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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Einleitung.
eine Art von dramatischer Einrichtung statt fin-
den. Sei jeder von uns nach der Reihe An-
führer und Herrscher, und bestimme und gebiete,
welcherlei Poesien vorgetragen werden sollen, so
steht zu hoffen, daß solche sich vereinigen wer-
den, die durch eine gewisse Aehnlichkeit freund-
schaftlich zusammen gehören.

Diese Einrichtung, wandte Manfred ein,
ist vielleicht zu gefährlich, weil sie an den Boc-
caccio erinnern dürfte.

Sie erinnert, sagte Ernst, fast an alle Ita-
liänischen Novellisten, die mit minder oder mehr
Glück von dieser Erfindung Gebrauch gemacht
haben.

Doch werden Sie, sagte Emilie, uns in
andrer Hinsicht nicht an diesen berühmten Au-
tor erinnern wollen, denn gewiß verschonen Sie
uns mit dergleichen ärgerlichen und anstößigen
Geschichtchen, deren er nur zu viele erzählt.

Wir können dergleichen wohl nicht so ganz
unbedingt versprechen, antwortete Manfred, wenn
wir uns nicht darüber erst etwas verständigt ha-
ben, was wir ärgerlich oder anstößig nennen
wollen. Davor, daß wir keine Erzählungen, die
ihm ähnlich oder nachgeahmt sind, vortragen
werden, sind Sie hinlänglich gesichert, denn es
erfordert das glänzende Talent seiner gediegenen,
scharfen und bestimmten Darstellung, welche nie
zu viel oder zu wenig sagt, die nichts verhüllt
und doch immer von den Grazien gelenkt wird,

Einleitung.
eine Art von dramatiſcher Einrichtung ſtatt fin-
den. Sei jeder von uns nach der Reihe An-
fuͤhrer und Herrſcher, und beſtimme und gebiete,
welcherlei Poeſien vorgetragen werden ſollen, ſo
ſteht zu hoffen, daß ſolche ſich vereinigen wer-
den, die durch eine gewiſſe Aehnlichkeit freund-
ſchaftlich zuſammen gehoͤren.

Dieſe Einrichtung, wandte Manfred ein,
iſt vielleicht zu gefaͤhrlich, weil ſie an den Boc-
caccio erinnern duͤrfte.

Sie erinnert, ſagte Ernſt, faſt an alle Ita-
liaͤniſchen Novelliſten, die mit minder oder mehr
Gluͤck von dieſer Erfindung Gebrauch gemacht
haben.

Doch werden Sie, ſagte Emilie, uns in
andrer Hinſicht nicht an dieſen beruͤhmten Au-
tor erinnern wollen, denn gewiß verſchonen Sie
uns mit dergleichen aͤrgerlichen und anſtoͤßigen
Geſchichtchen, deren er nur zu viele erzaͤhlt.

Wir koͤnnen dergleichen wohl nicht ſo ganz
unbedingt verſprechen, antwortete Manfred, wenn
wir uns nicht daruͤber erſt etwas verſtaͤndigt ha-
ben, was wir aͤrgerlich oder anſtoͤßig nennen
wollen. Davor, daß wir keine Erzaͤhlungen, die
ihm aͤhnlich oder nachgeahmt ſind, vortragen
werden, ſind Sie hinlaͤnglich geſichert, denn es
erfordert das glaͤnzende Talent ſeiner gediegenen,
ſcharfen und beſtimmten Darſtellung, welche nie
zu viel oder zu wenig ſagt, die nichts verhuͤllt
und doch immer von den Grazien gelenkt wird,

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[121/0132] Einleitung. eine Art von dramatiſcher Einrichtung ſtatt fin- den. Sei jeder von uns nach der Reihe An- fuͤhrer und Herrſcher, und beſtimme und gebiete, welcherlei Poeſien vorgetragen werden ſollen, ſo ſteht zu hoffen, daß ſolche ſich vereinigen wer- den, die durch eine gewiſſe Aehnlichkeit freund- ſchaftlich zuſammen gehoͤren. Dieſe Einrichtung, wandte Manfred ein, iſt vielleicht zu gefaͤhrlich, weil ſie an den Boc- caccio erinnern duͤrfte. Sie erinnert, ſagte Ernſt, faſt an alle Ita- liaͤniſchen Novelliſten, die mit minder oder mehr Gluͤck von dieſer Erfindung Gebrauch gemacht haben. Doch werden Sie, ſagte Emilie, uns in andrer Hinſicht nicht an dieſen beruͤhmten Au- tor erinnern wollen, denn gewiß verſchonen Sie uns mit dergleichen aͤrgerlichen und anſtoͤßigen Geſchichtchen, deren er nur zu viele erzaͤhlt. Wir koͤnnen dergleichen wohl nicht ſo ganz unbedingt verſprechen, antwortete Manfred, wenn wir uns nicht daruͤber erſt etwas verſtaͤndigt ha- ben, was wir aͤrgerlich oder anſtoͤßig nennen wollen. Davor, daß wir keine Erzaͤhlungen, die ihm aͤhnlich oder nachgeahmt ſind, vortragen werden, ſind Sie hinlaͤnglich geſichert, denn es erfordert das glaͤnzende Talent ſeiner gediegenen, ſcharfen und beſtimmten Darſtellung, welche nie zu viel oder zu wenig ſagt, die nichts verhuͤllt und doch immer von den Grazien gelenkt wird,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/132>, abgerufen am 21.11.2024.