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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Die verkehrte Welt.
wolltest. Was fehlt Dir? Entdecke Dich mir, ich
will Dir helfen, wenn ich kann.
Junger Mensch. Ach, mein Vater!
Vater. Sprich.
Junger Mensch. Ich kann nicht.
Vater. Du solltest Vertrauen zu mir haben.
Jetzt muß ich Dich verlassen, meine Gäste werden
gleich kommen.
(geht ab.)
Pierrot. Für welches Schauspiel soll man
sich nun interessiren? Für das vorige, oder für
das, das jetzt aufgeführt wird?
Scävola. Eine verflucht spitzfindige Frage.
Am besten ist es, man interessirt sich nur so in
den Tag hinein, oder für keins von beiden.
Junger Mensch. Nein, ich kann ihm meine
Liebe nicht entdecken. Er würde mir niemals seine
Tochter bewilligen, und eine abschlägige Antwort
könnte ich nicht überleben. Und doch muß es sich
heut noch entscheiden!

Melpomene tritt als Emilie auf.
Emilie. Find' ich Dich wieder in Thränen?
Junger Mensch. Und wie anders, theuerste
Emilie? So eben habe ich Deinen Vater gesprochen.
Emilie. Nun?
Junger Mensch. Er war wie immer, sehr
gütig gegen mich, das Bekenntniß meiner Liebe
schwebte schon auf meinen Lippen, aber die Beson-
nenheit hinderte mich noch, unvorsichtig zu seyn.
Emilie. Ich denke, daß wir ihn durch unser
Die verkehrte Welt.
wollteſt. Was fehlt Dir? Entdecke Dich mir, ich
will Dir helfen, wenn ich kann.
Junger Menſch. Ach, mein Vater!
Vater. Sprich.
Junger Menſch. Ich kann nicht.
Vater. Du ſollteſt Vertrauen zu mir haben.
Jetzt muß ich Dich verlaſſen, meine Gaͤſte werden
gleich kommen.
(geht ab.)
Pierrot. Fuͤr welches Schauſpiel ſoll man
ſich nun intereſſiren? Fuͤr das vorige, oder fuͤr
das, das jetzt aufgefuͤhrt wird?
Scaͤvola. Eine verflucht ſpitzfindige Frage.
Am beſten iſt es, man intereſſirt ſich nur ſo in
den Tag hinein, oder fuͤr keins von beiden.
Junger Menſch. Nein, ich kann ihm meine
Liebe nicht entdecken. Er wuͤrde mir niemals ſeine
Tochter bewilligen, und eine abſchlaͤgige Antwort
koͤnnte ich nicht uͤberleben. Und doch muß es ſich
heut noch entſcheiden!

Melpomene tritt als Emilie auf.
Emilie. Find' ich Dich wieder in Thraͤnen?
Junger Menſch. Und wie anders, theuerſte
Emilie? So eben habe ich Deinen Vater geſprochen.
Emilie. Nun?
Junger Menſch. Er war wie immer, ſehr
guͤtig gegen mich, das Bekenntniß meiner Liebe
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Emilie. Ich denke, daß wir ihn durch unſer
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[317/0326] Die verkehrte Welt. wollteſt. Was fehlt Dir? Entdecke Dich mir, ich will Dir helfen, wenn ich kann. Junger Menſch. Ach, mein Vater! Vater. Sprich. Junger Menſch. Ich kann nicht. Vater. Du ſollteſt Vertrauen zu mir haben. Jetzt muß ich Dich verlaſſen, meine Gaͤſte werden gleich kommen. (geht ab.) Pierrot. Fuͤr welches Schauſpiel ſoll man ſich nun intereſſiren? Fuͤr das vorige, oder fuͤr das, das jetzt aufgefuͤhrt wird? Scaͤvola. Eine verflucht ſpitzfindige Frage. Am beſten iſt es, man intereſſirt ſich nur ſo in den Tag hinein, oder fuͤr keins von beiden. Junger Menſch. Nein, ich kann ihm meine Liebe nicht entdecken. Er wuͤrde mir niemals ſeine Tochter bewilligen, und eine abſchlaͤgige Antwort koͤnnte ich nicht uͤberleben. Und doch muß es ſich heut noch entſcheiden! Melpomene tritt als Emilie auf. Emilie. Find' ich Dich wieder in Thraͤnen? Junger Menſch. Und wie anders, theuerſte Emilie? So eben habe ich Deinen Vater geſprochen. Emilie. Nun? Junger Menſch. Er war wie immer, ſehr guͤtig gegen mich, das Bekenntniß meiner Liebe ſchwebte ſchon auf meinen Lippen, aber die Beſon- nenheit hinderte mich noch, unvorſichtig zu ſeyn. Emilie. Ich denke, daß wir ihn durch unſer

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/326>, abgerufen am 22.11.2024.