lachen mußte. Die wilden Felsen traten immer weiter hinter uns zurück, wir gingen über eine angenehme Wiese, und dann durch einen ziemlich langen Wald. Als wir heraus traten, ging die Sonne gerade unter, und ich werde den Anblick und die Empfindung dieses Abends nie vergessen. In das sanfteste Roth und Gold war alles ver- schmolzen, die Bäume standen mit ihren Wipfeln in der Abendröthe, und über den Feldern lag der entzückende Schein, die Wälder und die Blätter der Bäume standen still, der reine Himmel sah aus wie ein aufgeschlossenes Paradies, und das Rie- seln der Quellen und von Zeit zu Zeit das Flüstern der Bäume tönte durch die heitre Stille wie in wehmüthiger Freude. Meine junge Seele bekam jetzt zuerst eine Ahndung von der Welt und ihren Begebenheiten. Ich vergaß mich und meine Füh- rerin, mein Geist und meine Augen schwärmten nur zwischen den goldnen Wolken.
Wir stiegen nun einen Hügel hinan, der mit Birken bepflanzt war, von oben sah man in ein grünes Thal voller Birken hinein, und unten mit- ten in den Bäumen lag eine kleine Hütte. Ein munteres Bellen kam uns entgegen, und bald sprang ein kleiner behender Hund die Alte an, und wedelte, dann kam er zu mir, besah mich von allen Seiten, und kehrte mit freundlichen Geberden zur Alten zurück.
Als wir vom Hügel hinunter gingen, hörte ich einen wunderbaren Gesang, der aus der Hütte
Der blonde Eckbert.
lachen mußte. Die wilden Felſen traten immer weiter hinter uns zuruͤck, wir gingen uͤber eine angenehme Wieſe, und dann durch einen ziemlich langen Wald. Als wir heraus traten, ging die Sonne gerade unter, und ich werde den Anblick und die Empfindung dieſes Abends nie vergeſſen. In das ſanfteſte Roth und Gold war alles ver- ſchmolzen, die Baͤume ſtanden mit ihren Wipfeln in der Abendroͤthe, und uͤber den Feldern lag der entzuͤckende Schein, die Waͤlder und die Blaͤtter der Baͤume ſtanden ſtill, der reine Himmel ſah aus wie ein aufgeſchloſſenes Paradies, und das Rie- ſeln der Quellen und von Zeit zu Zeit das Fluͤſtern der Baͤume toͤnte durch die heitre Stille wie in wehmuͤthiger Freude. Meine junge Seele bekam jetzt zuerſt eine Ahndung von der Welt und ihren Begebenheiten. Ich vergaß mich und meine Fuͤh- rerin, mein Geiſt und meine Augen ſchwaͤrmten nur zwiſchen den goldnen Wolken.
Wir ſtiegen nun einen Huͤgel hinan, der mit Birken bepflanzt war, von oben ſah man in ein gruͤnes Thal voller Birken hinein, und unten mit- ten in den Baͤumen lag eine kleine Huͤtte. Ein munteres Bellen kam uns entgegen, und bald ſprang ein kleiner behender Hund die Alte an, und wedelte, dann kam er zu mir, beſah mich von allen Seiten, und kehrte mit freundlichen Geberden zur Alten zuruͤck.
Als wir vom Huͤgel hinunter gingen, hoͤrte ich einen wunderbaren Geſang, der aus der Huͤtte
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Der blonde Eckbert.
lachen mußte. Die wilden Felſen traten immer
weiter hinter uns zuruͤck, wir gingen uͤber eine
angenehme Wieſe, und dann durch einen ziemlich
langen Wald. Als wir heraus traten, ging die
Sonne gerade unter, und ich werde den Anblick
und die Empfindung dieſes Abends nie vergeſſen.
In das ſanfteſte Roth und Gold war alles ver-
ſchmolzen, die Baͤume ſtanden mit ihren Wipfeln
in der Abendroͤthe, und uͤber den Feldern lag der
entzuͤckende Schein, die Waͤlder und die Blaͤtter
der Baͤume ſtanden ſtill, der reine Himmel ſah aus
wie ein aufgeſchloſſenes Paradies, und das Rie-
ſeln der Quellen und von Zeit zu Zeit das Fluͤſtern
der Baͤume toͤnte durch die heitre Stille wie in
wehmuͤthiger Freude. Meine junge Seele bekam
jetzt zuerſt eine Ahndung von der Welt und ihren
Begebenheiten. Ich vergaß mich und meine Fuͤh-
rerin, mein Geiſt und meine Augen ſchwaͤrmten
nur zwiſchen den goldnen Wolken.
Wir ſtiegen nun einen Huͤgel hinan, der mit
Birken bepflanzt war, von oben ſah man in ein
gruͤnes Thal voller Birken hinein, und unten mit-
ten in den Baͤumen lag eine kleine Huͤtte. Ein
munteres Bellen kam uns entgegen, und bald ſprang
ein kleiner behender Hund die Alte an, und wedelte,
dann kam er zu mir, beſah mich von allen Seiten,
und kehrte mit freundlichen Geberden zur Alten
zuruͤck.
Als wir vom Huͤgel hinunter gingen, hoͤrte
ich einen wunderbaren Geſang, der aus der Huͤtte
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/184>, abgerufen am 16.07.2024.
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