Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Die große Tour durch ganz Europa hin,
Bin wieder da, und will doch sehn, ob dann
Mir ein Gereister noch Gesichter zieht.
Artus.
So lange sind sie herzlich Euch gegönnt.
Kay.
Ich küß in Dankbarkeit Eur Gnaden Hand.
(geht ab.)
Artus.
Er bleibt so drollig wie er immer war.
Gawein.
Zum Lustigmacher besser als zum Führer.
Ginevra.
Laßt ihn gewähren, Ihr seid fast so ernst,
Als nur Herr Parcival es ist, geworden.
Mein König, soll der neue Sänger jetzt
Versuchen seine Kunst im heitern Liede?
Artus.
Wohl ist erwünscht so Sang wie Lautenspiel,
Wenn Noth uns und Gefahr nicht mehr bedrohn.
Persiwein.
Mein hoher König, schöne Königinn,
Gönnt mir, den Preis des kleinen Thoms zu singen,
Der sich um uns so hoch verdient gemacht,
Mein Lied wird strenge Wahrheit nur berichten,
Nicht schmeicheln, seinen Werth auch nicht ver-
kleinern,
(Verdammt sey solche schnöde Musenkunst)
Auch kann ich wahrhaft seyn, ich sparte nicht
Den größten Fleiß, Thatsachen zu ergründen,
Denn mühsam reist ich hin, wo er geboren,
Zweite Abtheilung.
Die große Tour durch ganz Europa hin,
Bin wieder da, und will doch ſehn, ob dann
Mir ein Gereiſter noch Geſichter zieht.
Artus.
So lange ſind ſie herzlich Euch gegoͤnnt.
Kay.
Ich kuͤß in Dankbarkeit Eur Gnaden Hand.
(geht ab.)
Artus.
Er bleibt ſo drollig wie er immer war.
Gawein.
Zum Luſtigmacher beſſer als zum Fuͤhrer.
Ginevra.
Laßt ihn gewaͤhren, Ihr ſeid faſt ſo ernſt,
Als nur Herr Parcival es iſt, geworden.
Mein Koͤnig, ſoll der neue Saͤnger jetzt
Verſuchen ſeine Kunſt im heitern Liede?
Artus.
Wohl iſt erwuͤnſcht ſo Sang wie Lautenſpiel,
Wenn Noth uns und Gefahr nicht mehr bedrohn.
Perſiwein.
Mein hoher Koͤnig, ſchoͤne Koͤniginn,
Goͤnnt mir, den Preis des kleinen Thoms zu ſingen,
Der ſich um uns ſo hoch verdient gemacht,
Mein Lied wird ſtrenge Wahrheit nur berichten,
Nicht ſchmeicheln, ſeinen Werth auch nicht ver-
kleinern,
(Verdammt ſey ſolche ſchnoͤde Muſenkunſt)
Auch kann ich wahrhaft ſeyn, ich ſparte nicht
Den groͤßten Fleiß, Thatſachen zu ergruͤnden,
Denn muͤhſam reiſt ich hin, wo er geboren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#KAY">
                <p><pb facs="#f0551" n="542"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Die große Tour durch ganz Europa hin,<lb/>
Bin wieder da, und will doch &#x017F;ehn, ob dann<lb/>
Mir ein Gerei&#x017F;ter noch Ge&#x017F;ichter zieht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ART">
                <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So lange &#x017F;ind &#x017F;ie herzlich Euch gego&#x0364;nnt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#KAY">
                <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich ku&#x0364;ß in Dankbarkeit Eur Gnaden Hand.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ART">
                <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Er bleibt &#x017F;o drollig wie er immer war.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GAW">
                <speaker><hi rendition="#g">Gawein</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Zum Lu&#x017F;tigmacher be&#x017F;&#x017F;er als zum Fu&#x0364;hrer.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GIN">
                <speaker><hi rendition="#g">Ginevra</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Laßt ihn gewa&#x0364;hren, Ihr &#x017F;eid fa&#x017F;t &#x017F;o ern&#x017F;t,<lb/>
Als nur Herr Parcival es i&#x017F;t, geworden.<lb/>
Mein Ko&#x0364;nig, &#x017F;oll der neue Sa&#x0364;nger jetzt<lb/>
Ver&#x017F;uchen &#x017F;eine Kun&#x017F;t im heitern Liede?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ART">
                <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wohl i&#x017F;t erwu&#x0364;n&#x017F;cht &#x017F;o Sang wie Lauten&#x017F;piel,<lb/>
Wenn Noth uns und Gefahr nicht mehr bedrohn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#PER">
                <speaker><hi rendition="#g">Per&#x017F;iwein</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Mein hoher Ko&#x0364;nig, &#x017F;cho&#x0364;ne Ko&#x0364;niginn,<lb/>
Go&#x0364;nnt mir, den Preis des kleinen Thoms zu &#x017F;ingen,<lb/>
Der &#x017F;ich um uns &#x017F;o hoch verdient gemacht,<lb/>
Mein Lied wird &#x017F;trenge Wahrheit nur berichten,<lb/>
Nicht &#x017F;chmeicheln, &#x017F;einen Werth auch nicht ver-<lb/><hi rendition="#et">kleinern,</hi><lb/>
(Verdammt &#x017F;ey &#x017F;olche &#x017F;chno&#x0364;de Mu&#x017F;enkun&#x017F;t)<lb/>
Auch kann ich wahrhaft &#x017F;eyn, ich &#x017F;parte nicht<lb/>
Den gro&#x0364;ßten Fleiß, That&#x017F;achen zu ergru&#x0364;nden,<lb/>
Denn mu&#x0364;h&#x017F;am rei&#x017F;t ich hin, wo er geboren,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0551] Zweite Abtheilung. Die große Tour durch ganz Europa hin, Bin wieder da, und will doch ſehn, ob dann Mir ein Gereiſter noch Geſichter zieht. Artus. So lange ſind ſie herzlich Euch gegoͤnnt. Kay. Ich kuͤß in Dankbarkeit Eur Gnaden Hand. (geht ab.) Artus. Er bleibt ſo drollig wie er immer war. Gawein. Zum Luſtigmacher beſſer als zum Fuͤhrer. Ginevra. Laßt ihn gewaͤhren, Ihr ſeid faſt ſo ernſt, Als nur Herr Parcival es iſt, geworden. Mein Koͤnig, ſoll der neue Saͤnger jetzt Verſuchen ſeine Kunſt im heitern Liede? Artus. Wohl iſt erwuͤnſcht ſo Sang wie Lautenſpiel, Wenn Noth uns und Gefahr nicht mehr bedrohn. Perſiwein. Mein hoher Koͤnig, ſchoͤne Koͤniginn, Goͤnnt mir, den Preis des kleinen Thoms zu ſingen, Der ſich um uns ſo hoch verdient gemacht, Mein Lied wird ſtrenge Wahrheit nur berichten, Nicht ſchmeicheln, ſeinen Werth auch nicht ver- kleinern, (Verdammt ſey ſolche ſchnoͤde Muſenkunſt) Auch kann ich wahrhaft ſeyn, ich ſparte nicht Den groͤßten Fleiß, Thatſachen zu ergruͤnden, Denn muͤhſam reiſt ich hin, wo er geboren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/551
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/551>, abgerufen am 21.11.2024.