ihre dringende Bitte nicht zu ihr gekommen, sonst hätte sie mir wahrscheinlich schon damals den ganzen Vorfall erzählt. -- An manchen Zufälligkeiten hängt oft ein wichtiger Theil un- sers Lebens! Ich erinnere mich jetzt dieses Bil- lets, und auch, daß ich aus Trägheit nicht zu ihr ging.
Ich habe mir oft im Stillen eingebildet, daß Rosaline noch lebe, und daß ich sie gewiß einmal wiedersehen würde. Dieser Gedanke, so seltsam es auch klingen mag, hat mich heim- lich in manchen Stunden beruhigt, ich glaubte selbst, daß das Wesen, das im Wagen neben mir gesessen hatte, die wirkliche Rosaline gewe- sen sey, -- und nun ist mir auch diese Hoff- nung genommen.
Ich darf wohl kaum noch fragen, wie es denn eigentlich mit der Erscheinung zusammen- hängt, von der Sie mir einmal schrieben? --
Bianka wird heute begraben. Ich habe sie gesehn. Laura hat sie mit Blumen aufgeputzt, und die Leiche sieht wieder Rosalinen so ähn- lich, daß mir ein Schauder durch alle Gebeine ging. Ich habe schon oft in den Kirchen vor den mit Gold, Blumen und Bändern geschmück-
ihre dringende Bitte nicht zu ihr gekommen, ſonſt haͤtte ſie mir wahrſcheinlich ſchon damals den ganzen Vorfall erzaͤhlt. — An manchen Zufaͤlligkeiten haͤngt oft ein wichtiger Theil un- ſers Lebens! Ich erinnere mich jetzt dieſes Bil- lets, und auch, daß ich aus Traͤgheit nicht zu ihr ging.
Ich habe mir oft im Stillen eingebildet, daß Roſaline noch lebe, und daß ich ſie gewiß einmal wiederſehen wuͤrde. Dieſer Gedanke, ſo ſeltſam es auch klingen mag, hat mich heim- lich in manchen Stunden beruhigt, ich glaubte ſelbſt, daß das Weſen, das im Wagen neben mir geſeſſen hatte, die wirkliche Roſaline gewe- ſen ſey, — und nun iſt mir auch dieſe Hoff- nung genommen.
Ich darf wohl kaum noch fragen, wie es denn eigentlich mit der Erſcheinung zuſammen- haͤngt, von der Sie mir einmal ſchrieben? —
Bianka wird heute begraben. Ich habe ſie geſehn. Laura hat ſie mit Blumen aufgeputzt, und die Leiche ſieht wieder Roſalinen ſo aͤhn- lich, daß mir ein Schauder durch alle Gebeine ging. Ich habe ſchon oft in den Kirchen vor den mit Gold, Blumen und Baͤndern geſchmuͤck-
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ihre dringende Bitte nicht zu ihr gekommen,
ſonſt haͤtte ſie mir wahrſcheinlich ſchon damals
den ganzen Vorfall erzaͤhlt. — An manchen
Zufaͤlligkeiten haͤngt oft ein wichtiger Theil un-
ſers Lebens! Ich erinnere mich jetzt dieſes Bil-
lets, und auch, daß ich aus Traͤgheit nicht zu
ihr ging.
Ich habe mir oft im Stillen eingebildet,
daß Roſaline noch lebe, und daß ich ſie gewiß
einmal wiederſehen wuͤrde. Dieſer Gedanke,
ſo ſeltſam es auch klingen mag, hat mich heim-
lich in manchen Stunden beruhigt, ich glaubte
ſelbſt, daß das Weſen, das im Wagen neben
mir geſeſſen hatte, die wirkliche Roſaline gewe-
ſen ſey, — und nun iſt mir auch dieſe Hoff-
nung genommen.
Ich darf wohl kaum noch fragen, wie es
denn eigentlich mit der Erſcheinung zuſammen-
haͤngt, von der Sie mir einmal ſchrieben? —
Bianka wird heute begraben. Ich habe ſie
geſehn. Laura hat ſie mit Blumen aufgeputzt,
und die Leiche ſieht wieder Roſalinen ſo aͤhn-
lich, daß mir ein Schauder durch alle Gebeine
ging. Ich habe ſchon oft in den Kirchen vor
den mit Gold, Blumen und Baͤndern geſchmuͤck-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/466>, abgerufen am 04.12.2024.
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