ſpreche. — Ich
glaubte meines Gluͤcks ſchon gewiß zu ſeyn, ich
machte hundert Entwuͤrfe, ich dankte Waterloo
wie ein entzuͤckter Liebhaber, ich ſchwur, daß ich
ihn mehr als meinen Vater, oder jeden andern
Menſchen liebe. — Meine Zuneigung fuͤr Lady
Milford fing ſich itzt an oͤffentlicher zu zeigen,
ich war weniger ſcheu und zuruͤckhaltend, meine
Liebe ward erwiedert, ich war der gluͤcklichſte
Menſch unter der Sonne.
Ploͤtzlich ward meine Freude durch einen
Schlag unterbrochen, der fuͤr mich deſto ſchreck-
licher war, je weniger ich ihn erwartet hatte.
Ich erhielt an einem Morgen ein Billet vom
Lord Milford, worinn er mich in wenigen Wor-
ten bat, ich moͤchte kuͤnftig aus Urſachen, die
er mir itzt nicht deutlich machen koͤnne, ſein
Haus vermeiden. — Ich ſtand lange wie be-
taͤubt, ich konnte mich kaum von der Wirklich-
keit deſſen, was ich las, uͤberzeugen. Ich ſuch-
te hundert Urſachen zu entdecken, die dieſen
Schritt hervorgebracht haͤtten, aber keine war
befriedigend; ich ritt eiligſt nach dem Landgute
Milfords, um mit ihm ſelber zu ſprechen, um
mir dies Raͤthſel erklaͤren zu laſſen, aber ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 252[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/260>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.