Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Wie treu ist dieser Sänger, Daß er noch mein gedacht. -- Mir wird im Herzen bänger Hier in der grünen Nacht. Sie fliegen fort die Töne, Die Erde nimmt das Laub, Was gestern grünte schöne Ist heut des Windes Raub. O Frühling, hintergangen Hast du die arme Welt, Erst schlägst du auf mit Prangen Und lachend dein Gezelt. Es stehn wie Dienerschaaren Mit blitzendem Gewehr, Vor Unfall dich zu wahren, Die Blumen um dich her. Die Wasser wie Herolde Rufen dein Kommen aus, Ganz ausgeschmückt mit Golde Ist deine Flur und Haus. Die Vögel fliehn und ziehen, Mit Wolken spielen sie, Und alle Blumen blühen Und duften spät und früh. Die Rose kommt mit Scheinen, Und ruft: nun liebet all! Wer sollte wohl nicht weinen Bei diesem süßen Schall? Zweite Abtheilung. Wie treu iſt dieſer Saͤnger, Daß er noch mein gedacht. — Mir wird im Herzen baͤnger Hier in der gruͤnen Nacht. Sie fliegen fort die Toͤne, Die Erde nimmt das Laub, Was geſtern gruͤnte ſchoͤne Iſt heut des Windes Raub. O Fruͤhling, hintergangen Haſt du die arme Welt, Erſt ſchlaͤgſt du auf mit Prangen Und lachend dein Gezelt. Es ſtehn wie Dienerſchaaren Mit blitzendem Gewehr, Vor Unfall dich zu wahren, Die Blumen um dich her. Die Waſſer wie Herolde Rufen dein Kommen aus, Ganz ausgeſchmuͤckt mit Golde Iſt deine Flur und Haus. Die Voͤgel fliehn und ziehen, Mit Wolken ſpielen ſie, Und alle Blumen bluͤhen Und duften ſpaͤt und fruͤh. Die Roſe kommt mit Scheinen, Und ruft: nun liebet all! Wer ſollte wohl nicht weinen Bei dieſem ſuͤßen Schall? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0524" n="513"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <lg n="7"> <l>Wie treu iſt dieſer Saͤnger,</l><lb/> <l>Daß er noch mein gedacht. —</l><lb/> <l>Mir wird im Herzen baͤnger</l><lb/> <l>Hier in der gruͤnen Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sie fliegen fort die Toͤne,</l><lb/> <l>Die Erde nimmt das Laub,</l><lb/> <l>Was geſtern gruͤnte ſchoͤne</l><lb/> <l>Iſt heut des Windes Raub.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>O Fruͤhling, hintergangen</l><lb/> <l>Haſt du die arme Welt,</l><lb/> <l>Erſt ſchlaͤgſt du auf mit Prangen</l><lb/> <l>Und lachend dein Gezelt.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Es ſtehn wie Dienerſchaaren</l><lb/> <l>Mit blitzendem Gewehr,</l><lb/> <l>Vor Unfall dich zu wahren,</l><lb/> <l>Die Blumen um dich her.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Die Waſſer wie Herolde</l><lb/> <l>Rufen dein Kommen aus,</l><lb/> <l>Ganz ausgeſchmuͤckt mit Golde</l><lb/> <l>Iſt deine Flur und Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Die Voͤgel fliehn und ziehen,</l><lb/> <l>Mit Wolken ſpielen ſie,</l><lb/> <l>Und alle Blumen bluͤhen</l><lb/> <l>Und duften ſpaͤt und fruͤh.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Die Roſe kommt mit Scheinen,</l><lb/> <l>Und ruft: nun liebet all!</l><lb/> <l>Wer ſollte wohl nicht weinen</l><lb/> <l>Bei dieſem ſuͤßen Schall?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [513/0524]
Zweite Abtheilung.
Wie treu iſt dieſer Saͤnger,
Daß er noch mein gedacht. —
Mir wird im Herzen baͤnger
Hier in der gruͤnen Nacht.
Sie fliegen fort die Toͤne,
Die Erde nimmt das Laub,
Was geſtern gruͤnte ſchoͤne
Iſt heut des Windes Raub.
O Fruͤhling, hintergangen
Haſt du die arme Welt,
Erſt ſchlaͤgſt du auf mit Prangen
Und lachend dein Gezelt.
Es ſtehn wie Dienerſchaaren
Mit blitzendem Gewehr,
Vor Unfall dich zu wahren,
Die Blumen um dich her.
Die Waſſer wie Herolde
Rufen dein Kommen aus,
Ganz ausgeſchmuͤckt mit Golde
Iſt deine Flur und Haus.
Die Voͤgel fliehn und ziehen,
Mit Wolken ſpielen ſie,
Und alle Blumen bluͤhen
Und duften ſpaͤt und fruͤh.
Die Roſe kommt mit Scheinen,
Und ruft: nun liebet all!
Wer ſollte wohl nicht weinen
Bei dieſem ſuͤßen Schall?
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