Ich habe nie, Rosa, mit diesem Blicke ins Le- ben gesehn; wie vorübereilendes Schattenwerk, wie wandelnder Rauch, der über die Heide schreitet, so nichtig fliegt alles durcheinander. Ich weiß nicht, ob ich wache oder träume, den- ke oder rase, die widerwärtigsten Gedanken und Gestalten haben sich innig mit einander ver- knüpft, und tausend Zweifel und Irrthümer, Schrecken und Truggestalten hängen wie ein Netz um mich her, das mich nicht wieder frey giebt.
Mein Herz ist die Höle des Aeolus gewor- den, in dem alle Stürme durch einander mur- ren und sich mit wildem Grimme von ihren Ket- ten losreißen wollen. O, lassen Sie mich die- sen Andrea begreifen, und ich will mich zu- frieden geben und ich will alles übrige ver- gessen.
Ist die Welt nicht ein großes Gefängniß, in dem wir alle wie elende Missethäter sitzen,
und
27. William Lovell an Roſa.
Rom.
Ich habe nie, Roſa, mit dieſem Blicke ins Le- ben geſehn; wie voruͤbereilendes Schattenwerk, wie wandelnder Rauch, der uͤber die Heide ſchreitet, ſo nichtig fliegt alles durcheinander. Ich weiß nicht, ob ich wache oder traͤume, den- ke oder raſe, die widerwaͤrtigſten Gedanken und Geſtalten haben ſich innig mit einander ver- knuͤpft, und tauſend Zweifel und Irrthuͤmer, Schrecken und Truggeſtalten haͤngen wie ein Netz um mich her, das mich nicht wieder frey giebt.
Mein Herz iſt die Hoͤle des Aeolus gewor- den, in dem alle Stuͤrme durch einander mur- ren und ſich mit wildem Grimme von ihren Ket- ten losreißen wollen. O, laſſen Sie mich die- ſen Andrea begreifen, und ich will mich zu- frieden geben und ich will alles uͤbrige ver- geſſen.
Iſt die Welt nicht ein großes Gefaͤngniß, in dem wir alle wie elende Miſſethaͤter ſitzen,
und
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27.
William Lovell an Roſa.
Rom.
Ich habe nie, Roſa, mit dieſem Blicke ins Le-
ben geſehn; wie voruͤbereilendes Schattenwerk,
wie wandelnder Rauch, der uͤber die Heide
ſchreitet, ſo nichtig fliegt alles durcheinander.
Ich weiß nicht, ob ich wache oder traͤume, den-
ke oder raſe, die widerwaͤrtigſten Gedanken und
Geſtalten haben ſich innig mit einander ver-
knuͤpft, und tauſend Zweifel und Irrthuͤmer,
Schrecken und Truggeſtalten haͤngen wie ein
Netz um mich her, das mich nicht wieder frey
giebt.
Mein Herz iſt die Hoͤle des Aeolus gewor-
den, in dem alle Stuͤrme durch einander mur-
ren und ſich mit wildem Grimme von ihren Ket-
ten losreißen wollen. O, laſſen Sie mich die-
ſen Andrea begreifen, und ich will mich zu-
frieden geben und ich will alles uͤbrige ver-
geſſen.
Iſt die Welt nicht ein großes Gefaͤngniß,
in dem wir alle wie elende Miſſethaͤter ſitzen,
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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