schaften, und an die verschiedenen charakteristi- schen Beinamen ihrer Mitglieder.
Eine, wie die andre Darstellung, sagte Emi- lie, möchte für uns Frauen beschwerlich, wo nicht unmöglich sein, aber ich war schon gestern auf dem Wege, Ihnen einen andern Vorschlag zu thun. Ich weiß, daß Sie alle Dichter sind, und höre von Manfred, daß Sie glücklicherweise manche Ihrer Arbeiten mitgebracht haben, wie wäre es also, wenn Sie uns diese nach Lust und Laune mittheilten, und so manche Stunde angenehm ausfüllten, die uns die Musik, oder die Besuche und Spaziergänge übrig lassen?
O vortreflich! rief Clara aus, und dann wollen wir Mädchen und Frauen nach der Lek- tür die Rezensenten spielen, und uns über alles lustig machen, was wir nicht verstanden, oder was uns nicht gefallen hat.
Rosalie fügte ihre Bitten zu denen ihrer Mutter, auch Auguste vereinigte sich mit beiden, und als Lothar die Freunde stillschweigend ein Weilchen angesehn hatte, schlug sich auch Man- fred zu der Parthei der Damen und rief: o ich bitte euch so inbrünstig, als man nur bitten kann, schlagt uns diesen bittenden Vorschlag nicht ab, denn schon längst habe ich Lust ge- habt, einige meiner Thorheiten euch und diesen guten wißbegierigen Frauen mitzutheilen, und keine Gelegenheit dazu gefunden; o ihr Edlen, wenn ihr eine Ahndung davon habt, wie sehr
Einleitung.
ſchaften, und an die verſchiedenen charakteriſti- ſchen Beinamen ihrer Mitglieder.
Eine, wie die andre Darſtellung, ſagte Emi- lie, moͤchte fuͤr uns Frauen beſchwerlich, wo nicht unmoͤglich ſein, aber ich war ſchon geſtern auf dem Wege, Ihnen einen andern Vorſchlag zu thun. Ich weiß, daß Sie alle Dichter ſind, und hoͤre von Manfred, daß Sie gluͤcklicherweiſe manche Ihrer Arbeiten mitgebracht haben, wie waͤre es alſo, wenn Sie uns dieſe nach Luſt und Laune mittheilten, und ſo manche Stunde angenehm ausfuͤllten, die uns die Muſik, oder die Beſuche und Spaziergaͤnge uͤbrig laſſen?
O vortreflich! rief Clara aus, und dann wollen wir Maͤdchen und Frauen nach der Lek- tuͤr die Rezenſenten ſpielen, und uns uͤber alles luſtig machen, was wir nicht verſtanden, oder was uns nicht gefallen hat.
Roſalie fuͤgte ihre Bitten zu denen ihrer Mutter, auch Auguſte vereinigte ſich mit beiden, und als Lothar die Freunde ſtillſchweigend ein Weilchen angeſehn hatte, ſchlug ſich auch Man- fred zu der Parthei der Damen und rief: o ich bitte euch ſo inbruͤnſtig, als man nur bitten kann, ſchlagt uns dieſen bittenden Vorſchlag nicht ab, denn ſchon laͤngſt habe ich Luſt ge- habt, einige meiner Thorheiten euch und dieſen guten wißbegierigen Frauen mitzutheilen, und keine Gelegenheit dazu gefunden; o ihr Edlen, wenn ihr eine Ahndung davon habt, wie ſehr
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Einleitung.
ſchaften, und an die verſchiedenen charakteriſti-
ſchen Beinamen ihrer Mitglieder.
Eine, wie die andre Darſtellung, ſagte Emi-
lie, moͤchte fuͤr uns Frauen beſchwerlich, wo nicht
unmoͤglich ſein, aber ich war ſchon geſtern auf
dem Wege, Ihnen einen andern Vorſchlag zu
thun. Ich weiß, daß Sie alle Dichter ſind,
und hoͤre von Manfred, daß Sie gluͤcklicherweiſe
manche Ihrer Arbeiten mitgebracht haben, wie
waͤre es alſo, wenn Sie uns dieſe nach Luſt
und Laune mittheilten, und ſo manche Stunde
angenehm ausfuͤllten, die uns die Muſik, oder
die Beſuche und Spaziergaͤnge uͤbrig laſſen?
O vortreflich! rief Clara aus, und dann
wollen wir Maͤdchen und Frauen nach der Lek-
tuͤr die Rezenſenten ſpielen, und uns uͤber alles
luſtig machen, was wir nicht verſtanden, oder
was uns nicht gefallen hat.
Roſalie fuͤgte ihre Bitten zu denen ihrer
Mutter, auch Auguſte vereinigte ſich mit beiden,
und als Lothar die Freunde ſtillſchweigend ein
Weilchen angeſehn hatte, ſchlug ſich auch Man-
fred zu der Parthei der Damen und rief: o ich
bitte euch ſo inbruͤnſtig, als man nur bitten
kann, ſchlagt uns dieſen bittenden Vorſchlag
nicht ab, denn ſchon laͤngſt habe ich Luſt ge-
habt, einige meiner Thorheiten euch und dieſen
guten wißbegierigen Frauen mitzutheilen, und
keine Gelegenheit dazu gefunden; o ihr Edlen,
wenn ihr eine Ahndung davon habt, wie ſehr
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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