nicht behaupten, ihnen gerathen die Narren nicht, aber aus den Vortreflichen und Verständigen, die sie schildern, werden, ohne daß sie es merken, un- vergleichliche Narren; und also kann sich ein deut- scher Comödiendichter gewiß immer mit einem en- glischen messen.
Je nun, vortrefliche Leser, die Narren ent- gehn Euch also auf keinen Fall, der Dichter mag sich auch gebehrden, wie er will; woraus ich den Schluß ziehe, daß es weit vortheilhafter sey, ein Leser als ein Dichter zu seyn.
VariazioIII.
Alles Vortrefliche ist immer noch neu, so alt es auch seyn mag, es wird sich auch noch lange so erhalten, denn man nützt es durch Gebrauch nicht sonderlich ab. Wer den Satz versteht, dem ist es unbenommen, neu zu seyn. -- Aber, Lese- welt, Zuhörerschaft, wenn Du Dich etwa im Zu- stande des Nichtverstehens befinden solltest! Wenn der Teufel es ordentlich so veranstaltete, daß Du Dich zu klug fühltest, um klug zu seyn! Kannst Du vielleicht gar nicht einmal das Thema aus un- sre Variazionen heraushören?
Je nun, so haben wir sie doch gespielt, wir legen den Bogen hin und gehn nach Hause.
Die verkehrte Welt.
nicht behaupten, ihnen gerathen die Narren nicht, aber aus den Vortreflichen und Verſtaͤndigen, die ſie ſchildern, werden, ohne daß ſie es merken, un- vergleichliche Narren; und alſo kann ſich ein deut- ſcher Comoͤdiendichter gewiß immer mit einem en- gliſchen meſſen.
Je nun, vortrefliche Leſer, die Narren ent- gehn Euch alſo auf keinen Fall, der Dichter mag ſich auch gebehrden, wie er will; woraus ich den Schluß ziehe, daß es weit vortheilhafter ſey, ein Leſer als ein Dichter zu ſeyn.
VariazioIII.
Alles Vortrefliche iſt immer noch neu, ſo alt es auch ſeyn mag, es wird ſich auch noch lange ſo erhalten, denn man nuͤtzt es durch Gebrauch nicht ſonderlich ab. Wer den Satz verſteht, dem iſt es unbenommen, neu zu ſeyn. — Aber, Leſe- welt, Zuhoͤrerſchaft, wenn Du Dich etwa im Zu- ſtande des Nichtverſtehens befinden ſollteſt! Wenn der Teufel es ordentlich ſo veranſtaltete, daß Du Dich zu klug fuͤhlteſt, um klug zu ſeyn! Kannſt Du vielleicht gar nicht einmal das Thema aus un- ſre Variazionen heraushoͤren?
Je nun, ſo haben wir ſie doch geſpielt, wir legen den Bogen hin und gehn nach Hauſe.
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Die verkehrte Welt.
nicht behaupten, ihnen gerathen die Narren nicht,
aber aus den Vortreflichen und Verſtaͤndigen, die
ſie ſchildern, werden, ohne daß ſie es merken, un-
vergleichliche Narren; und alſo kann ſich ein deut-
ſcher Comoͤdiendichter gewiß immer mit einem en-
gliſchen meſſen.
Je nun, vortrefliche Leſer, die Narren ent-
gehn Euch alſo auf keinen Fall, der Dichter mag
ſich auch gebehrden, wie er will; woraus ich den
Schluß ziehe, daß es weit vortheilhafter ſey, ein
Leſer als ein Dichter zu ſeyn.
Variazio III.
Alles Vortrefliche iſt immer noch neu, ſo alt
es auch ſeyn mag, es wird ſich auch noch lange
ſo erhalten, denn man nuͤtzt es durch Gebrauch
nicht ſonderlich ab. Wer den Satz verſteht, dem
iſt es unbenommen, neu zu ſeyn. — Aber, Leſe-
welt, Zuhoͤrerſchaft, wenn Du Dich etwa im Zu-
ſtande des Nichtverſtehens befinden ſollteſt! Wenn
der Teufel es ordentlich ſo veranſtaltete, daß Du
Dich zu klug fuͤhlteſt, um klug zu ſeyn! Kannſt
Du vielleicht gar nicht einmal das Thema aus un-
ſre Variazionen heraushoͤren?
Je nun, ſo haben wir ſie doch geſpielt, wir
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/376>, abgerufen am 25.11.2024.
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