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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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ward, die ich mit verweinten Augen und mit
einem mattklopfenden Herzen las: ich kann mich
in manchen Stunden so zurückfühlen, daß ich
noch jetzt über manche Vorfälle von neuem wei-
nen muß, und wenn ich dann meine Thränen
auf den Wangen fühle, so ist mir oft plötzlich,
als wäre alles noch eben so, als wären alle
bisherigen Freuden nur ein leichter Schlummer
gewesen. Wenn man erst über das Unglück
hinüber ist, so erinnert man sich seiner mit
einer gewissen stillen und unbeschreiblichen
Freude. -- Leben Sie recht wohl.



S 2

ward, die ich mit verweinten Augen und mit
einem mattklopfenden Herzen las: ich kann mich
in manchen Stunden ſo zuruͤckfuͤhlen, daß ich
noch jetzt uͤber manche Vorfaͤlle von neuem wei-
nen muß, und wenn ich dann meine Thraͤnen
auf den Wangen fuͤhle, ſo iſt mir oft ploͤtzlich,
als waͤre alles noch eben ſo, als waͤren alle
bisherigen Freuden nur ein leichter Schlummer
geweſen. Wenn man erſt uͤber das Ungluͤck
hinuͤber iſt, ſo erinnert man ſich ſeiner mit
einer gewiſſen ſtillen und unbeſchreiblichen
Freude. — Leben Sie recht wohl.



S 2
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[275/0282] ward, die ich mit verweinten Augen und mit einem mattklopfenden Herzen las: ich kann mich in manchen Stunden ſo zuruͤckfuͤhlen, daß ich noch jetzt uͤber manche Vorfaͤlle von neuem wei- nen muß, und wenn ich dann meine Thraͤnen auf den Wangen fuͤhle, ſo iſt mir oft ploͤtzlich, als waͤre alles noch eben ſo, als waͤren alle bisherigen Freuden nur ein leichter Schlummer geweſen. Wenn man erſt uͤber das Ungluͤck hinuͤber iſt, ſo erinnert man ſich ſeiner mit einer gewiſſen ſtillen und unbeſchreiblichen Freude. — Leben Sie recht wohl. S 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/282>, abgerufen am 22.11.2024.