Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der gestiefelte Kater. der Mann ist draußen und bittet vor Ihro Ma-jestät gelassen zu werden. König (schluchzend). Wer ists. Kammerdiener. Verzeihung, mein König, daß ich diese Frage nicht beantworten kann. Sei- nem langen weißen Barte nach sollte er ein Greis seyn, und sein ganz mit Haaren bedecktes Gesicht sollte einen fast in dieser Vermuthung bestärken, aber dann hat er wieder so muntre jugendliche Augen, einen so dienstfertigen geschmeidigen Rük- ken, daß man an ihm irre wird. Er scheint ein wohlhabender Mann, denn er trägt ein Paar vor- trefliche Stiefeln, und so viel ich irgend aus sei- nem Aeußern abnehmen kann, möcht ich ihn für einen Jäger halten. König. Führt ihn herein, ich bin neugierig ihn zu sehn. Kammerdiener geht ab und kommt sogleich mit Hinze zurück. Hinze. Mit Ihrer Majestät gnädigster Er- laubniß ist der Graf von Carabas so frei, Ih- nen ein Kaninchen zu übersenden. König (entzückt). Ein Kaninchen? -- Hört ihrs wohl, Leute? -- O das Schicksal hat sich wieder mit mir ausgesöhnt! -- Ein Kaninchen? Hinze (nimmt es aus dem Tornister). Hier großer Monarch. König. Da, -- halten Sie mal das Scep- ter einen Augenblick Prinz, -- (er befühlt das Kanin- chen.) fett! hübsch fett! -- Vom Grafen von -- Der geſtiefelte Kater. der Mann iſt draußen und bittet vor Ihro Ma-jeſtaͤt gelaſſen zu werden. Koͤnig (ſchluchzend). Wer iſts. Kammerdiener. Verzeihung, mein Koͤnig, daß ich dieſe Frage nicht beantworten kann. Sei- nem langen weißen Barte nach ſollte er ein Greis ſeyn, und ſein ganz mit Haaren bedecktes Geſicht ſollte einen faſt in dieſer Vermuthung beſtaͤrken, aber dann hat er wieder ſo muntre jugendliche Augen, einen ſo dienſtfertigen geſchmeidigen Ruͤk- ken, daß man an ihm irre wird. Er ſcheint ein wohlhabender Mann, denn er traͤgt ein Paar vor- trefliche Stiefeln, und ſo viel ich irgend aus ſei- nem Aeußern abnehmen kann, moͤcht ich ihn fuͤr einen Jaͤger halten. Koͤnig. Fuͤhrt ihn herein, ich bin neugierig ihn zu ſehn. Kammerdiener geht ab und kommt ſogleich mit Hinze zuruͤck. Hinze. Mit Ihrer Majeſtaͤt gnaͤdigſter Er- laubniß iſt der Graf von Carabas ſo frei, Ih- nen ein Kaninchen zu uͤberſenden. Koͤnig (entzuͤckt). Ein Kaninchen? — Hoͤrt ihrs wohl, Leute? — O das Schickſal hat ſich wieder mit mir ausgeſoͤhnt! — Ein Kaninchen? Hinze (nimmt es aus dem Torniſter). Hier großer Monarch. Koͤnig. Da, — halten Sie mal das Scep- ter einen Augenblick Prinz, — (er befuͤhlt das Kanin- chen.) fett! huͤbſch fett! — Vom Grafen von — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#KAM"> <p><pb facs="#f0198" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der geſtiefelte Kater</hi>.</fw><lb/> der Mann iſt draußen und bittet vor Ihro Ma-<lb/> jeſtaͤt gelaſſen zu werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">Koͤnig</hi> </speaker> <stage>(ſchluchzend).</stage> <p>Wer iſts.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAM"> <speaker><hi rendition="#g">Kammerdiener</hi>.</speaker> <p>Verzeihung, mein Koͤnig,<lb/> daß ich dieſe Frage nicht beantworten kann. Sei-<lb/> nem langen weißen Barte nach ſollte er ein Greis<lb/> ſeyn, und ſein ganz mit Haaren bedecktes Geſicht<lb/> ſollte einen faſt in dieſer Vermuthung beſtaͤrken,<lb/> aber dann hat er wieder ſo muntre jugendliche<lb/> Augen, einen ſo dienſtfertigen geſchmeidigen Ruͤk-<lb/> ken, daß man an ihm irre wird. Er ſcheint ein<lb/> wohlhabender Mann, denn er traͤgt ein Paar vor-<lb/> trefliche Stiefeln, und ſo viel ich irgend aus ſei-<lb/> nem Aeußern abnehmen kann, moͤcht ich ihn fuͤr<lb/> einen Jaͤger halten.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Fuͤhrt ihn herein, ich bin neugierig<lb/> ihn zu ſehn.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kammerdiener</hi> geht ab und kommt ſogleich<lb/> mit <hi rendition="#g">Hinze</hi> zuruͤck.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HINZE"> <speaker><hi rendition="#g">Hinze</hi>.</speaker> <p>Mit Ihrer Majeſtaͤt gnaͤdigſter Er-<lb/> laubniß iſt der Graf von <hi rendition="#g">Carabas</hi> ſo frei, Ih-<lb/> nen ein Kaninchen zu uͤberſenden.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">Koͤnig</hi> </speaker> <stage>(entzuͤckt).</stage> <p>Ein Kaninchen? — Hoͤrt<lb/> ihrs wohl, Leute? — O das Schickſal hat ſich<lb/> wieder mit mir ausgeſoͤhnt! — Ein Kaninchen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HINZE"> <speaker> <hi rendition="#g">Hinze</hi> </speaker> <stage>(nimmt es aus dem Torniſter).</stage> <p>Hier großer<lb/> Monarch.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Da, — halten Sie mal das Scep-<lb/> ter einen Augenblick Prinz, — <stage>(er befuͤhlt das Kanin-<lb/> chen.)</stage> fett! huͤbſch fett! — Vom Grafen von —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0198]
Der geſtiefelte Kater.
der Mann iſt draußen und bittet vor Ihro Ma-
jeſtaͤt gelaſſen zu werden.
Koͤnig (ſchluchzend). Wer iſts.
Kammerdiener. Verzeihung, mein Koͤnig,
daß ich dieſe Frage nicht beantworten kann. Sei-
nem langen weißen Barte nach ſollte er ein Greis
ſeyn, und ſein ganz mit Haaren bedecktes Geſicht
ſollte einen faſt in dieſer Vermuthung beſtaͤrken,
aber dann hat er wieder ſo muntre jugendliche
Augen, einen ſo dienſtfertigen geſchmeidigen Ruͤk-
ken, daß man an ihm irre wird. Er ſcheint ein
wohlhabender Mann, denn er traͤgt ein Paar vor-
trefliche Stiefeln, und ſo viel ich irgend aus ſei-
nem Aeußern abnehmen kann, moͤcht ich ihn fuͤr
einen Jaͤger halten.
Koͤnig. Fuͤhrt ihn herein, ich bin neugierig
ihn zu ſehn.
Kammerdiener geht ab und kommt ſogleich
mit Hinze zuruͤck.
Hinze. Mit Ihrer Majeſtaͤt gnaͤdigſter Er-
laubniß iſt der Graf von Carabas ſo frei, Ih-
nen ein Kaninchen zu uͤberſenden.
Koͤnig (entzuͤckt). Ein Kaninchen? — Hoͤrt
ihrs wohl, Leute? — O das Schickſal hat ſich
wieder mit mir ausgeſoͤhnt! — Ein Kaninchen?
Hinze (nimmt es aus dem Torniſter). Hier großer
Monarch.
Koͤnig. Da, — halten Sie mal das Scep-
ter einen Augenblick Prinz, — (er befuͤhlt das Kanin-
chen.) fett! huͤbſch fett! — Vom Grafen von —
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