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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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darüber mit ihrer liebenswürdigen Offenherzig-
keit geklagt, und ist es Leichtsinn, der Lovell ab-
hält, so verdient er wirklich nicht die Betrüb-
niß dieser schönen Seele.

Karl, ich mache mir unendlich oft Vorwürfe,
daß ich sie so oft sehe, ich mache mir einen
Vorwurf daraus, daß ich durch meine Zunei-
gung Lovell beleidige, und dann wieder -- darf
er je die Einwilligung seines Vaters zu dieser
Verbindung hoffen? und liebt er sie auch wirk-
lich? Hat er sie nicht vielleicht schon verges-
sen? -- Wenn dies der Fall wäre, vielleicht
daß sie dann ihre Liebe nach und nach zu mir
übertrüge. -- Dann, Karl, hab' ich mir einen
schönen Plan ausgedacht, glaube mir, daß man
erst als Hausvater ein eigentlicher Bürger die-
ser Erde wird; sie würde dann mein Weib, ich
habe mir schon einen stillen reizenden Ort aus-
gesucht, wo ich mich dann anbauen will. Ich
habe mir keinen poetischen und empfindsamen
Plan entworfen, ich habe alles genau gegenein-
ander berechnet, ich weiß so ziemlich, welche
Freuden man von dieser Welt zu erwarten hat,
und meine Foderungen sind also nicht zu hoch
gespannt; ich habe mir das Vergnügen gemacht,

daruͤber mit ihrer liebenswuͤrdigen Offenherzig-
keit geklagt, und iſt es Leichtſinn, der Lovell ab-
haͤlt, ſo verdient er wirklich nicht die Betruͤb-
niß dieſer ſchoͤnen Seele.

Karl, ich mache mir unendlich oft Vorwuͤrfe,
daß ich ſie ſo oft ſehe, ich mache mir einen
Vorwurf daraus, daß ich durch meine Zunei-
gung Lovell beleidige, und dann wieder — darf
er je die Einwilligung ſeines Vaters zu dieſer
Verbindung hoffen? und liebt er ſie auch wirk-
lich? Hat er ſie nicht vielleicht ſchon vergeſ-
ſen? — Wenn dies der Fall waͤre, vielleicht
daß ſie dann ihre Liebe nach und nach zu mir
uͤbertruͤge. — Dann, Karl, hab’ ich mir einen
ſchoͤnen Plan ausgedacht, glaube mir, daß man
erſt als Hausvater ein eigentlicher Buͤrger die-
ſer Erde wird; ſie wuͤrde dann mein Weib, ich
habe mir ſchon einen ſtillen reizenden Ort aus-
geſucht, wo ich mich dann anbauen will. Ich
habe mir keinen poetiſchen und empfindſamen
Plan entworfen, ich habe alles genau gegenein-
ander berechnet, ich weiß ſo ziemlich, welche
Freuden man von dieſer Welt zu erwarten hat,
und meine Foderungen ſind alſo nicht zu hoch
geſpannt; ich habe mir das Vergnuͤgen gemacht,

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[285[283]/0293] daruͤber mit ihrer liebenswuͤrdigen Offenherzig- keit geklagt, und iſt es Leichtſinn, der Lovell ab- haͤlt, ſo verdient er wirklich nicht die Betruͤb- niß dieſer ſchoͤnen Seele. Karl, ich mache mir unendlich oft Vorwuͤrfe, daß ich ſie ſo oft ſehe, ich mache mir einen Vorwurf daraus, daß ich durch meine Zunei- gung Lovell beleidige, und dann wieder — darf er je die Einwilligung ſeines Vaters zu dieſer Verbindung hoffen? und liebt er ſie auch wirk- lich? Hat er ſie nicht vielleicht ſchon vergeſ- ſen? — Wenn dies der Fall waͤre, vielleicht daß ſie dann ihre Liebe nach und nach zu mir uͤbertruͤge. — Dann, Karl, hab’ ich mir einen ſchoͤnen Plan ausgedacht, glaube mir, daß man erſt als Hausvater ein eigentlicher Buͤrger die- ſer Erde wird; ſie wuͤrde dann mein Weib, ich habe mir ſchon einen ſtillen reizenden Ort aus- geſucht, wo ich mich dann anbauen will. Ich habe mir keinen poetiſchen und empfindſamen Plan entworfen, ich habe alles genau gegenein- ander berechnet, ich weiß ſo ziemlich, welche Freuden man von dieſer Welt zu erwarten hat, und meine Foderungen ſind alſo nicht zu hoch geſpannt; ich habe mir das Vergnuͤgen gemacht,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 285[283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/293>, abgerufen am 22.11.2024.