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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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27.
William Lovell an Rosa.

Es giebt Stunden im Leben, Rosa, in denen
sich uns der Idealismus fast unwiderstehlich auf-
drängt, Zufälle treten oft zusammen, so kin-
disch wunderbar au einander gereiht, daß wir
die Welt umher auf einzelne Augenblicke für
ein Hirngespinnst halten müssen. Ich bin
noch immer in dieser Stimmung, wenn ich an
alles zurückdenke; es kommt mir oft in der
Welt nichts so seltsam vor, als daß irgend ein
Zufall mit einem früheren zusammenhängt, so
daß wir oft wirklich auf die Idee von dem ge-
führt werden, was die Menschen gewöhnlich
Schicksal nennen.

Ich habe nehmlich in jener häßlichen Auf-
wärterinn, von der ich Ihnen sagte, eine alte
Bekannte wiedergefunden. Ich suchte sie auf,
und wir waren bald mit einander vertraut, sie
nannte meinen wahren Namen, und ich erschrak.
Es war, als wenn ein böser Genius aus ihr

27.
William Lovell an Roſa.

Es giebt Stunden im Leben, Roſa, in denen
ſich uns der Idealismus faſt unwiderſtehlich auf-
draͤngt, Zufaͤlle treten oft zuſammen, ſo kin-
diſch wunderbar au einander gereiht, daß wir
die Welt umher auf einzelne Augenblicke fuͤr
ein Hirngeſpinnſt halten muͤſſen. Ich bin
noch immer in dieſer Stimmung, wenn ich an
alles zuruͤckdenke; es kommt mir oft in der
Welt nichts ſo ſeltſam vor, als daß irgend ein
Zufall mit einem fruͤheren zuſammenhaͤngt, ſo
daß wir oft wirklich auf die Idee von dem ge-
fuͤhrt werden, was die Menſchen gewoͤhnlich
Schickſal nennen.

Ich habe nehmlich in jener haͤßlichen Auf-
waͤrterinn, von der ich Ihnen ſagte, eine alte
Bekannte wiedergefunden. Ich ſuchte ſie auf,
und wir waren bald mit einander vertraut, ſie
nannte meinen wahren Namen, und ich erſchrak.
Es war, als wenn ein boͤſer Genius aus ihr

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[117/0124] 27. William Lovell an Roſa. Roger—place. Es giebt Stunden im Leben, Roſa, in denen ſich uns der Idealismus faſt unwiderſtehlich auf- draͤngt, Zufaͤlle treten oft zuſammen, ſo kin- diſch wunderbar au einander gereiht, daß wir die Welt umher auf einzelne Augenblicke fuͤr ein Hirngeſpinnſt halten muͤſſen. Ich bin noch immer in dieſer Stimmung, wenn ich an alles zuruͤckdenke; es kommt mir oft in der Welt nichts ſo ſeltſam vor, als daß irgend ein Zufall mit einem fruͤheren zuſammenhaͤngt, ſo daß wir oft wirklich auf die Idee von dem ge- fuͤhrt werden, was die Menſchen gewoͤhnlich Schickſal nennen. Ich habe nehmlich in jener haͤßlichen Auf- waͤrterinn, von der ich Ihnen ſagte, eine alte Bekannte wiedergefunden. Ich ſuchte ſie auf, und wir waren bald mit einander vertraut, ſie nannte meinen wahren Namen, und ich erſchrak. Es war, als wenn ein boͤſer Genius aus ihr

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/124>, abgerufen am 23.11.2024.