Es ist entschieden, und ich kann nun nichts weiter sagen, als: leben Sie wohl! leben Sie ewig wohl! -- Im Vertrauen zu der Liebe mei- nes Vaters hab' ich um seine Einwilligung ge- beten, -- aber, -- o ich möchte seiner scharf- sinnigen, überweisen Antwort lachen, -- aber, -- o nicht wahr, Sie rathen es gewiß schon, was er geantwortet hat? -- O Amalie, ich will nicht mehr von meiner Liebe, meinen Hofnungen mit Ihnen sprechen, alle diese Träume sind nun ausgeträumt und erwacht stehn wir nun da, und lächeln über die verflogenen, bunten Gemählde. -- Vergessen Sie mich, denn ich selbst arbeite schon daran, mich zu vergessen. Ich bin ausge- rottet aus der Reihe der Glücklichen, aus dem Paradiese mit dem Worte der Willkühr hin- ausgestoßen, und nun will ich auch das Maaß meines Elendes bis oben an füllen! -- Wenn wir dem Verhängnisse zum grausamen Spiele dienen, nun so wollen wir dem Zuchtmeister
Lovell, I. Bd. Z
33. William Lovell an Amalie Wilmont.
Rom.
Es iſt entſchieden, und ich kann nun nichts weiter ſagen, als: leben Sie wohl! leben Sie ewig wohl! — Im Vertrauen zu der Liebe mei- nes Vaters hab’ ich um ſeine Einwilligung ge- beten, — aber, — o ich moͤchte ſeiner ſcharf- ſinnigen, uͤberweiſen Antwort lachen, — aber, — o nicht wahr, Sie rathen es gewiß ſchon, was er geantwortet hat? — O Amalie, ich will nicht mehr von meiner Liebe, meinen Hofnungen mit Ihnen ſprechen, alle dieſe Traͤume ſind nun ausgetraͤumt und erwacht ſtehn wir nun da, und laͤcheln uͤber die verflogenen, bunten Gemaͤhlde. — Vergeſſen Sie mich, denn ich ſelbſt arbeite ſchon daran, mich zu vergeſſen. Ich bin ausge- rottet aus der Reihe der Gluͤcklichen, aus dem Paradieſe mit dem Worte der Willkuͤhr hin- ausgeſtoßen, und nun will ich auch das Maaß meines Elendes bis oben an fuͤllen! — Wenn wir dem Verhaͤngniſſe zum grauſamen Spiele dienen, nun ſo wollen wir dem Zuchtmeiſter
Lovell, I. Bd. Z
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0361"n="353[351]"/><divn="2"><head>33.<lb/>
William Lovell an Amalie Wilmont.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Rom.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s iſt entſchieden, und ich kann nun nichts<lb/>
weiter ſagen, als: leben Sie wohl! leben Sie<lb/>
ewig wohl! — Im Vertrauen zu der Liebe mei-<lb/>
nes Vaters hab’ ich um ſeine Einwilligung ge-<lb/>
beten, — aber, — o ich moͤchte ſeiner ſcharf-<lb/>ſinnigen, uͤberweiſen Antwort lachen, — aber, —<lb/>
o nicht wahr, Sie rathen es gewiß ſchon, <hirendition="#g">was</hi><lb/>
er geantwortet hat? — O Amalie, ich will nicht<lb/>
mehr von meiner Liebe, meinen Hofnungen mit<lb/>
Ihnen ſprechen, alle dieſe Traͤume ſind nun<lb/>
ausgetraͤumt und erwacht ſtehn wir nun da, und<lb/>
laͤcheln uͤber die verflogenen, bunten Gemaͤhlde.<lb/>— Vergeſſen Sie mich, denn ich ſelbſt arbeite<lb/>ſchon daran, mich zu vergeſſen. Ich bin ausge-<lb/>
rottet aus der Reihe der Gluͤcklichen, aus dem<lb/>
Paradieſe mit dem Worte der Willkuͤhr hin-<lb/>
ausgeſtoßen, und nun will ich auch das Maaß<lb/>
meines Elendes bis oben an fuͤllen! — Wenn<lb/>
wir dem Verhaͤngniſſe zum grauſamen Spiele<lb/>
dienen, nun ſo wollen wir dem Zuchtmeiſter<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Lovell, <hirendition="#aq">I.</hi> Bd. Z</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[353[351]/0361]
33.
William Lovell an Amalie Wilmont.
Rom.
Es iſt entſchieden, und ich kann nun nichts
weiter ſagen, als: leben Sie wohl! leben Sie
ewig wohl! — Im Vertrauen zu der Liebe mei-
nes Vaters hab’ ich um ſeine Einwilligung ge-
beten, — aber, — o ich moͤchte ſeiner ſcharf-
ſinnigen, uͤberweiſen Antwort lachen, — aber, —
o nicht wahr, Sie rathen es gewiß ſchon, was
er geantwortet hat? — O Amalie, ich will nicht
mehr von meiner Liebe, meinen Hofnungen mit
Ihnen ſprechen, alle dieſe Traͤume ſind nun
ausgetraͤumt und erwacht ſtehn wir nun da, und
laͤcheln uͤber die verflogenen, bunten Gemaͤhlde.
— Vergeſſen Sie mich, denn ich ſelbſt arbeite
ſchon daran, mich zu vergeſſen. Ich bin ausge-
rottet aus der Reihe der Gluͤcklichen, aus dem
Paradieſe mit dem Worte der Willkuͤhr hin-
ausgeſtoßen, und nun will ich auch das Maaß
meines Elendes bis oben an fuͤllen! — Wenn
wir dem Verhaͤngniſſe zum grauſamen Spiele
dienen, nun ſo wollen wir dem Zuchtmeiſter
Lovell, I. Bd. Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 353[351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/361>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.