Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.zittert und klingt alles um mich her, und ich Alte graue Helden treten So vertraulich zu mir her, Ehrfurchtsvolle Priester beten, Und es rauscht das griech'sche Meer. Circe's Weberstühle sausen, Die Charybdis strudelt wild, Pan erwacht, die Wälder brausen, Jäger starren und es flieht das Wild. Lanzenkämpfer taumeln rüstig, Sich auf Rossen auf und her, Und Ariost ersinnet listig, Seine wundervolle Mähr Vom Orlando, Rodomant, Ach in seinen Liedern sonnt Sich der Dichter, plötzlich bricht er ab Ihn verschlingt das offne Grab. Ach und keine Verse sprechen Sanften Trost dem Armen zu, Alle Harfensaiten brechen Um ihn her die fürchterlichste Ruh. Ich denke noch daran, daß wir oft über al- Alle diese Leute sind nicht todt, sondern zittert und klingt alles um mich her, und ich Alte graue Helden treten So vertraulich zu mir her, Ehrfurchtsvolle Prieſter beten, Und es rauſcht das griech’ſche Meer. Circe’s Weberſtühle ſauſen, Die Charybdis ſtrudelt wild, Pan erwacht, die Wälder brauſen, Jäger ſtarren und es flieht das Wild. Lanzenkämpfer taumeln rüſtig, Sich auf Roſſen auf und her, Und Arioſt erſinnet liſtig, Seine wundervolle Mähr Vom Orlando, Rodomant, Ach in ſeinen Liedern ſonnt Sich der Dichter, plötzlich bricht er ab Ihn verſchlingt das offne Grab. Ach und keine Verſe ſprechen Sanften Troſt dem Armen zu, Alle Harfenſaiten brechen Um ihn her die fürchterlichſte Ruh. Ich denke noch daran, daß wir oft uͤber al- Alle dieſe Leute ſind nicht todt, ſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0351" n="345"/> zittert und klingt alles <choice><sic>nm</sic><corr>um</corr></choice> mich her, und ich<lb/> ſinge innerlich Geſaͤnge, ohne daß ich es weiß.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Alte graue Helden treten</l><lb/> <l>So vertraulich zu mir her,</l><lb/> <l>Ehrfurchtsvolle Prieſter beten,</l><lb/> <l>Und es rauſcht das griech’ſche Meer.</l><lb/> <l>Circe’s Weberſtühle ſauſen,</l><lb/> <l>Die Charybdis ſtrudelt wild,</l><lb/> <l>Pan erwacht, die Wälder brauſen,</l><lb/> <l>Jäger ſtarren und es flieht das Wild.</l><lb/> <l>Lanzenkämpfer taumeln rüſtig,</l><lb/> <l>Sich auf Roſſen auf und her,</l><lb/> <l>Und Arioſt erſinnet liſtig,</l><lb/> <l>Seine wundervolle Mähr</l><lb/> <l>Vom Orlando, Rodomant,</l><lb/> <l>Ach in ſeinen Liedern ſonnt</l><lb/> <l>Sich der Dichter, plötzlich bricht er ab</l><lb/> <l>Ihn verſchlingt das offne Grab.</l><lb/> <l>Ach und keine Verſe ſprechen</l><lb/> <l>Sanften Troſt dem Armen zu,</l><lb/> <l>Alle Harfenſaiten brechen</l><lb/> <l>Um ihn her die fürchterlichſte Ruh.</l> </lg><lb/> <p>Ich denke noch daran, daß wir oft uͤber al-<lb/> les ſprachen, was ich jetzt immer wirklich vor<lb/> mir ſehe.</p><lb/> <p>Alle dieſe Leute ſind nicht todt, ſondern<lb/> nur verdunkelt, ſie kommen, wenn ich ſie rufe,<lb/> und vertragen ſich bruͤderlich mit mir.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0351]
zittert und klingt alles um mich her, und ich
ſinge innerlich Geſaͤnge, ohne daß ich es weiß.
Alte graue Helden treten
So vertraulich zu mir her,
Ehrfurchtsvolle Prieſter beten,
Und es rauſcht das griech’ſche Meer.
Circe’s Weberſtühle ſauſen,
Die Charybdis ſtrudelt wild,
Pan erwacht, die Wälder brauſen,
Jäger ſtarren und es flieht das Wild.
Lanzenkämpfer taumeln rüſtig,
Sich auf Roſſen auf und her,
Und Arioſt erſinnet liſtig,
Seine wundervolle Mähr
Vom Orlando, Rodomant,
Ach in ſeinen Liedern ſonnt
Sich der Dichter, plötzlich bricht er ab
Ihn verſchlingt das offne Grab.
Ach und keine Verſe ſprechen
Sanften Troſt dem Armen zu,
Alle Harfenſaiten brechen
Um ihn her die fürchterlichſte Ruh.
Ich denke noch daran, daß wir oft uͤber al-
les ſprachen, was ich jetzt immer wirklich vor
mir ſehe.
Alle dieſe Leute ſind nicht todt, ſondern
nur verdunkelt, ſie kommen, wenn ich ſie rufe,
und vertragen ſich bruͤderlich mit mir.
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