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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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das ihr aber völlig zuwider und in manchen
Stunden sogar fürchterlich sey. Jetzt wußte
ich, woran ich war, es zog in demselben Au-
genblicke ein grimmiger, ein entsetzlicher Haß
durch meine Brust, ein Haß gegen die ganze
Welt und gegen mich selbst, alle die feinen
Nerven der Liebe und des Wohlwollens erstarr-
ten, wie von einem beißenden Froste getroffen.
Alle Blüthen meines Geistes, alle Selbstachtung
jede Heiligkeit erstarben in meinem Innern.
Aber ich nahm mir nun um so fester vor, sie
unter jeder Bedingung zu besitzen, ihr und mir
zum Trotze; sie von Lovell loszureißen, war
jetzt schon meine Glückseeligkeit.

Der bestimmte Tag, an dem ich mit ihr
verheyrathet werden sollte, nahte sich nun wirk-
lich; alle Gäste waren da, Musik ertönte, Ma-
rie war traurig und der Vater froh, als Lovell
plötzlich hereinstürzte, der bis dahin in London
gewesen war, und nun sich alles zu meinem
Schimpfe entwickelte, indeß ich kaum ein ein-
ziges Wort finden konnte.

Alles verließ mich, ich mußte Burton nach
meinem Versprechen einige hundert Pfund ge-
ben, die gerade den Rest meines Vermögens

das ihr aber voͤllig zuwider und in manchen
Stunden ſogar fuͤrchterlich ſey. Jetzt wußte
ich, woran ich war, es zog in demſelben Au-
genblicke ein grimmiger, ein entſetzlicher Haß
durch meine Bruſt, ein Haß gegen die ganze
Welt und gegen mich ſelbſt, alle die feinen
Nerven der Liebe und des Wohlwollens erſtarr-
ten, wie von einem beißenden Froſte getroffen.
Alle Bluͤthen meines Geiſtes, alle Selbſtachtung
jede Heiligkeit erſtarben in meinem Innern.
Aber ich nahm mir nun um ſo feſter vor, ſie
unter jeder Bedingung zu beſitzen, ihr und mir
zum Trotze; ſie von Lovell loszureißen, war
jetzt ſchon meine Gluͤckſeeligkeit.

Der beſtimmte Tag, an dem ich mit ihr
verheyrathet werden ſollte, nahte ſich nun wirk-
lich; alle Gaͤſte waren da, Muſik ertoͤnte, Ma-
rie war traurig und der Vater froh, als Lovell
ploͤtzlich hereinſtuͤrzte, der bis dahin in London
geweſen war, und nun ſich alles zu meinem
Schimpfe entwickelte, indeß ich kaum ein ein-
ziges Wort finden konnte.

Alles verließ mich, ich mußte Burton nach
meinem Verſprechen einige hundert Pfund ge-
ben, die gerade den Reſt meines Vermoͤgens

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[427/0434] das ihr aber voͤllig zuwider und in manchen Stunden ſogar fuͤrchterlich ſey. Jetzt wußte ich, woran ich war, es zog in demſelben Au- genblicke ein grimmiger, ein entſetzlicher Haß durch meine Bruſt, ein Haß gegen die ganze Welt und gegen mich ſelbſt, alle die feinen Nerven der Liebe und des Wohlwollens erſtarr- ten, wie von einem beißenden Froſte getroffen. Alle Bluͤthen meines Geiſtes, alle Selbſtachtung jede Heiligkeit erſtarben in meinem Innern. Aber ich nahm mir nun um ſo feſter vor, ſie unter jeder Bedingung zu beſitzen, ihr und mir zum Trotze; ſie von Lovell loszureißen, war jetzt ſchon meine Gluͤckſeeligkeit. Der beſtimmte Tag, an dem ich mit ihr verheyrathet werden ſollte, nahte ſich nun wirk- lich; alle Gaͤſte waren da, Muſik ertoͤnte, Ma- rie war traurig und der Vater froh, als Lovell ploͤtzlich hereinſtuͤrzte, der bis dahin in London geweſen war, und nun ſich alles zu meinem Schimpfe entwickelte, indeß ich kaum ein ein- ziges Wort finden konnte. Alles verließ mich, ich mußte Burton nach meinem Verſprechen einige hundert Pfund ge- ben, die gerade den Reſt meines Vermoͤgens

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/434>, abgerufen am 22.11.2024.