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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Einleitung.
gel mit hinein zöge, auch auf- und absteigen-
den Park mit allen möglichen Effekten, anzule-
gen, und meine gute Mutter hatte sich schon
vor einigen Jahren nicht abgeneigt gezeigt, so
daß ich schon für meine Blumenbeete und für
die Wasserkünste, die selbst in der Stille der
Nacht fortlachen, gezittert habe.

Wir dürfen nur, fuhr Ernst fort, auf das
Bedürfniß zurück gehn, aus welchem unsre Gär-
ten entstanden sind, um auf dem kürzesten Wege
einzusehn, welche Anlagen im Allgemeinen die
richtigeren sein mögen. Der Landmann hat ne-
ben seiner einfachen Wohnung seinen Baumgar-
ten, der ihm vor seiner Thür Früchte und Kü-
chengewächse liefert, gern läßt er das Gras zwi-
schen den Bäumen wachsen, sowohl, weil er es
ebenfalls nutzen kann, als auch weil es ihm Ar-
beit erspart, indem er es schont. Sehn wir in
dieser wilden grünen Anstalt noch irgend ein
Fleckchen den Gartenblumen besonders gewidmet
und mit Liebe ausgespart, so hat diese natür-
lichste Anlage, im Gebirge wie im flachen Lande,
einen gewissen Zauber, der uns still und rüh-
rend anspricht, ja in der Blüthenzeit kann ein
solcher Raum mit seinen dicht gedrängten Bäu-
men entzückend sein. Diese sind unter den Gär-
ten die wahren Idyllen, die kleinen Naturge-
dichte, die eben deswegen gefallen, weil sie von
aller Kunst völlig ausgeschlossen sind.

Ein Mühlbach, der an solchem Garten vor-

Einleitung.
gel mit hinein zoͤge, auch auf- und abſteigen-
den Park mit allen moͤglichen Effekten, anzule-
gen, und meine gute Mutter hatte ſich ſchon
vor einigen Jahren nicht abgeneigt gezeigt, ſo
daß ich ſchon fuͤr meine Blumenbeete und fuͤr
die Waſſerkuͤnſte, die ſelbſt in der Stille der
Nacht fortlachen, gezittert habe.

Wir duͤrfen nur, fuhr Ernſt fort, auf das
Beduͤrfniß zuruͤck gehn, aus welchem unſre Gaͤr-
ten entſtanden ſind, um auf dem kuͤrzeſten Wege
einzuſehn, welche Anlagen im Allgemeinen die
richtigeren ſein moͤgen. Der Landmann hat ne-
ben ſeiner einfachen Wohnung ſeinen Baumgar-
ten, der ihm vor ſeiner Thuͤr Fruͤchte und Kuͤ-
chengewaͤchſe liefert, gern laͤßt er das Gras zwi-
ſchen den Baͤumen wachſen, ſowohl, weil er es
ebenfalls nutzen kann, als auch weil es ihm Ar-
beit erſpart, indem er es ſchont. Sehn wir in
dieſer wilden gruͤnen Anſtalt noch irgend ein
Fleckchen den Gartenblumen beſonders gewidmet
und mit Liebe ausgeſpart, ſo hat dieſe natuͤr-
lichſte Anlage, im Gebirge wie im flachen Lande,
einen gewiſſen Zauber, der uns ſtill und ruͤh-
rend anſpricht, ja in der Bluͤthenzeit kann ein
ſolcher Raum mit ſeinen dicht gedraͤngten Baͤu-
men entzuͤckend ſein. Dieſe ſind unter den Gaͤr-
ten die wahren Idyllen, die kleinen Naturge-
dichte, die eben deswegen gefallen, weil ſie von
aller Kunſt voͤllig ausgeſchloſſen ſind.

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[91/0102] Einleitung. gel mit hinein zoͤge, auch auf- und abſteigen- den Park mit allen moͤglichen Effekten, anzule- gen, und meine gute Mutter hatte ſich ſchon vor einigen Jahren nicht abgeneigt gezeigt, ſo daß ich ſchon fuͤr meine Blumenbeete und fuͤr die Waſſerkuͤnſte, die ſelbſt in der Stille der Nacht fortlachen, gezittert habe. Wir duͤrfen nur, fuhr Ernſt fort, auf das Beduͤrfniß zuruͤck gehn, aus welchem unſre Gaͤr- ten entſtanden ſind, um auf dem kuͤrzeſten Wege einzuſehn, welche Anlagen im Allgemeinen die richtigeren ſein moͤgen. Der Landmann hat ne- ben ſeiner einfachen Wohnung ſeinen Baumgar- ten, der ihm vor ſeiner Thuͤr Fruͤchte und Kuͤ- chengewaͤchſe liefert, gern laͤßt er das Gras zwi- ſchen den Baͤumen wachſen, ſowohl, weil er es ebenfalls nutzen kann, als auch weil es ihm Ar- beit erſpart, indem er es ſchont. Sehn wir in dieſer wilden gruͤnen Anſtalt noch irgend ein Fleckchen den Gartenblumen beſonders gewidmet und mit Liebe ausgeſpart, ſo hat dieſe natuͤr- lichſte Anlage, im Gebirge wie im flachen Lande, einen gewiſſen Zauber, der uns ſtill und ruͤh- rend anſpricht, ja in der Bluͤthenzeit kann ein ſolcher Raum mit ſeinen dicht gedraͤngten Baͤu- men entzuͤckend ſein. Dieſe ſind unter den Gaͤr- ten die wahren Idyllen, die kleinen Naturge- dichte, die eben deswegen gefallen, weil ſie von aller Kunſt voͤllig ausgeſchloſſen ſind. Ein Muͤhlbach, der an ſolchem Garten vor-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/102>, abgerufen am 21.11.2024.