Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Wo er wohnet sind die Götter, Sitzen bei dem kleinen Mahl, Ewig sonnt ihn Frühlingswetter, Fern von ihm die rege Qual, Die mit ihren schwarzen Flügeln Um den Unzufriednen schwärmt, Daß er sich von Thal zu Hügeln Und von Hügeln thalwärts härmt. Aber hier ist Abendröthe Widerschein von Morgenroth, Und die kleine Schäferflöte Klinget bis zu unserm Tod. Mopsa und Phillis kommen. Mopsa. Wie lieblich klingt dein Lied holdselger Schäfer, Es lockte uns vom Wald ins freie Thal. Phillis. Ich hörte niemals noch so süße Stimme. Apoll. Sollt Ihr den Sänger nicht begeistern? Kühn Fliegt von der Lippe der Gesang, das Bild Von Euch macht jeden Ton melodisch süß. Phillis. Willst Du mit uns das Wechselliedchen singen, Das Du uns gestern lehrtest? Apoll. Fang nur an. Phillis. Warum in der Brust dies Schmachten? Will kein Gott denn meiner achten? Zweite Abtheilung. Wo er wohnet ſind die Goͤtter, Sitzen bei dem kleinen Mahl, Ewig ſonnt ihn Fruͤhlingswetter, Fern von ihm die rege Qual, Die mit ihren ſchwarzen Fluͤgeln Um den Unzufriednen ſchwaͤrmt, Daß er ſich von Thal zu Huͤgeln Und von Huͤgeln thalwaͤrts haͤrmt. Aber hier iſt Abendroͤthe Widerſchein von Morgenroth, Und die kleine Schaͤferfloͤte Klinget bis zu unſerm Tod. Mopſa und Phillis kommen. Mopſa. Wie lieblich klingt dein Lied holdſelger Schaͤfer, Es lockte uns vom Wald ins freie Thal. Phillis. Ich hoͤrte niemals noch ſo ſuͤße Stimme. Apoll. Sollt Ihr den Saͤnger nicht begeiſtern? Kuͤhn Fliegt von der Lippe der Geſang, das Bild Von Euch macht jeden Ton melodiſch ſuͤß. Phillis. Willſt Du mit uns das Wechſelliedchen ſingen, Das Du uns geſtern lehrteſt? Apoll. Fang nur an. Phillis. Warum in der Bruſt dies Schmachten? Will kein Gott denn meiner achten? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#APO"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0285" n="276"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <lg n="2"> <l>Wo er wohnet ſind die Goͤtter,</l><lb/> <l>Sitzen bei dem kleinen Mahl,</l><lb/> <l>Ewig ſonnt ihn Fruͤhlingswetter,</l><lb/> <l>Fern von ihm die rege Qual,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die mit ihren ſchwarzen Fluͤgeln</l><lb/> <l>Um den Unzufriednen ſchwaͤrmt,</l><lb/> <l>Daß er ſich von Thal zu Huͤgeln</l><lb/> <l>Und von Huͤgeln thalwaͤrts haͤrmt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aber hier iſt Abendroͤthe</l><lb/> <l>Widerſchein von Morgenroth,</l><lb/> <l>Und die kleine Schaͤferfloͤte</l><lb/> <l>Klinget bis zu unſerm Tod.</l> </lg> </lg><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Mopſa und Phillis kommen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker><hi rendition="#g">Mopſa</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie lieblich klingt dein Lied holdſelger Schaͤfer,<lb/> Es lockte uns vom Wald ins freie Thal.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Phillis</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich hoͤrte niemals noch ſo ſuͤße Stimme.</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/> <p>Sollt Ihr den Saͤnger nicht begeiſtern? Kuͤhn<lb/> Fliegt von der Lippe der Geſang, das Bild<lb/> Von Euch macht jeden Ton melodiſch ſuͤß.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Phillis</hi>.</speaker><lb/> <p>Willſt Du mit uns das Wechſelliedchen ſingen,<lb/> Das Du uns geſtern lehrteſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Fang nur an.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Phillis</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum in der Bruſt dies Schmachten?<lb/> Will kein Gott denn meiner achten?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0285]
Zweite Abtheilung.
Wo er wohnet ſind die Goͤtter,
Sitzen bei dem kleinen Mahl,
Ewig ſonnt ihn Fruͤhlingswetter,
Fern von ihm die rege Qual,
Die mit ihren ſchwarzen Fluͤgeln
Um den Unzufriednen ſchwaͤrmt,
Daß er ſich von Thal zu Huͤgeln
Und von Huͤgeln thalwaͤrts haͤrmt.
Aber hier iſt Abendroͤthe
Widerſchein von Morgenroth,
Und die kleine Schaͤferfloͤte
Klinget bis zu unſerm Tod.
Mopſa und Phillis kommen.
Mopſa.
Wie lieblich klingt dein Lied holdſelger Schaͤfer,
Es lockte uns vom Wald ins freie Thal.
Phillis.
Ich hoͤrte niemals noch ſo ſuͤße Stimme.
Apoll.
Sollt Ihr den Saͤnger nicht begeiſtern? Kuͤhn
Fliegt von der Lippe der Geſang, das Bild
Von Euch macht jeden Ton melodiſch ſuͤß.
Phillis.
Willſt Du mit uns das Wechſelliedchen ſingen,
Das Du uns geſtern lehrteſt?
Apoll.
Fang nur an.
Phillis.
Warum in der Bruſt dies Schmachten?
Will kein Gott denn meiner achten?
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/285>, abgerufen am 18.06.2024. |