nete ihnen die Thür; so wie sie hinein traten, ließ der starke Eckart den Herzog von seinen Schul- tern nieder, der sich alsbald auf seine Knie warf und Gott in einem brünstigen Gebete für seine Rettung dankte. Eckart setzte sich in einen finstern Winkel nieder und traf dort den Greis schlafend, der ihm unlängst sein großes Unglück mit seinen Söhnen erzählt hatte, welche er aufzusuchen ging.
Als der Herzog sein Gebet vollendet, sprach er: Wunderbar ist mir in dieser Nacht zu Sinne geworden, und die Güte Gottes wie seine Allmacht haben sich meinem verstockten Herzen noch niemals so nahe gezeigt; auch daß ich bald sterbe, sagt mir mein Gemüth, und ich wünsche nichts so sehr, als daß Gott mir vorher meine vielen und schweren Sünden vergeben möge. Euch beide aber, die ihr mich hieher geführt habt, will ich vor meinem Ende noch belohnen, so viel ich kann. Dir, meinem Knappen, schenk' ich die beiden Schlösser, die hier auf den nächsten Bergen liegen, doch sollst du dich künftig, zum Gedächtniß dieser grauenvollen Nacht, den Tannenhäuser nennen. Und wer bist du, Mann, fuhr er fort, der sich dorten im Winkel gelagert hat? Komm hervor, damit ich auch dir für deine Mühe und Liebe lohnen möge.
Da stand der Eckart von der Erden Und trat herfür ans helle Licht, Er zeigt mit traurigen Gebehrden Sein hochbekümmert Angesicht.
Der getreue Eckart.
nete ihnen die Thuͤr; ſo wie ſie hinein traten, ließ der ſtarke Eckart den Herzog von ſeinen Schul- tern nieder, der ſich alsbald auf ſeine Knie warf und Gott in einem bruͤnſtigen Gebete fuͤr ſeine Rettung dankte. Eckart ſetzte ſich in einen finſtern Winkel nieder und traf dort den Greis ſchlafend, der ihm unlaͤngſt ſein großes Ungluͤck mit ſeinen Soͤhnen erzaͤhlt hatte, welche er aufzuſuchen ging.
Als der Herzog ſein Gebet vollendet, ſprach er: Wunderbar iſt mir in dieſer Nacht zu Sinne geworden, und die Guͤte Gottes wie ſeine Allmacht haben ſich meinem verſtockten Herzen noch niemals ſo nahe gezeigt; auch daß ich bald ſterbe, ſagt mir mein Gemuͤth, und ich wuͤnſche nichts ſo ſehr, als daß Gott mir vorher meine vielen und ſchweren Suͤnden vergeben moͤge. Euch beide aber, die ihr mich hieher gefuͤhrt habt, will ich vor meinem Ende noch belohnen, ſo viel ich kann. Dir, meinem Knappen, ſchenk' ich die beiden Schloͤſſer, die hier auf den naͤchſten Bergen liegen, doch ſollſt du dich kuͤnftig, zum Gedaͤchtniß dieſer grauenvollen Nacht, den Tannenhaͤuſer nennen. Und wer biſt du, Mann, fuhr er fort, der ſich dorten im Winkel gelagert hat? Komm hervor, damit ich auch dir fuͤr deine Muͤhe und Liebe lohnen moͤge.
Da ſtand der Eckart von der Erden Und trat herfuͤr ans helle Licht, Er zeigt mit traurigen Gebehrden Sein hochbekuͤmmert Angeſicht.
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Der getreue Eckart.
nete ihnen die Thuͤr; ſo wie ſie hinein traten, ließ
der ſtarke Eckart den Herzog von ſeinen Schul-
tern nieder, der ſich alsbald auf ſeine Knie warf
und Gott in einem bruͤnſtigen Gebete fuͤr ſeine
Rettung dankte. Eckart ſetzte ſich in einen finſtern
Winkel nieder und traf dort den Greis ſchlafend,
der ihm unlaͤngſt ſein großes Ungluͤck mit ſeinen
Soͤhnen erzaͤhlt hatte, welche er aufzuſuchen ging.
Als der Herzog ſein Gebet vollendet, ſprach
er: Wunderbar iſt mir in dieſer Nacht zu Sinne
geworden, und die Guͤte Gottes wie ſeine Allmacht
haben ſich meinem verſtockten Herzen noch niemals
ſo nahe gezeigt; auch daß ich bald ſterbe, ſagt mir
mein Gemuͤth, und ich wuͤnſche nichts ſo ſehr, als
daß Gott mir vorher meine vielen und ſchweren
Suͤnden vergeben moͤge. Euch beide aber, die ihr
mich hieher gefuͤhrt habt, will ich vor meinem Ende
noch belohnen, ſo viel ich kann. Dir, meinem
Knappen, ſchenk' ich die beiden Schloͤſſer, die hier
auf den naͤchſten Bergen liegen, doch ſollſt du dich
kuͤnftig, zum Gedaͤchtniß dieſer grauenvollen Nacht,
den Tannenhaͤuſer nennen. Und wer biſt du, Mann,
fuhr er fort, der ſich dorten im Winkel gelagert
hat? Komm hervor, damit ich auch dir fuͤr deine
Muͤhe und Liebe lohnen moͤge.
Da ſtand der Eckart von der Erden
Und trat herfuͤr ans helle Licht,
Er zeigt mit traurigen Gebehrden
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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