Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. kleines Stück überraschen und rühren wollen, unduns so den Weg zu unserm Geständnisse bahnen. Junger Mensch. O liebe Emilie, das quält mich eben. Ist unser Projekt, ja ich mag es wohl so nennen, unser Hinterhalt, nicht eine Entweihung dieses Tages? Wir wollen ihm durch ein Schauspiel Freude machen, und wir benutzen dieses Schauspiel uns und unsre Situation darzustellen. Gerade an dem heutigen Tage sollten wir am wenigsten für uns zu handeln suchen, und ich brauche grade diesen Tag als ein Mittel, um mich glücklich zu machen. Emilie. Du hast eine eigene Gabe, die Sachen zu ernsthaft, und eben darum unrecht zu nehmen. Unsre Verbindung wird ihn auch glück- lich machen, auch hat er uns noch keine Veranlas- sung gegeben, zu glauben, daß er unsre Liebe miß- billigen würde, wenn er sie kennte. Junger Mensch. Wie beneid' ich Dich um diesen männlichen Muth. Emilie. Wenn er männlich ist, so schäme Dich, daß Du ihn nicht hast. Thalia als Lisette. Thalia. Die Fremden sind schon angekommen, Ihr Herr Vater komplimentirt sich mit ihnen sehr weitläufig. Emilie. Wer sind sie denn. Thalia. Erstlich ist da, die dicke Frau, die Sie aus der Taufe gehoben hat, eine Frau, die alles verachtet, was nicht so dick und reich ist, als sie selbst; dann der Graf Sternheim, der bei jedem Zweite Abtheilung. kleines Stuͤck uͤberraſchen und ruͤhren wollen, unduns ſo den Weg zu unſerm Geſtaͤndniſſe bahnen. Junger Menſch. O liebe Emilie, das quaͤlt mich eben. Iſt unſer Projekt, ja ich mag es wohl ſo nennen, unſer Hinterhalt, nicht eine Entweihung dieſes Tages? Wir wollen ihm durch ein Schauſpiel Freude machen, und wir benutzen dieſes Schauſpiel uns und unſre Situation darzuſtellen. Gerade an dem heutigen Tage ſollten wir am wenigſten fuͤr uns zu handeln ſuchen, und ich brauche grade dieſen Tag als ein Mittel, um mich gluͤcklich zu machen. Emilie. Du haſt eine eigene Gabe, die Sachen zu ernſthaft, und eben darum unrecht zu nehmen. Unſre Verbindung wird ihn auch gluͤck- lich machen, auch hat er uns noch keine Veranlaſ- ſung gegeben, zu glauben, daß er unſre Liebe miß- billigen wuͤrde, wenn er ſie kennte. Junger Menſch. Wie beneid' ich Dich um dieſen maͤnnlichen Muth. Emilie. Wenn er maͤnnlich iſt, ſo ſchaͤme Dich, daß Du ihn nicht haſt. Thalia als Liſette. Thalia. Die Fremden ſind ſchon angekommen, Ihr Herr Vater komplimentirt ſich mit ihnen ſehr weitlaͤufig. Emilie. Wer ſind ſie denn. Thalia. Erſtlich iſt da, die dicke Frau, die Sie aus der Taufe gehoben hat, eine Frau, die alles verachtet, was nicht ſo dick und reich iſt, als ſie ſelbſt; dann der Graf Sternheim, der bei jedem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#EMI"> <p><pb facs="#f0327" n="318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> kleines Stuͤck uͤberraſchen und ruͤhren wollen, und<lb/> uns ſo den Weg zu unſerm Geſtaͤndniſſe bahnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUNMENSCH"> <speaker><hi rendition="#g">Junger Menſch</hi>.</speaker> <p>O liebe Emilie, das quaͤlt<lb/> mich eben. Iſt unſer Projekt, ja ich mag es wohl<lb/> ſo nennen, unſer Hinterhalt, nicht eine Entweihung<lb/> dieſes Tages? Wir wollen ihm durch ein Schauſpiel<lb/> Freude machen, und wir benutzen dieſes Schauſpiel<lb/> uns und unſre Situation darzuſtellen. Gerade an<lb/> dem heutigen Tage ſollten wir am wenigſten fuͤr<lb/> uns zu handeln ſuchen, und ich brauche grade dieſen<lb/> Tag als ein Mittel, um mich gluͤcklich zu machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EMI"> <speaker><hi rendition="#g">Emilie</hi>.</speaker> <p>Du haſt eine eigene Gabe, die<lb/> Sachen zu ernſthaft, und eben darum unrecht zu<lb/> nehmen. Unſre Verbindung wird ihn auch gluͤck-<lb/> lich machen, auch hat er uns noch keine Veranlaſ-<lb/> ſung gegeben, zu glauben, daß er unſre Liebe miß-<lb/> billigen wuͤrde, wenn er ſie kennte.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUNMENSCH"> <speaker><hi rendition="#g">Junger Menſch</hi>.</speaker> <p>Wie beneid' ich Dich um<lb/> dieſen maͤnnlichen Muth.</p> </sp><lb/> <sp who="#EMI"> <speaker><hi rendition="#g">Emilie</hi>.</speaker> <p>Wenn er maͤnnlich iſt, ſo ſchaͤme<lb/> Dich, daß Du ihn nicht haſt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Thalia</hi> als <hi rendition="#g">Liſette</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#THA"> <speaker><hi rendition="#g">Thalia</hi>.</speaker> <p>Die Fremden ſind ſchon angekommen,<lb/> Ihr Herr Vater komplimentirt ſich mit ihnen ſehr<lb/> weitlaͤufig.</p> </sp><lb/> <sp who="#EMI"> <speaker><hi rendition="#g">Emilie</hi>.</speaker> <p>Wer ſind ſie denn.</p> </sp><lb/> <sp who="#THA"> <speaker><hi rendition="#g">Thalia</hi>.</speaker> <p>Erſtlich iſt da, die dicke Frau, die<lb/> Sie aus der Taufe gehoben hat, eine Frau, die<lb/> alles verachtet, was nicht ſo dick und reich iſt, als<lb/> ſie ſelbſt; dann der Graf Sternheim, der bei jedem<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0327]
Zweite Abtheilung.
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uns ſo den Weg zu unſerm Geſtaͤndniſſe bahnen.
Junger Menſch. O liebe Emilie, das quaͤlt
mich eben. Iſt unſer Projekt, ja ich mag es wohl
ſo nennen, unſer Hinterhalt, nicht eine Entweihung
dieſes Tages? Wir wollen ihm durch ein Schauſpiel
Freude machen, und wir benutzen dieſes Schauſpiel
uns und unſre Situation darzuſtellen. Gerade an
dem heutigen Tage ſollten wir am wenigſten fuͤr
uns zu handeln ſuchen, und ich brauche grade dieſen
Tag als ein Mittel, um mich gluͤcklich zu machen.
Emilie. Du haſt eine eigene Gabe, die
Sachen zu ernſthaft, und eben darum unrecht zu
nehmen. Unſre Verbindung wird ihn auch gluͤck-
lich machen, auch hat er uns noch keine Veranlaſ-
ſung gegeben, zu glauben, daß er unſre Liebe miß-
billigen wuͤrde, wenn er ſie kennte.
Junger Menſch. Wie beneid' ich Dich um
dieſen maͤnnlichen Muth.
Emilie. Wenn er maͤnnlich iſt, ſo ſchaͤme
Dich, daß Du ihn nicht haſt.
Thalia als Liſette.
Thalia. Die Fremden ſind ſchon angekommen,
Ihr Herr Vater komplimentirt ſich mit ihnen ſehr
weitlaͤufig.
Emilie. Wer ſind ſie denn.
Thalia. Erſtlich iſt da, die dicke Frau, die
Sie aus der Taufe gehoben hat, eine Frau, die
alles verachtet, was nicht ſo dick und reich iſt, als
ſie ſelbſt; dann der Graf Sternheim, der bei jedem
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