gern aus dem Stegereif und habe mich von je- her besser dabei befunden, denn meine dümmste[n] Streiche waren immer die, die aus einem weit- läuftigen recht vernünftigen Plan entstanden.
Ich ritt so in Gedanken vertieft hin und nä- herte mich dem Landhause Burtons früher als ich geglaubt hatte. Ein junger Mensch zu Fuß fragt mich plötzlich, wo der Weg nach Bon- street gehe, er sei bis zur nächsten Stadt ge- fahren und habe sich nun verirrt. Ich führte ihn auf den Weg und ritt gedankenvoll neben ihm hin. Warum sollt' ich nicht den jungen Burton auf einen halben Tag besuchen dürfen? sagt' ich zu mir selbst. Am Ende sieht mich selbst der Vater gern. Und könnte mich nicht jemand von ohngefähr durch das Dorf reiten sehn, Emilie es erfahren und für die größte Gleichgültigkeit auslegen? -- Ich könnte über- dis zum Lord sagen, daß ich deßwegen einen klei- nen Umweg genommen hätte, um den Bothen, der ihn sprechen wollte, gewiß und sicher nach Bonstreet zu bringen. -- Ach ich hatte noch hundert andre Vorstellungen, tausend Stimmen in mir, die alle laut riefen: ich solle und müsse im Schlosse absteigen! -- Ich gehorchte, denn
was
gern aus dem Stegereif und habe mich von je- her beſſer dabei befunden, denn meine duͤmmſte[n] Streiche waren immer die, die aus einem weit- laͤuftigen recht vernuͤnftigen Plan entſtanden.
Ich ritt ſo in Gedanken vertieft hin und naͤ- herte mich dem Landhauſe Burtons fruͤher als ich geglaubt hatte. Ein junger Menſch zu Fuß fragt mich ploͤtzlich, wo der Weg nach Bon- ſtreet gehe, er ſei bis zur naͤchſten Stadt ge- fahren und habe ſich nun verirrt. Ich fuͤhrte ihn auf den Weg und ritt gedankenvoll neben ihm hin. Warum ſollt’ ich nicht den jungen Burton auf einen halben Tag beſuchen duͤrfen? ſagt’ ich zu mir ſelbſt. Am Ende ſieht mich ſelbſt der Vater gern. Und koͤnnte mich nicht jemand von ohngefaͤhr durch das Dorf reiten ſehn, Emilie es erfahren und fuͤr die groͤßte Gleichguͤltigkeit auslegen? — Ich koͤnnte uͤber- dis zum Lord ſagen, daß ich deßwegen einen klei- nen Umweg genommen haͤtte, um den Bothen, der ihn ſprechen wollte, gewiß und ſicher nach Bonſtreet zu bringen. — Ach ich hatte noch hundert andre Vorſtellungen, tauſend Stimmen in mir, die alle laut riefen: ich ſolle und muͤſſe im Schloſſe abſteigen! — Ich gehorchte, denn
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gern aus dem Stegereif und habe mich von je-
her beſſer dabei befunden, denn meine duͤmmſten
Streiche waren immer die, die aus einem weit-
laͤuftigen recht vernuͤnftigen Plan entſtanden.
Ich ritt ſo in Gedanken vertieft hin und naͤ-
herte mich dem Landhauſe Burtons fruͤher als
ich geglaubt hatte. Ein junger Menſch zu Fuß
fragt mich ploͤtzlich, wo der Weg nach Bon-
ſtreet gehe, er ſei bis zur naͤchſten Stadt ge-
fahren und habe ſich nun verirrt. Ich fuͤhrte
ihn auf den Weg und ritt gedankenvoll neben
ihm hin. Warum ſollt’ ich nicht den jungen
Burton auf einen halben Tag beſuchen duͤrfen?
ſagt’ ich zu mir ſelbſt. Am Ende ſieht mich
ſelbſt der Vater gern. Und koͤnnte mich nicht
jemand von ohngefaͤhr durch das Dorf reiten
ſehn, Emilie es erfahren und fuͤr die groͤßte
Gleichguͤltigkeit auslegen? — Ich koͤnnte uͤber-
dis zum Lord ſagen, daß ich deßwegen einen klei-
nen Umweg genommen haͤtte, um den Bothen,
der ihn ſprechen wollte, gewiß und ſicher nach
Bonſtreet zu bringen. — Ach ich hatte noch
hundert andre Vorſtellungen, tauſend Stimmen
in mir, die alle laut riefen: ich ſolle und muͤſſe
im Schloſſe abſteigen! — Ich gehorchte, denn
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/54>, abgerufen am 21.11.2024.
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