O mögen mich Felsen zerschmettern! Denn nimmer wird es gut.
Nicht klag ich, und mag ich nun scheitern, In wäßrigen Tiefen vergehn! Mein Blick wird sich nie mehr erheitern, Den Stern meiner Liebe zu sehn.
So wälzt euch bergab mit Gewittern, Und raset ihr Stürme mich an, Daß Felsen an Felsen zersplittern! Ich bin ein verlorener Mann.
Er lag im Kahne ausgestreckt, und eine dumpfe Betäubung ergriff ihn; er wußte vor Uebermaß des Schmerzes nicht mehr, wo er war, und ließ sich gleichgültig von Wind und Wellen weiter trei- ben; endlich verfiel er in einen Zustand, der fast einem Schlafe glich.
12. Die Klagen der schönen Magelone.
Magelone erwachte, nachdem sie sich durch einen süßen Schlaf erquickt hatte, und meinte, daß ihr Geliebter noch bei ihr säße. Sie erschrack, als sie sich aufrichtete und ihn nicht mehr fand; sie wartete erst eine Weile, ob er nicht wieder kom- men möchte, dann ging sie hin und her, und rief seinen Namen mit lauter Stimme aus. Da sie keine Antwort vernahm, fing sie an zu weinen und
I. [ 24 ]
Die ſchoͤne Magelone.
O moͤgen mich Felſen zerſchmettern! Denn nimmer wird es gut.
Nicht klag ich, und mag ich nun ſcheitern, In waͤßrigen Tiefen vergehn! Mein Blick wird ſich nie mehr erheitern, Den Stern meiner Liebe zu ſehn.
So waͤlzt euch bergab mit Gewittern, Und raſet ihr Stuͤrme mich an, Daß Felſen an Felſen zerſplittern! Ich bin ein verlorener Mann.
Er lag im Kahne ausgeſtreckt, und eine dumpfe Betaͤubung ergriff ihn; er wußte vor Uebermaß des Schmerzes nicht mehr, wo er war, und ließ ſich gleichguͤltig von Wind und Wellen weiter trei- ben; endlich verfiel er in einen Zuſtand, der faſt einem Schlafe glich.
12. Die Klagen der ſchoͤnen Magelone.
Magelone erwachte, nachdem ſie ſich durch einen ſuͤßen Schlaf erquickt hatte, und meinte, daß ihr Geliebter noch bei ihr ſaͤße. Sie erſchrack, als ſie ſich aufrichtete und ihn nicht mehr fand; ſie wartete erſt eine Weile, ob er nicht wieder kom- men moͤchte, dann ging ſie hin und her, und rief ſeinen Namen mit lauter Stimme aus. Da ſie keine Antwort vernahm, fing ſie an zu weinen und
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Die ſchoͤne Magelone.
O moͤgen mich Felſen zerſchmettern!
Denn nimmer wird es gut.
Nicht klag ich, und mag ich nun ſcheitern,
In waͤßrigen Tiefen vergehn!
Mein Blick wird ſich nie mehr erheitern,
Den Stern meiner Liebe zu ſehn.
So waͤlzt euch bergab mit Gewittern,
Und raſet ihr Stuͤrme mich an,
Daß Felſen an Felſen zerſplittern!
Ich bin ein verlorener Mann.
Er lag im Kahne ausgeſtreckt, und eine dumpfe
Betaͤubung ergriff ihn; er wußte vor Uebermaß
des Schmerzes nicht mehr, wo er war, und ließ
ſich gleichguͤltig von Wind und Wellen weiter trei-
ben; endlich verfiel er in einen Zuſtand, der faſt
einem Schlafe glich.
12.
Die Klagen der ſchoͤnen Magelone.
Magelone erwachte, nachdem ſie ſich durch einen
ſuͤßen Schlaf erquickt hatte, und meinte, daß ihr
Geliebter noch bei ihr ſaͤße. Sie erſchrack, als
ſie ſich aufrichtete und ihn nicht mehr fand; ſie
wartete erſt eine Weile, ob er nicht wieder kom-
men moͤchte, dann ging ſie hin und her, und rief
ſeinen Namen mit lauter Stimme aus. Da ſie
keine Antwort vernahm, fing ſie an zu weinen und
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/380>, abgerufen am 22.11.2024.
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