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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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11.
Emilie Burton an William Lovell.

Ich halte es für meine Pflicht, Sie zu beru-
higen; -- doch nein, das Wort ist zu kalt und
ängstlich. -- Ich bin es meinem klopfenden
Herzen schuldig: ich kann nicht anders, wenn
ich auch wollte. Aber ich will nun so und nicht
anders. -- Können Sie einen größern Beweis
fordern, als daß ich Ihnen schreibe, daß ich
Ihr Geheimniß verschweige, daß ich gern und
geheim mit Ihnen spreche? -- Ach, könnten
Sie alle die Thränen sehn, die ich um Ihrent-
willen vergieße, Sie würden nicht länger
zweifeln.

Und darf ich denn mehr thun? -- Hab' ich
nicht schon zu viel gethan? -- O unglücklicher
Lovell, Sie haben Ihre Emilie vielleicht mit
unglücklich gemacht; Sie haben vielleicht den
schwarzen Saamen in diesem friedlichen Hause
ausgestreut, -- und dann, -- was soll ich denn
thun? Was soll ich denn sagen? --

11.
Emilie Burton an William Lovell.

Ich halte es fuͤr meine Pflicht, Sie zu beru-
higen; — doch nein, das Wort iſt zu kalt und
aͤngſtlich. — Ich bin es meinem klopfenden
Herzen ſchuldig: ich kann nicht anders, wenn
ich auch wollte. Aber ich will nun ſo und nicht
anders. — Koͤnnen Sie einen groͤßern Beweis
fordern, als daß ich Ihnen ſchreibe, daß ich
Ihr Geheimniß verſchweige, daß ich gern und
geheim mit Ihnen ſpreche? — Ach, koͤnnten
Sie alle die Thraͤnen ſehn, die ich um Ihrent-
willen vergieße, Sie wuͤrden nicht laͤnger
zweifeln.

Und darf ich denn mehr thun? — Hab' ich
nicht ſchon zu viel gethan? — O ungluͤcklicher
Lovell, Sie haben Ihre Emilie vielleicht mit
ungluͤcklich gemacht; Sie haben vielleicht den
ſchwarzen Saamen in dieſem friedlichen Hauſe
ausgeſtreut, — und dann, — was ſoll ich denn
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[44/0051] 11. Emilie Burton an William Lovell. Ich halte es fuͤr meine Pflicht, Sie zu beru- higen; — doch nein, das Wort iſt zu kalt und aͤngſtlich. — Ich bin es meinem klopfenden Herzen ſchuldig: ich kann nicht anders, wenn ich auch wollte. Aber ich will nun ſo und nicht anders. — Koͤnnen Sie einen groͤßern Beweis fordern, als daß ich Ihnen ſchreibe, daß ich Ihr Geheimniß verſchweige, daß ich gern und geheim mit Ihnen ſpreche? — Ach, koͤnnten Sie alle die Thraͤnen ſehn, die ich um Ihrent- willen vergieße, Sie wuͤrden nicht laͤnger zweifeln. Und darf ich denn mehr thun? — Hab' ich nicht ſchon zu viel gethan? — O ungluͤcklicher Lovell, Sie haben Ihre Emilie vielleicht mit ungluͤcklich gemacht; Sie haben vielleicht den ſchwarzen Saamen in dieſem friedlichen Hauſe ausgeſtreut, — und dann, — was ſoll ich denn thun? Was ſoll ich denn ſagen? —

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/51>, abgerufen am 21.11.2024.