Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

arbeiten. Man hat mir die Erlaubniß gegeben,
alles zu durchsuchen, wo ich irgend nur Belege
und Papiere zur Aufklärung der Sache zu fin-
den hoffte. Ich hatte schon ganz, so wie der
Lord, die Hoffnung aufgegeben, die bewußten
Dokumente, die die Bescheinigung der Bezah-
lung enthalten, jemahls aufzufinden, ich hatte
schon alles durchforscht, was mir zu meinem
Endzwecke nur irgend merkwürdig schien. Jetzt
gerieth ich in der Nacht über eine Schublade,
die ich schon oft aufgezogen habe, und entdecke
in dieser einen verborgenen Kasten, ich öffne
ihn mit zitternder Hand, und finde, daß mich
meine Ahndung nicht betrogen hatte. Die be-
wußten wichtigen Dokumente sind nunmehr in
meiner Hand.

Ich würde es für Ungerechtigkeit halten,
wenn ich nunmehr sogleich den Prozeß zu Lo-
vells Vortheil beendigte, wie es jetzt allerdings
nur eine Kleinigkeit wäre. Ich glaubte, ich
sey es Ew. Hochwohlgebohrn schuldig, Denen-
selben zuvor wenigstens von dieser Begebenheit
Nachricht zu ertheilen, um zu erfahren, ob Sie

G 2

arbeiten. Man hat mir die Erlaubniß gegeben,
alles zu durchſuchen, wo ich irgend nur Belege
und Papiere zur Aufklaͤrung der Sache zu fin-
den hoffte. Ich hatte ſchon ganz, ſo wie der
Lord, die Hoffnung aufgegeben, die bewußten
Dokumente, die die Beſcheinigung der Bezah-
lung enthalten, jemahls aufzufinden, ich hatte
ſchon alles durchforſcht, was mir zu meinem
Endzwecke nur irgend merkwuͤrdig ſchien. Jetzt
gerieth ich in der Nacht uͤber eine Schublade,
die ich ſchon oft aufgezogen habe, und entdecke
in dieſer einen verborgenen Kaſten, ich oͤffne
ihn mit zitternder Hand, und finde, daß mich
meine Ahndung nicht betrogen hatte. Die be-
wußten wichtigen Dokumente ſind nunmehr in
meiner Hand.

Ich wuͤrde es fuͤr Ungerechtigkeit halten,
wenn ich nunmehr ſogleich den Prozeß zu Lo-
vells Vortheil beendigte, wie es jetzt allerdings
nur eine Kleinigkeit waͤre. Ich glaubte, ich
ſey es Ew. Hochwohlgebohrn ſchuldig, Denen-
ſelben zuvor wenigſtens von dieſer Begebenheit
Nachricht zu ertheilen, um zu erfahren, ob Sie

G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="99"/>
arbeiten. Man hat mir die Erlaubniß gegeben,<lb/>
alles zu durch&#x017F;uchen, wo ich irgend nur Belege<lb/>
und Papiere zur Aufkla&#x0364;rung der Sache zu fin-<lb/>
den hoffte. Ich hatte &#x017F;chon ganz, &#x017F;o wie der<lb/>
Lord, die Hoffnung aufgegeben, die bewußten<lb/>
Dokumente, die die Be&#x017F;cheinigung der Bezah-<lb/>
lung enthalten, jemahls aufzufinden, ich hatte<lb/>
&#x017F;chon alles durchfor&#x017F;cht, was mir zu meinem<lb/>
Endzwecke nur irgend merkwu&#x0364;rdig &#x017F;chien. Jetzt<lb/>
gerieth ich in der Nacht u&#x0364;ber eine Schublade,<lb/>
die ich &#x017F;chon oft aufgezogen habe, und entdecke<lb/>
in die&#x017F;er einen verborgenen Ka&#x017F;ten, ich o&#x0364;ffne<lb/>
ihn mit zitternder Hand, und finde, daß mich<lb/>
meine Ahndung nicht betrogen hatte. Die be-<lb/>
wußten wichtigen Dokumente &#x017F;ind nunmehr in<lb/>
meiner Hand.</p><lb/>
          <p>Ich wu&#x0364;rde es fu&#x0364;r Ungerechtigkeit halten,<lb/>
wenn ich nunmehr &#x017F;ogleich den Prozeß zu Lo-<lb/>
vells Vortheil beendigte, wie es jetzt allerdings<lb/>
nur eine Kleinigkeit wa&#x0364;re. Ich glaubte, ich<lb/>
&#x017F;ey es Ew. Hochwohlgebohrn &#x017F;chuldig, Denen-<lb/>
&#x017F;elben zuvor wenig&#x017F;tens von die&#x017F;er Begebenheit<lb/>
Nachricht zu ertheilen, um zu erfahren, ob Sie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0105] arbeiten. Man hat mir die Erlaubniß gegeben, alles zu durchſuchen, wo ich irgend nur Belege und Papiere zur Aufklaͤrung der Sache zu fin- den hoffte. Ich hatte ſchon ganz, ſo wie der Lord, die Hoffnung aufgegeben, die bewußten Dokumente, die die Beſcheinigung der Bezah- lung enthalten, jemahls aufzufinden, ich hatte ſchon alles durchforſcht, was mir zu meinem Endzwecke nur irgend merkwuͤrdig ſchien. Jetzt gerieth ich in der Nacht uͤber eine Schublade, die ich ſchon oft aufgezogen habe, und entdecke in dieſer einen verborgenen Kaſten, ich oͤffne ihn mit zitternder Hand, und finde, daß mich meine Ahndung nicht betrogen hatte. Die be- wußten wichtigen Dokumente ſind nunmehr in meiner Hand. Ich wuͤrde es fuͤr Ungerechtigkeit halten, wenn ich nunmehr ſogleich den Prozeß zu Lo- vells Vortheil beendigte, wie es jetzt allerdings nur eine Kleinigkeit waͤre. Ich glaubte, ich ſey es Ew. Hochwohlgebohrn ſchuldig, Denen- ſelben zuvor wenigſtens von dieſer Begebenheit Nachricht zu ertheilen, um zu erfahren, ob Sie G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/105
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/105>, abgerufen am 21.11.2024.