Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die schöne Magelone.
diese Worte. Ja, rief er aus, wir fliehen schnell
zu meinem Vater, und das schönste Band soll uns
dann auf ewig verbinden.

Er eilte sogleich fort, um die nöthigen Anstal-
ten schnell und heimlich zu treffen. Magelone be-
sorgte ihrerseits auch das Nöthige, sagte aber ihrer
Amme kein Wort von ihrem Entschlusse, aus Furcht,
daß sie alles verrathen möchte.

Peter nahm Abschied von seiner Kammer, von
den Gegenden der Stadt, durch die er so oft in
seliger Trunkenheit gewandelt war, und die er alle
als Zeugen seiner Liebe betrachtete. Es war ihm
rührend, als er die getreue Laute auf seinem Tische
liegen sah, die so oft von seinen Fingern gerührt
die Gefühle seines Herzens ausgesprochen hatte,
die eine Mitwisserin des süßen Geheimnisses war.
Er nahm sie noch einmal und sang:

Wir müssen uns trennen,
Geliebtes Saitenspiel,
Zeit ist es, zu rennen
Nach dem fernen erwünschten Ziel.
Ich ziehe zum Streite
Zum Raube hinaus,
Und hab ich die Beute
Dann flieg ich nach Haus.
Im röthlichen Glanze
Entflieh ich mit ihr,
Es schützt uns die Lanze,
Der Stahlharnisch hier.
Kommt, liebe Waffenstücke,
Zum Scherz oft angethan,

Die ſchoͤne Magelone.
dieſe Worte. Ja, rief er aus, wir fliehen ſchnell
zu meinem Vater, und das ſchoͤnſte Band ſoll uns
dann auf ewig verbinden.

Er eilte ſogleich fort, um die noͤthigen Anſtal-
ten ſchnell und heimlich zu treffen. Magelone be-
ſorgte ihrerſeits auch das Noͤthige, ſagte aber ihrer
Amme kein Wort von ihrem Entſchluſſe, aus Furcht,
daß ſie alles verrathen moͤchte.

Peter nahm Abſchied von ſeiner Kammer, von
den Gegenden der Stadt, durch die er ſo oft in
ſeliger Trunkenheit gewandelt war, und die er alle
als Zeugen ſeiner Liebe betrachtete. Es war ihm
ruͤhrend, als er die getreue Laute auf ſeinem Tiſche
liegen ſah, die ſo oft von ſeinen Fingern geruͤhrt
die Gefuͤhle ſeines Herzens ausgeſprochen hatte,
die eine Mitwiſſerin des ſuͤßen Geheimniſſes war.
Er nahm ſie noch einmal und ſang:

Wir muͤſſen uns trennen,
Geliebtes Saitenſpiel,
Zeit iſt es, zu rennen
Nach dem fernen erwuͤnſchten Ziel.
Ich ziehe zum Streite
Zum Raube hinaus,
Und hab ich die Beute
Dann flieg ich nach Haus.
Im roͤthlichen Glanze
Entflieh ich mit ihr,
Es ſchuͤtzt uns die Lanze,
Der Stahlharniſch hier.
Kommt, liebe Waffenſtuͤcke,
Zum Scherz oft angethan,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0370" n="359"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die &#x017F;cho&#x0364;ne Magelone</hi>.</fw><lb/>
die&#x017F;e Worte. Ja, rief er aus, wir fliehen &#x017F;chnell<lb/>
zu meinem Vater, und das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Band &#x017F;oll uns<lb/>
dann auf ewig verbinden.</p><lb/>
            <p>Er eilte &#x017F;ogleich fort, um die no&#x0364;thigen An&#x017F;tal-<lb/>
ten &#x017F;chnell und heimlich zu treffen. Magelone be-<lb/>
&#x017F;orgte ihrer&#x017F;eits auch das No&#x0364;thige, &#x017F;agte aber ihrer<lb/>
Amme kein Wort von ihrem Ent&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e, aus Furcht,<lb/>
daß &#x017F;ie alles verrathen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            <p>Peter nahm Ab&#x017F;chied von &#x017F;einer Kammer, von<lb/>
den Gegenden der Stadt, durch die er &#x017F;o oft in<lb/>
&#x017F;eliger Trunkenheit gewandelt war, und die er alle<lb/>
als Zeugen &#x017F;einer Liebe betrachtete. Es war ihm<lb/>
ru&#x0364;hrend, als er die getreue Laute auf &#x017F;einem Ti&#x017F;che<lb/>
liegen &#x017F;ah, die &#x017F;o oft von &#x017F;einen Fingern geru&#x0364;hrt<lb/>
die Gefu&#x0364;hle &#x017F;eines Herzens ausge&#x017F;prochen hatte,<lb/>
die eine Mitwi&#x017F;&#x017F;erin des &#x017F;u&#x0364;ßen Geheimni&#x017F;&#x017F;es war.<lb/>
Er nahm &#x017F;ie noch einmal und &#x017F;ang:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns trennen,</l><lb/>
                <l>Geliebtes Saiten&#x017F;piel,</l><lb/>
                <l>Zeit i&#x017F;t es, zu rennen</l><lb/>
                <l>Nach dem fernen erwu&#x0364;n&#x017F;chten Ziel.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Ich ziehe zum Streite</l><lb/>
                <l>Zum Raube hinaus,</l><lb/>
                <l>Und hab ich die Beute</l><lb/>
                <l>Dann flieg ich nach Haus.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Im ro&#x0364;thlichen Glanze</l><lb/>
                <l>Entflieh ich mit ihr,</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;chu&#x0364;tzt uns die Lanze,</l><lb/>
                <l>Der Stahlharni&#x017F;ch hier.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Kommt, liebe Waffen&#x017F;tu&#x0364;cke,</l><lb/>
                <l>Zum Scherz oft angethan,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0370] Die ſchoͤne Magelone. dieſe Worte. Ja, rief er aus, wir fliehen ſchnell zu meinem Vater, und das ſchoͤnſte Band ſoll uns dann auf ewig verbinden. Er eilte ſogleich fort, um die noͤthigen Anſtal- ten ſchnell und heimlich zu treffen. Magelone be- ſorgte ihrerſeits auch das Noͤthige, ſagte aber ihrer Amme kein Wort von ihrem Entſchluſſe, aus Furcht, daß ſie alles verrathen moͤchte. Peter nahm Abſchied von ſeiner Kammer, von den Gegenden der Stadt, durch die er ſo oft in ſeliger Trunkenheit gewandelt war, und die er alle als Zeugen ſeiner Liebe betrachtete. Es war ihm ruͤhrend, als er die getreue Laute auf ſeinem Tiſche liegen ſah, die ſo oft von ſeinen Fingern geruͤhrt die Gefuͤhle ſeines Herzens ausgeſprochen hatte, die eine Mitwiſſerin des ſuͤßen Geheimniſſes war. Er nahm ſie noch einmal und ſang: Wir muͤſſen uns trennen, Geliebtes Saitenſpiel, Zeit iſt es, zu rennen Nach dem fernen erwuͤnſchten Ziel. Ich ziehe zum Streite Zum Raube hinaus, Und hab ich die Beute Dann flieg ich nach Haus. Im roͤthlichen Glanze Entflieh ich mit ihr, Es ſchuͤtzt uns die Lanze, Der Stahlharniſch hier. Kommt, liebe Waffenſtuͤcke, Zum Scherz oft angethan,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/370
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/370>, abgerufen am 22.11.2024.