Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Däumchen.

Sprach der König: liebes Däumchen,
Viel hab' ich Dir zu bezahlen,

Deine Eltern, hör' ich, wohnen
Fern im Dorfe, sind verarmet,
Nimm aus meinem Schatze, was du
Nur vermagst davon zu tragen.
Däumchen danket, mit dem Marschall
Geht er in die Silberkammer,
Tritt dann wieder aus der Thüre
Tief aufkeuchend, schwer beladen.
Ueber's Feld hin geht er schwitzend,
Durch den Wald hin ächzt er wandernd,
Und am Abend spät noch klopft er
An die Hütte laut und tapfer.
Aufgemacht! ich bringe Hülfe,
Bringe aus des Königs Schatze
Was ich nur erheben konnte,
Fast zerbrachen mir die Arme.
Hochaufspringend kommt die Mutter,
Und er wirft hin vor die Alte
Einen ganzen Silberdreier,
Spricht: nun dürft ihr nicht mehr sparen!
Else. Gewiß, Ihr hättet es nicht beim Dreier
bewenden lassen, Ihr Ehrabschneider!
Artus.
Vergebt den Scherz des lustgen Lautenschlägers.
Kay kommt zurück.
Kay.
Gottlob, daß ich die Heimath wieder sehe!

Daͤumchen.

Sprach der Koͤnig: liebes Daͤumchen,
Viel hab' ich Dir zu bezahlen,

Deine Eltern, hoͤr' ich, wohnen
Fern im Dorfe, ſind verarmet,
Nimm aus meinem Schatze, was du
Nur vermagſt davon zu tragen.
Daͤumchen danket, mit dem Marſchall
Geht er in die Silberkammer,
Tritt dann wieder aus der Thuͤre
Tief aufkeuchend, ſchwer beladen.
Ueber's Feld hin geht er ſchwitzend,
Durch den Wald hin aͤchzt er wandernd,
Und am Abend ſpaͤt noch klopft er
An die Huͤtte laut und tapfer.
Aufgemacht! ich bringe Huͤlfe,
Bringe aus des Koͤnigs Schatze
Was ich nur erheben konnte,
Faſt zerbrachen mir die Arme.
Hochaufſpringend kommt die Mutter,
Und er wirft hin vor die Alte
Einen ganzen Silberdreier,
Spricht: nun duͤrft ihr nicht mehr ſparen!
Elſe. Gewiß, Ihr haͤttet es nicht beim Dreier
bewenden laſſen, Ihr Ehrabſchneider!
Artus.
Vergebt den Scherz des luſtgen Lautenſchlaͤgers.
Kay kommt zuruͤck.
Kay.
Gottlob, daß ich die Heimath wieder ſehe!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#PER">
                <lg type="poem">
                  <lg n="1">
                    <pb facs="#f0556" n="547"/>
                    <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Da&#x0364;umchen</hi>.</fw><lb/>
                    <l>Sprach der Ko&#x0364;nig: liebes Da&#x0364;umchen,</l><lb/>
                    <l>Viel hab' ich Dir zu bezahlen,</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="2">
                    <l>Deine Eltern, ho&#x0364;r' ich, wohnen</l><lb/>
                    <l>Fern im Dorfe, &#x017F;ind verarmet,</l><lb/>
                    <l>Nimm aus meinem Schatze, was du</l><lb/>
                    <l>Nur vermag&#x017F;t davon zu tragen.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="3">
                    <l>Da&#x0364;umchen danket, mit dem Mar&#x017F;chall</l><lb/>
                    <l>Geht er in die Silberkammer,</l><lb/>
                    <l>Tritt dann wieder aus der Thu&#x0364;re</l><lb/>
                    <l>Tief aufkeuchend, &#x017F;chwer beladen.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="4">
                    <l>Ueber's Feld hin geht er &#x017F;chwitzend,</l><lb/>
                    <l>Durch den Wald hin a&#x0364;chzt er wandernd,</l><lb/>
                    <l>Und am Abend &#x017F;pa&#x0364;t noch klopft er</l><lb/>
                    <l>An die Hu&#x0364;tte laut und tapfer.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="5">
                    <l>Aufgemacht! ich bringe Hu&#x0364;lfe,</l><lb/>
                    <l>Bringe aus des Ko&#x0364;nigs Schatze</l><lb/>
                    <l>Was ich nur erheben konnte,</l><lb/>
                    <l>Fa&#x017F;t zerbrachen mir die Arme.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="6">
                    <l>Hochauf&#x017F;pringend kommt die Mutter,</l><lb/>
                    <l>Und er wirft hin vor die Alte</l><lb/>
                    <l>Einen ganzen Silberdreier,</l><lb/>
                    <l>Spricht: nun du&#x0364;rft ihr nicht mehr &#x017F;paren!</l>
                  </lg>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ELSE">
                <speaker><hi rendition="#g">El&#x017F;e</hi>.</speaker>
                <p>Gewiß, Ihr ha&#x0364;ttet es nicht beim Dreier<lb/>
bewenden la&#x017F;&#x017F;en, Ihr Ehrab&#x017F;chneider!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ART">
                <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Vergebt den Scherz des lu&#x017F;tgen Lauten&#x017F;chla&#x0364;gers.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kay</hi> kommt zuru&#x0364;ck.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#KAY">
                <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Gottlob, daß ich die Heimath wieder &#x017F;ehe!</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[547/0556] Daͤumchen. Sprach der Koͤnig: liebes Daͤumchen, Viel hab' ich Dir zu bezahlen, Deine Eltern, hoͤr' ich, wohnen Fern im Dorfe, ſind verarmet, Nimm aus meinem Schatze, was du Nur vermagſt davon zu tragen. Daͤumchen danket, mit dem Marſchall Geht er in die Silberkammer, Tritt dann wieder aus der Thuͤre Tief aufkeuchend, ſchwer beladen. Ueber's Feld hin geht er ſchwitzend, Durch den Wald hin aͤchzt er wandernd, Und am Abend ſpaͤt noch klopft er An die Huͤtte laut und tapfer. Aufgemacht! ich bringe Huͤlfe, Bringe aus des Koͤnigs Schatze Was ich nur erheben konnte, Faſt zerbrachen mir die Arme. Hochaufſpringend kommt die Mutter, Und er wirft hin vor die Alte Einen ganzen Silberdreier, Spricht: nun duͤrft ihr nicht mehr ſparen! Elſe. Gewiß, Ihr haͤttet es nicht beim Dreier bewenden laſſen, Ihr Ehrabſchneider! Artus. Vergebt den Scherz des luſtgen Lautenſchlaͤgers. Kay kommt zuruͤck. Kay. Gottlob, daß ich die Heimath wieder ſehe!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/556
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/556>, abgerufen am 21.11.2024.