30. William Lovell an seinen Freund Eduard Burton.
Rom.
Du klagst darüber, daß ich Dir und meinem Vater in so langer Zeit nicht geschrieben habe? Du siehst, daß ich in diesem Briefe meinen Fehler wieder gut zu machen suche; besorge die Einlage an meinen Vater.
O ja, theurer Freund, ich fürchte selbst es ist schon lange, daß ich Dir nicht geschrieben habe. Alles hier hat mich verwickelt und ver- strickt, eine Gesellschaft, eine Zerstreuung hat mich der andern aus dem Arme genommen; ich bin in ein Labyrinth hineingerathen, in welchem ich nur an Deiner Hand, durch Deine Hülfe, lieber Eduard, wieder an's Tageslicht finden kann. O mir ist, als säß' ich in eisernen Banden und träumte vergebens von Befreiung, alles umher, was ich ansehe, wird mir zu einem Ge- heimnisse, ganz Italien kommt mir wie ein Kerker vor, in welchem mich ein böser Dämon
30. William Lovell an ſeinen Freund Eduard Burton.
Rom.
Du klagſt daruͤber, daß ich Dir und meinem Vater in ſo langer Zeit nicht geſchrieben habe? Du ſiehſt, daß ich in dieſem Briefe meinen Fehler wieder gut zu machen ſuche; beſorge die Einlage an meinen Vater.
O ja, theurer Freund, ich fuͤrchte ſelbſt es iſt ſchon lange, daß ich Dir nicht geſchrieben habe. Alles hier hat mich verwickelt und ver- ſtrickt, eine Geſellſchaft, eine Zerſtreuung hat mich der andern aus dem Arme genommen; ich bin in ein Labyrinth hineingerathen, in welchem ich nur an Deiner Hand, durch Deine Huͤlfe, lieber Eduard, wieder an’s Tageslicht finden kann. O mir iſt, als ſaͤß’ ich in eiſernen Banden und traͤumte vergebens von Befreiung, alles umher, was ich anſehe, wird mir zu einem Ge- heimniſſe, ganz Italien kommt mir wie ein Kerker vor, in welchem mich ein boͤſer Daͤmon
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[335[333]/0343]
30.
William Lovell an ſeinen Freund Eduard
Burton.
Rom.
Du klagſt daruͤber, daß ich Dir und meinem
Vater in ſo langer Zeit nicht geſchrieben habe?
Du ſiehſt, daß ich in dieſem Briefe meinen
Fehler wieder gut zu machen ſuche; beſorge die
Einlage an meinen Vater.
O ja, theurer Freund, ich fuͤrchte ſelbſt es
iſt ſchon lange, daß ich Dir nicht geſchrieben
habe. Alles hier hat mich verwickelt und ver-
ſtrickt, eine Geſellſchaft, eine Zerſtreuung hat
mich der andern aus dem Arme genommen; ich
bin in ein Labyrinth hineingerathen, in welchem
ich nur an Deiner Hand, durch Deine Huͤlfe,
lieber Eduard, wieder an’s Tageslicht finden
kann. O mir iſt, als ſaͤß’ ich in eiſernen Banden
und traͤumte vergebens von Befreiung, alles
umher, was ich anſehe, wird mir zu einem Ge-
heimniſſe, ganz Italien kommt mir wie ein
Kerker vor, in welchem mich ein boͤſer Daͤmon
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 335[333]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/343>, abgerufen am 24.11.2024.
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