Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Mopsa. Ach, so süße herbe Thränen, Ach, ein wunderbares Sehnen -- Apoll. Liebe, Liebe überwindet, Wo sie zarte Herzen findet. Phillis. Was ist Liebe? Was ist Sehnen? Mopsa. Warum diese ew'gen Thränen? Apoll. Liebe glänzt im nassen Blick, Thrän und Glanz spricht nur ihr Glück. Alle. Wunden sollen Dich nicht schmerzen, Die die Brust mit Wonne füllen, Und den Blick in Thränen hüllen, Denn in diesen schönen Schmerzen Lernen lieben unsre Herzen. Aulicus und Myrtill kommen. Aulicus. Singt Ihr schon wieder Eure ab- geschmackten Gesänge? Schäfer, Ihr macht uns alle unsre Mädchen abspänstig, und das soll Euch am Ende übel gerathen. Myrtill. Lauter Gesang und Klang und Klang und Gesang erfüllt jetzt unsre Felder, das ist nicht auszuhalten. Die Schäferinnen sprechen von nichts als Lied und Liebe, und Liebe und Lied, und Lied und Liebe, und so immer fort; ich für meine Person sage: das ist dumm! Die verkehrte Welt. Mopſa. Ach, ſo ſuͤße herbe Thraͤnen, Ach, ein wunderbares Sehnen — Apoll. Liebe, Liebe uͤberwindet, Wo ſie zarte Herzen findet. Phillis. Was iſt Liebe? Was iſt Sehnen? Mopſa. Warum dieſe ew'gen Thraͤnen? Apoll. Liebe glaͤnzt im naſſen Blick, Thraͤn und Glanz ſpricht nur ihr Gluͤck. Alle. Wunden ſollen Dich nicht ſchmerzen, Die die Bruſt mit Wonne fuͤllen, Und den Blick in Thraͤnen huͤllen, Denn in dieſen ſchoͤnen Schmerzen Lernen lieben unſre Herzen. Aulicus und Myrtill kommen. Aulicus. Singt Ihr ſchon wieder Eure ab- geſchmackten Geſaͤnge? Schaͤfer, Ihr macht uns alle unſre Maͤdchen abſpaͤnſtig, und das ſoll Euch am Ende uͤbel gerathen. Myrtill. Lauter Geſang und Klang und Klang und Geſang erfuͤllt jetzt unſre Felder, das iſt nicht auszuhalten. Die Schaͤferinnen ſprechen von nichts als Lied und Liebe, und Liebe und Lied, und Lied und Liebe, und ſo immer fort; ich fuͤr meine Perſon ſage: das iſt dumm! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0286" n="277"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker><hi rendition="#g">Mopſa</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach, ſo ſuͤße herbe Thraͤnen,<lb/> Ach, ein wunderbares Sehnen —</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/> <p>Liebe, Liebe uͤberwindet,<lb/> Wo ſie zarte Herzen findet.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Phillis</hi>.</speaker><lb/> <p>Was iſt Liebe? Was iſt Sehnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker><hi rendition="#g">Mopſa</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum dieſe ew'gen Thraͤnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/> <p>Liebe glaͤnzt im naſſen Blick,<lb/> Thraͤn und Glanz ſpricht nur ihr Gluͤck.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALL"> <speaker><hi rendition="#g">Alle</hi>.</speaker><lb/> <p>Wunden ſollen Dich nicht ſchmerzen,<lb/> Die die Bruſt mit Wonne fuͤllen,<lb/> Und den Blick in Thraͤnen huͤllen,<lb/> Denn in dieſen ſchoͤnen Schmerzen<lb/> Lernen lieben unſre Herzen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Aulicus</hi> und <hi rendition="#g">Myrtill</hi> kommen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#AUL"> <speaker><hi rendition="#g">Aulicus</hi>.</speaker> <p>Singt Ihr ſchon wieder Eure ab-<lb/> geſchmackten Geſaͤnge? Schaͤfer, Ihr macht uns<lb/> alle unſre Maͤdchen abſpaͤnſtig, und das ſoll Euch<lb/> am Ende uͤbel gerathen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MYR"> <speaker><hi rendition="#g">Myrtill</hi>.</speaker> <p>Lauter Geſang und Klang und<lb/> Klang und Geſang erfuͤllt jetzt unſre Felder, das<lb/> iſt nicht auszuhalten. Die Schaͤferinnen ſprechen<lb/> von nichts als Lied und Liebe, und Liebe und Lied,<lb/> und Lied und Liebe, und ſo immer fort; ich fuͤr<lb/> meine Perſon ſage: das iſt dumm!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0286]
Die verkehrte Welt.
Mopſa.
Ach, ſo ſuͤße herbe Thraͤnen,
Ach, ein wunderbares Sehnen —
Apoll.
Liebe, Liebe uͤberwindet,
Wo ſie zarte Herzen findet.
Phillis.
Was iſt Liebe? Was iſt Sehnen?
Mopſa.
Warum dieſe ew'gen Thraͤnen?
Apoll.
Liebe glaͤnzt im naſſen Blick,
Thraͤn und Glanz ſpricht nur ihr Gluͤck.
Alle.
Wunden ſollen Dich nicht ſchmerzen,
Die die Bruſt mit Wonne fuͤllen,
Und den Blick in Thraͤnen huͤllen,
Denn in dieſen ſchoͤnen Schmerzen
Lernen lieben unſre Herzen.
Aulicus und Myrtill kommen.
Aulicus. Singt Ihr ſchon wieder Eure ab-
geſchmackten Geſaͤnge? Schaͤfer, Ihr macht uns
alle unſre Maͤdchen abſpaͤnſtig, und das ſoll Euch
am Ende uͤbel gerathen.
Myrtill. Lauter Geſang und Klang und
Klang und Geſang erfuͤllt jetzt unſre Felder, das
iſt nicht auszuhalten. Die Schaͤferinnen ſprechen
von nichts als Lied und Liebe, und Liebe und Lied,
und Lied und Liebe, und ſo immer fort; ich fuͤr
meine Perſon ſage: das iſt dumm!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |