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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Sie werden dies nur für eine Hypothese
annehmen, wofür ich es auch nur ausgeben
will, denn ich kann Ihnen nur beschreiben, wie
mir Andrea vorgekommen ist. Andern scheint
er vielleicht nicht so, und es ist dann nur noth-
wendige Bedingung meiner Art zu denken, daß
ich ihn so und nicht anders sehe.

Ich glaube, daß Sie mich kennen und daß
Sie es mir zutrauen, wie gern ich mich unter
den größern Fähigkeiten einer höhern Seele
beuge; ich werde mich nie darüber wundern,
wenn ein Freund eine Gefälligkeit von mir und
Nachsicht gegen seine Meinungen verlangt, denn
es werden sich Gelegenheiten finden, wo ich
von ihm dasselbe fordre; -- aber welcher Freund
[w]ird den andern tyrannisiren wollen, wie es
Andrea doch unaufhörlich that? Hielt er uns
nicht alle wie ein Heer von Dienern, die auf
alles schwören mußten was er sagte, die be-
stimmt waren, ihm in den wunderlichsten und
seltsamsten Grillen nachzugeben? Ja, ist es
Ihnen nie eingefallen, daß er uns nicht viel-
leicht zu noch schlimmeren Absichten gemiß-

Sie werden dies nur fuͤr eine Hypotheſe
annehmen, wofuͤr ich es auch nur ausgeben
will, denn ich kann Ihnen nur beſchreiben, wie
mir Andrea vorgekommen iſt. Andern ſcheint
er vielleicht nicht ſo, und es iſt dann nur noth-
wendige Bedingung meiner Art zu denken, daß
ich ihn ſo und nicht anders ſehe.

Ich glaube, daß Sie mich kennen und daß
Sie es mir zutrauen, wie gern ich mich unter
den groͤßern Faͤhigkeiten einer hoͤhern Seele
beuge; ich werde mich nie daruͤber wundern,
wenn ein Freund eine Gefaͤlligkeit von mir und
Nachſicht gegen ſeine Meinungen verlangt, denn
es werden ſich Gelegenheiten finden, wo ich
von ihm daſſelbe fordre; — aber welcher Freund
[w]ird den andern tyranniſiren wollen, wie es
Andrea doch unaufhoͤrlich that? Hielt er uns
nicht alle wie ein Heer von Dienern, die auf
alles ſchwoͤren mußten was er ſagte, die be-
ſtimmt waren, ihm in den wunderlichſten und
ſeltſamſten Grillen nachzugeben? Ja, iſt es
Ihnen nie eingefallen, daß er uns nicht viel-
leicht zu noch ſchlimmeren Abſichten gemiß-

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[169/0176] Sie werden dies nur fuͤr eine Hypotheſe annehmen, wofuͤr ich es auch nur ausgeben will, denn ich kann Ihnen nur beſchreiben, wie mir Andrea vorgekommen iſt. Andern ſcheint er vielleicht nicht ſo, und es iſt dann nur noth- wendige Bedingung meiner Art zu denken, daß ich ihn ſo und nicht anders ſehe. Ich glaube, daß Sie mich kennen und daß Sie es mir zutrauen, wie gern ich mich unter den groͤßern Faͤhigkeiten einer hoͤhern Seele beuge; ich werde mich nie daruͤber wundern, wenn ein Freund eine Gefaͤlligkeit von mir und Nachſicht gegen ſeine Meinungen verlangt, denn es werden ſich Gelegenheiten finden, wo ich von ihm daſſelbe fordre; — aber welcher Freund wird den andern tyranniſiren wollen, wie es Andrea doch unaufhoͤrlich that? Hielt er uns nicht alle wie ein Heer von Dienern, die auf alles ſchwoͤren mußten was er ſagte, die be- ſtimmt waren, ihm in den wunderlichſten und ſeltſamſten Grillen nachzugeben? Ja, iſt es Ihnen nie eingefallen, daß er uns nicht viel- leicht zu noch ſchlimmeren Abſichten gemiß-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/176>, abgerufen am 24.11.2024.