Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der gestiefelte Kater so leicht, und bloß weil es so sehr scharf verbo-ten ist, kriegen die Kerle die erstaunliche Lust zum desertiren. -- Seht, ich wette, daß da wieder einer kömmt! Ein Soldat kömmt gelaufen. Soldat. Eine Kanne Bier. Herr Wirth! geschwind! Wirth. Wer seid Ihr? Soldat. Ein Deserteur. Michel. Vielleicht gar aus Kindesliebe; der arme Mensch, nehmt Euch doch seiner an, Herr Wirth. Wirth. Je, wenn er Geld hat, solls am Bier nicht fehlen (geht ins Haus). Zwei Husaren kommen geritten und steigen ab. Erster Husar. Nu, Gottlob, daß wir so weit sind. -- Prosit, Nachbar. Soldat. Hier ist die Gränze. Zweiter Husar. Ja, dem Himmel sei Dank! -- Haben wir des Kerls wegen nicht rei- ten müssen -- Bier, Herr Wirth! Wirth (mit mehreren Gläsern). Hier, meine Herren, ein schöner frischer Trunk, Sie sind alle drei recht warm. Erster Husar. Hier, Holunke! auf deine Gesundheit! Soldat. Danke schönstens, ich will Euch die Pferde unterweilen halten. Zweiter Husar. Der Kerl kann laufen! Es Der geſtiefelte Kater ſo leicht, und bloß weil es ſo ſehr ſcharf verbo-ten iſt, kriegen die Kerle die erſtaunliche Luſt zum deſertiren. — Seht, ich wette, daß da wieder einer koͤmmt! Ein Soldat koͤmmt gelaufen. Soldat. Eine Kanne Bier. Herr Wirth! geſchwind! Wirth. Wer ſeid Ihr? Soldat. Ein Deſerteur. Michel. Vielleicht gar aus Kindesliebe; der arme Menſch, nehmt Euch doch ſeiner an, Herr Wirth. Wirth. Je, wenn er Geld hat, ſolls am Bier nicht fehlen (geht ins Haus). Zwei Huſaren kommen geritten und ſteigen ab. Erſter Huſar. Nu, Gottlob, daß wir ſo weit ſind. — Proſit, Nachbar. Soldat. Hier iſt die Graͤnze. Zweiter Huſar. Ja, dem Himmel ſei Dank! — Haben wir des Kerls wegen nicht rei- ten muͤſſen — Bier, Herr Wirth! Wirth (mit mehreren Glaͤſern). Hier, meine Herren, ein ſchoͤner friſcher Trunk, Sie ſind alle drei recht warm. Erſter Huſar. Hier, Holunke! auf deine Geſundheit! Soldat. Danke ſchoͤnſtens, ich will Euch die Pferde unterweilen halten. Zweiter Huſar. Der Kerl kann laufen! Es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#WIRTH"> <p><pb facs="#f0184" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der geſtiefelte Kater</hi></fw><lb/> ſo leicht, und bloß weil es ſo ſehr ſcharf verbo-<lb/> ten iſt, kriegen die Kerle die erſtaunliche Luſt<lb/> zum deſertiren. — Seht, ich wette, daß da wieder<lb/> einer koͤmmt!</p><lb/> <stage><hi rendition="#g">Ein Soldat</hi> koͤmmt gelaufen.</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Eine Kanne Bier. Herr Wirth!<lb/> geſchwind!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Wer ſeid Ihr?</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Ein <hi rendition="#g">Deſerteur</hi>.</p> </sp><lb/> <sp who="#MIC"> <speaker><hi rendition="#g">Michel</hi>.</speaker> <p>Vielleicht gar aus <hi rendition="#g">Kindesliebe</hi>;<lb/> der arme Menſch, nehmt Euch doch ſeiner an,<lb/> Herr Wirth.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Je, wenn er Geld hat, ſolls am<lb/> Bier nicht fehlen</p> <stage>(geht ins Haus).</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Zwei Huſaren</hi> kommen geritten und ſteigen ab.</stage> </sp><lb/> <sp who="#ERSTHUSAR"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Huſar</hi>.</speaker> <p>Nu, Gottlob, daß wir ſo<lb/> weit ſind. — Proſit, Nachbar.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Hier iſt die Graͤnze.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEHUSAR"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Huſar</hi>.</speaker> <p>Ja, dem Himmel ſei<lb/> Dank! — Haben wir des Kerls wegen nicht rei-<lb/> ten muͤſſen — Bier, Herr Wirth!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wirth</hi> </speaker> <stage>(mit mehreren Glaͤſern).</stage> <p>Hier, meine<lb/> Herren, ein ſchoͤner friſcher Trunk, Sie ſind alle<lb/> drei recht warm.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSTHUSAR"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Huſar</hi>.</speaker> <p>Hier, Holunke! auf deine<lb/> Geſundheit!</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Danke ſchoͤnſtens, ich will Euch<lb/> die Pferde unterweilen halten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEHUSAR"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Huſar</hi>.</speaker> <p>Der Kerl kann laufen! Es<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0184]
Der geſtiefelte Kater
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ten iſt, kriegen die Kerle die erſtaunliche Luſt
zum deſertiren. — Seht, ich wette, daß da wieder
einer koͤmmt!
Ein Soldat koͤmmt gelaufen.
Soldat. Eine Kanne Bier. Herr Wirth!
geſchwind!
Wirth. Wer ſeid Ihr?
Soldat. Ein Deſerteur.
Michel. Vielleicht gar aus Kindesliebe;
der arme Menſch, nehmt Euch doch ſeiner an,
Herr Wirth.
Wirth. Je, wenn er Geld hat, ſolls am
Bier nicht fehlen (geht ins Haus).
Zwei Huſaren kommen geritten und ſteigen ab.
Erſter Huſar. Nu, Gottlob, daß wir ſo
weit ſind. — Proſit, Nachbar.
Soldat. Hier iſt die Graͤnze.
Zweiter Huſar. Ja, dem Himmel ſei
Dank! — Haben wir des Kerls wegen nicht rei-
ten muͤſſen — Bier, Herr Wirth!
Wirth (mit mehreren Glaͤſern). Hier, meine
Herren, ein ſchoͤner friſcher Trunk, Sie ſind alle
drei recht warm.
Erſter Huſar. Hier, Holunke! auf deine
Geſundheit!
Soldat. Danke ſchoͤnſtens, ich will Euch
die Pferde unterweilen halten.
Zweiter Huſar. Der Kerl kann laufen! Es
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