Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Erste Abtheilung. daß sein Gärtner in einer ausgehölten Grubestand, und beim Schein einer kleinen Blendla- terne eifrig die Höle wie zu einem Grabe erwei- terte. Ein Beil lag neben ihm. Ein Schauder ergriff den Herrn. Was macht ihr da? rief er ihn plötzlich an. Der Gärtner erschrack und ließ den Spaten fallen, indem er die Gestalt seines Gebieters gerade über sich erblickte. Ich will hier Früchte für den Winter einlegen, stotterte er verwirrt. Kommt mit mir in mein Zimmer, sagte der Baron, ich habe mit euch zu sprechen. Sogleich, gnädiger Herr, erwiederte der Gärt- ner. Er hob die Laterne auf, und stieg aus der Grube; aber statt sich nach dem Schlosse zu wen- den, blies er plötzlich das Licht aus, sprang über die Gartenhecke, und lief in den nahen Wald hinein. Seitdem hatte ihn Niemand in der dortigen Gegend wieder gesehn. -- O weh! rief Clara, die schrecklichen Ge- Ich bin es ja, ihr Narren, rief plötzlich Man-
Erſte Abtheilung. daß ſein Gaͤrtner in einer ausgehoͤlten Grubeſtand, und beim Schein einer kleinen Blendla- terne eifrig die Hoͤle wie zu einem Grabe erwei- terte. Ein Beil lag neben ihm. Ein Schauder ergriff den Herrn. Was macht ihr da? rief er ihn ploͤtzlich an. Der Gaͤrtner erſchrack und ließ den Spaten fallen, indem er die Geſtalt ſeines Gebieters gerade uͤber ſich erblickte. Ich will hier Fruͤchte fuͤr den Winter einlegen, ſtotterte er verwirrt. Kommt mit mir in mein Zimmer, ſagte der Baron, ich habe mit euch zu ſprechen. Sogleich, gnaͤdiger Herr, erwiederte der Gaͤrt- ner. Er hob die Laterne auf, und ſtieg aus der Grube; aber ſtatt ſich nach dem Schloſſe zu wen- den, blies er ploͤtzlich das Licht aus, ſprang uͤber die Gartenhecke, und lief in den nahen Wald hinein. Seitdem hatte ihn Niemand in der dortigen Gegend wieder geſehn. — O weh! rief Clara, die ſchrecklichen Ge- Ich bin es ja, ihr Narren, rief ploͤtzlich Man-
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Erſte Abtheilung.
daß ſein Gaͤrtner in einer ausgehoͤlten Grube
ſtand, und beim Schein einer kleinen Blendla-
terne eifrig die Hoͤle wie zu einem Grabe erwei-
terte. Ein Beil lag neben ihm. Ein Schauder
ergriff den Herrn. Was macht ihr da? rief er
ihn ploͤtzlich an. Der Gaͤrtner erſchrack und ließ
den Spaten fallen, indem er die Geſtalt ſeines
Gebieters gerade uͤber ſich erblickte. Ich will
hier Fruͤchte fuͤr den Winter einlegen, ſtotterte
er verwirrt. Kommt mit mir in mein Zimmer,
ſagte der Baron, ich habe mit euch zu ſprechen.
Sogleich, gnaͤdiger Herr, erwiederte der Gaͤrt-
ner. Er hob die Laterne auf, und ſtieg aus der
Grube; aber ſtatt ſich nach dem Schloſſe zu wen-
den, blies er ploͤtzlich das Licht aus, ſprang
uͤber die Gartenhecke, und lief in den nahen
Wald hinein. Seitdem hatte ihn Niemand in
der dortigen Gegend wieder geſehn. —
O weh! rief Clara, die ſchrecklichen Ge-
ſchichten fangen von neuem an, und nun iſt es
gar Nacht und finſter! Sie faßte ein Licht, und
dasſelbe thaten die uͤbrigen Frauen, um ſich auf
ihre Zimmer zu begeben, als ein ungeheurer
Schlag ploͤtzlich gegen die Thuͤre erklang. Alle
ſahen ſich ſchweigend an, und herein trat mit
zentnerſchwerem Schritt die Geſtalt des ſteiner-
nen Gaſtes. Er begab ſich bis in die Mitte
des Saales, indem noch keiner ein Wort aus-
zuſprechen wagte.
Ich bin es ja, ihr Narren, rief ploͤtzlich
Man-
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