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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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gefangen hält: darum will ich zu Dir, zu Dir
und Amalien zurück.

Amalie! o daß ich diesen süßen Namen wie-
der nennen kann! -- Wie geht es ihr? Denkt
sie noch an mich? -- Erinnerst Du Dich noch
so oft, wie sonst, Deines Freundes William? --
O ich muß hier auf einen Augenblick die Feder
niederlegen; meine Seele ist zu voll, meine
Hand zittert.

Ich fange wieder an zu schreiben, nur muß
Dir bis hieher dieser Brief wie ein Räthsel
vorkommen. Ach Eduard, Deiner Freundschaft
muß ich schon wieder das Bekenntniß meiner
Schwäche ablegen, verzeihe mir wieder, denn
nach jeder Probe komme ich mit erneuerter Liebe
zu Dir zurück.

Seit Mortimer's Abreise ward Rosa
mein vertrauter Freund, diese Freundschaft
wuchs mit jedem Tage. Unsre Seelen wurden
immer inniger an einander gesesselt, hundert
neue Gedanken und Vorstellungen gingen aus
ihm in meinen Geist über; in kurzer Zeit war
ich sein Schüler, der Schüler einer egoistischen,
sinnlichen Philosophie, deren Knoten ich freilich
noch immer nicht aufzulösen vermag, die aber

doch

gefangen haͤlt: darum will ich zu Dir, zu Dir
und Amalien zuruͤck.

Amalie! o daß ich dieſen ſuͤßen Namen wie-
der nennen kann! — Wie geht es ihr? Denkt
ſie noch an mich? — Erinnerſt Du Dich noch
ſo oft, wie ſonſt, Deines Freundes William? —
O ich muß hier auf einen Augenblick die Feder
niederlegen; meine Seele iſt zu voll, meine
Hand zittert.

Ich fange wieder an zu ſchreiben, nur muß
Dir bis hieher dieſer Brief wie ein Raͤthſel
vorkommen. Ach Eduard, Deiner Freundſchaft
muß ich ſchon wieder das Bekenntniß meiner
Schwaͤche ablegen, verzeihe mir wieder, denn
nach jeder Probe komme ich mit erneuerter Liebe
zu Dir zuruͤck.

Seit Mortimer’s Abreiſe ward Roſa
mein vertrauter Freund, dieſe Freundſchaft
wuchs mit jedem Tage. Unſre Seelen wurden
immer inniger an einander geſeſſelt, hundert
neue Gedanken und Vorſtellungen gingen aus
ihm in meinen Geiſt uͤber; in kurzer Zeit war
ich ſein Schuͤler, der Schuͤler einer egoiſtiſchen,
ſinnlichen Philoſophie, deren Knoten ich freilich
noch immer nicht aufzuloͤſen vermag, die aber

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[336[334]/0344] gefangen haͤlt: darum will ich zu Dir, zu Dir und Amalien zuruͤck. Amalie! o daß ich dieſen ſuͤßen Namen wie- der nennen kann! — Wie geht es ihr? Denkt ſie noch an mich? — Erinnerſt Du Dich noch ſo oft, wie ſonſt, Deines Freundes William? — O ich muß hier auf einen Augenblick die Feder niederlegen; meine Seele iſt zu voll, meine Hand zittert. Ich fange wieder an zu ſchreiben, nur muß Dir bis hieher dieſer Brief wie ein Raͤthſel vorkommen. Ach Eduard, Deiner Freundſchaft muß ich ſchon wieder das Bekenntniß meiner Schwaͤche ablegen, verzeihe mir wieder, denn nach jeder Probe komme ich mit erneuerter Liebe zu Dir zuruͤck. Seit Mortimer’s Abreiſe ward Roſa mein vertrauter Freund, dieſe Freundſchaft wuchs mit jedem Tage. Unſre Seelen wurden immer inniger an einander geſeſſelt, hundert neue Gedanken und Vorſtellungen gingen aus ihm in meinen Geiſt uͤber; in kurzer Zeit war ich ſein Schuͤler, der Schuͤler einer egoiſtiſchen, ſinnlichen Philoſophie, deren Knoten ich freilich noch immer nicht aufzuloͤſen vermag, die aber doch

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 336[334]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/344>, abgerufen am 31.10.2024.