das größte Unrecht gethan zu haben. Doch er- lauben Sie mir ohne weitere Entschuldigung an- zufangen.
Friedrich las: --
Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence.
1. Vorbericht.
Ist es dir wohl schon je, vielgeliebter Leser, so recht traurig in die Seele gefallen, wie betrübt es sey, daß das rauschende Rad der Zeit sich immer weiter dreht, und daß bald das zu unterst gekehrt wird, was ehemals hoch oben war? So fährt Ruhm, Glanz, Pracht und weltberühmte Schön- heit hin, wie goldene Abendwolken, die hinter fer- nen Bergen nieder sinken, und nur auf kurze Zeit noch schwachen gelblichen Schimmer hinter sich las- sen: die Nacht tritt ernst und feierlich herauf, die schwarzen Heere von Wolken ziehn unter Ster-
Erſte Abtheilung.
das groͤßte Unrecht gethan zu haben. Doch er- lauben Sie mir ohne weitere Entſchuldigung an- zufangen.
Friedrich las: —
Liebesgeſchichte der ſchoͤnen Magelone und des Grafen Peter von Provence.
1. Vorbericht.
Iſt es dir wohl ſchon je, vielgeliebter Leſer, ſo recht traurig in die Seele gefallen, wie betruͤbt es ſey, daß das rauſchende Rad der Zeit ſich immer weiter dreht, und daß bald das zu unterſt gekehrt wird, was ehemals hoch oben war? So faͤhrt Ruhm, Glanz, Pracht und weltberuͤhmte Schoͤn- heit hin, wie goldene Abendwolken, die hinter fer- nen Bergen nieder ſinken, und nur auf kurze Zeit noch ſchwachen gelblichen Schimmer hinter ſich laſ- ſen: die Nacht tritt ernſt und feierlich herauf, die ſchwarzen Heere von Wolken ziehn unter Ster-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0335"n="324"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Erſte Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
das groͤßte Unrecht gethan zu haben. Doch er-<lb/>
lauben Sie mir ohne weitere Entſchuldigung an-<lb/>
zufangen.</p><lb/><p>Friedrich las: —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Liebesgeſchichte<lb/>
der ſchoͤnen Magelone und des<lb/>
Grafen Peter von Provence</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>1.<lb/><hirendition="#g">Vorbericht</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">I</hi>ſt es dir wohl ſchon je, vielgeliebter Leſer, ſo<lb/>
recht traurig in die Seele gefallen, wie betruͤbt es<lb/>ſey, daß das rauſchende Rad der Zeit ſich immer<lb/>
weiter dreht, und daß bald das zu unterſt gekehrt<lb/>
wird, was ehemals hoch oben war? So faͤhrt<lb/>
Ruhm, Glanz, Pracht und weltberuͤhmte Schoͤn-<lb/>
heit hin, wie goldene Abendwolken, die hinter fer-<lb/>
nen Bergen nieder ſinken, und nur auf kurze Zeit<lb/>
noch ſchwachen gelblichen Schimmer hinter ſich laſ-<lb/>ſen: die Nacht tritt ernſt und feierlich herauf, die<lb/>ſchwarzen Heere von Wolken ziehn unter Ster-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[324/0335]
Erſte Abtheilung.
das groͤßte Unrecht gethan zu haben. Doch er-
lauben Sie mir ohne weitere Entſchuldigung an-
zufangen.
Friedrich las: —
Liebesgeſchichte
der ſchoͤnen Magelone und des
Grafen Peter von Provence.
1.
Vorbericht.
Iſt es dir wohl ſchon je, vielgeliebter Leſer, ſo
recht traurig in die Seele gefallen, wie betruͤbt es
ſey, daß das rauſchende Rad der Zeit ſich immer
weiter dreht, und daß bald das zu unterſt gekehrt
wird, was ehemals hoch oben war? So faͤhrt
Ruhm, Glanz, Pracht und weltberuͤhmte Schoͤn-
heit hin, wie goldene Abendwolken, die hinter fer-
nen Bergen nieder ſinken, und nur auf kurze Zeit
noch ſchwachen gelblichen Schimmer hinter ſich laſ-
ſen: die Nacht tritt ernſt und feierlich herauf, die
ſchwarzen Heere von Wolken ziehn unter Ster-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/335>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.