alte und würdige Rittersmänner sollte überwunden haben.
Unter andern war auch ein Sänger mit her- bei gekommen, der viele fremde Länder gesehen hatte, er war kein Ritter, aber an Einsicht und Erfahrung übertraf er manchen Edlen. Dieser gesellte sich zu Graf Peter und lobte ihn unge- mein, schloß aber seine Rede mit diesen Worten: Ritter, wenn ich Euch rathen sollte, so müßt ihr nicht hier bleiben, sondern fremde Gegenden und Menschen sehn und wohl betrachten, auf daß sich eure Einsichten, die in der Heimath nur immer einheimisch bleiben, verbessern, und Ihr am Ende das Fremde mit dem Bekannten verbinden könnt.
Er nahm seine Laute und sang:
Keinen hat es noch gereut Der daß Roß bestiegen, Um in frischer Jugendzeit Durch die Welt zu fliegen.
Berge und Auen, Einsamer Wald, Mädchen und Frauen Prächtig im Kleide, Golden Geschmeide, Alles erfreut ihn mit schöner Gestalt.
Wunderlich fliehen Gestalten dahin, Schwärmerisch glühen Wünsche im jugendlich trunkenen Sinn.
Ruhm streut ihm Rosen Schnell in die Bahn,
Erſte Abtheilung.
alte und wuͤrdige Rittersmaͤnner ſollte uͤberwunden haben.
Unter andern war auch ein Saͤnger mit her- bei gekommen, der viele fremde Laͤnder geſehen hatte, er war kein Ritter, aber an Einſicht und Erfahrung uͤbertraf er manchen Edlen. Dieſer geſellte ſich zu Graf Peter und lobte ihn unge- mein, ſchloß aber ſeine Rede mit dieſen Worten: Ritter, wenn ich Euch rathen ſollte, ſo muͤßt ihr nicht hier bleiben, ſondern fremde Gegenden und Menſchen ſehn und wohl betrachten, auf daß ſich eure Einſichten, die in der Heimath nur immer einheimiſch bleiben, verbeſſern, und Ihr am Ende das Fremde mit dem Bekannten verbinden koͤnnt.
Er nahm ſeine Laute und ſang:
Keinen hat es noch gereut Der daß Roß beſtiegen, Um in friſcher Jugendzeit Durch die Welt zu fliegen.
Berge und Auen, Einſamer Wald, Maͤdchen und Frauen Praͤchtig im Kleide, Golden Geſchmeide, Alles erfreut ihn mit ſchoͤner Geſtalt.
Wunderlich fliehen Geſtalten dahin, Schwaͤrmeriſch gluͤhen Wuͤnſche im jugendlich trunkenen Sinn.
Ruhm ſtreut ihm Roſen Schnell in die Bahn,
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Erſte Abtheilung.
alte und wuͤrdige Rittersmaͤnner ſollte uͤberwunden
haben.
Unter andern war auch ein Saͤnger mit her-
bei gekommen, der viele fremde Laͤnder geſehen
hatte, er war kein Ritter, aber an Einſicht und
Erfahrung uͤbertraf er manchen Edlen. Dieſer
geſellte ſich zu Graf Peter und lobte ihn unge-
mein, ſchloß aber ſeine Rede mit dieſen Worten:
Ritter, wenn ich Euch rathen ſollte, ſo muͤßt ihr
nicht hier bleiben, ſondern fremde Gegenden und
Menſchen ſehn und wohl betrachten, auf daß ſich
eure Einſichten, die in der Heimath nur immer
einheimiſch bleiben, verbeſſern, und Ihr am Ende
das Fremde mit dem Bekannten verbinden koͤnnt.
Er nahm ſeine Laute und ſang:
Keinen hat es noch gereut
Der daß Roß beſtiegen,
Um in friſcher Jugendzeit
Durch die Welt zu fliegen.
Berge und Auen,
Einſamer Wald,
Maͤdchen und Frauen
Praͤchtig im Kleide,
Golden Geſchmeide,
Alles erfreut ihn mit ſchoͤner Geſtalt.
Wunderlich fliehen
Geſtalten dahin,
Schwaͤrmeriſch gluͤhen
Wuͤnſche im jugendlich trunkenen Sinn.
Ruhm ſtreut ihm Roſen
Schnell in die Bahn,
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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