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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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weinen mögen. -- O, warum müssen denn Men-
schen so gern über die Schmerzen ihrer Brüder
spotten? -- Wenn es nun auch Leiden sind, von
denen sie keine Vorstellung haben, oder die sie
für unvernünftig halten, -- o sie drücken darum
das Herz nicht minder schwer. -- Ich bedurfte
Mitleid, ein empfindendes Herz, -- und ein spot-
tendes Lächeln, eine kalte Verachtung, -- -- o
Eduard, mir war als klopft' ich im Walde ver-
irrt an eine Hütte und nichts anwortete mir
aus dem verlassenen Hause, als ein leiser, öder
Wiederhall. --

Lebe wohl. Ich will itzt gleich auf einige
Tage meine Tante Buttler in Waterhall
besuchen, -- grüße Deine liebe Schwester und
verzeih mir meine Schwäche; doch ich kenne ja
Dein Herz, das alle Leiden der Menschheit mit-
empfindet, über nichts spottet, was den Muth
des schwächern Bruders erschüttert, der sich
mit den Fröhlichen freut und mit den Weinenden
weint. -- Lebe wohl.



weinen moͤgen. — O, warum muͤſſen denn Men-
ſchen ſo gern uͤber die Schmerzen ihrer Bruͤder
ſpotten? — Wenn es nun auch Leiden ſind, von
denen ſie keine Vorſtellung haben, oder die ſie
fuͤr unvernuͤnftig halten, — o ſie druͤcken darum
das Herz nicht minder ſchwer. — Ich bedurfte
Mitleid, ein empfindendes Herz, — und ein ſpot-
tendes Laͤcheln, eine kalte Verachtung, — — o
Eduard, mir war als klopft’ ich im Walde ver-
irrt an eine Huͤtte und nichts anwortete mir
aus dem verlaſſenen Hauſe, als ein leiſer, oͤder
Wiederhall. —

Lebe wohl. Ich will itzt gleich auf einige
Tage meine Tante Buttler in Waterhall
beſuchen, — gruͤße Deine liebe Schweſter und
verzeih mir meine Schwaͤche; doch ich kenne ja
Dein Herz, das alle Leiden der Menſchheit mit-
empfindet, uͤber nichts ſpottet, was den Muth
des ſchwaͤchern Bruders erſchuͤttert, der ſich
mit den Froͤhlichen freut und mit den Weinenden
weint. — Lebe wohl.



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[27[25]/0035] weinen moͤgen. — O, warum muͤſſen denn Men- ſchen ſo gern uͤber die Schmerzen ihrer Bruͤder ſpotten? — Wenn es nun auch Leiden ſind, von denen ſie keine Vorſtellung haben, oder die ſie fuͤr unvernuͤnftig halten, — o ſie druͤcken darum das Herz nicht minder ſchwer. — Ich bedurfte Mitleid, ein empfindendes Herz, — und ein ſpot- tendes Laͤcheln, eine kalte Verachtung, — — o Eduard, mir war als klopft’ ich im Walde ver- irrt an eine Huͤtte und nichts anwortete mir aus dem verlaſſenen Hauſe, als ein leiſer, oͤder Wiederhall. — Lebe wohl. Ich will itzt gleich auf einige Tage meine Tante Buttler in Waterhall beſuchen, — gruͤße Deine liebe Schweſter und verzeih mir meine Schwaͤche; doch ich kenne ja Dein Herz, das alle Leiden der Menſchheit mit- empfindet, uͤber nichts ſpottet, was den Muth des ſchwaͤchern Bruders erſchuͤttert, der ſich mit den Froͤhlichen freut und mit den Weinenden weint. — Lebe wohl.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 27[25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/35>, abgerufen am 21.11.2024.