Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Ginevra. Schon wieder da, Freund Kay, von Eurer Reise? Kay. Hinaus ging ich in's Frankreich, durch Italien, Dann lenkt' ich um, ging durch Dalmarien Ins Griechenland ein Bischen, dann hinauf Durch Ungarn, Polen, nach Sibirien, Umkehrt' ich dann, durch Polen wieder, Deutsch- land Passirt ich und den Rhein, hinab in Frankreich, Ueber die Pyrenäen 'nein in Spanien, Und rückwärts eiligst nach Calais und Dover: Da bin ich wieder. Auch mein Geld hab' ich Im fremden Land verzehrt: ein Gläschen Wein Ließ ich mir in Monte Fiaskone reichen, Der schmeckt mir noch. Nicht wahr, das heißt gereist? Und wahrlich, weiter, als der Herren einer. Nun kann ich auch mit wicht'ger Mine sagen: Ja, ja, in Rom muß man gewesen seyn, Darüber mit zu sprechen! In Venedig Trinkt man den Chokolat ganz anders noch; -- Die Strümpfe wären gut? Pah! in Florenz Hab' ich ein Paar gar schönere getragen! Ihr, Dümmling, wißt viel, was die Welt be- deutet! Artus. Und wo hat dir's am besten denn gedünkt? Kay. Mein König, wenn man sich in dieser Welt Ein wenig umschaut, seinen Blick erweitert, Zweite Abtheilung. Ginevra. Schon wieder da, Freund Kay, von Eurer Reiſe? Kay. Hinaus ging ich in's Frankreich, durch Italien, Dann lenkt' ich um, ging durch Dalmarien Ins Griechenland ein Bischen, dann hinauf Durch Ungarn, Polen, nach Sibirien, Umkehrt' ich dann, durch Polen wieder, Deutſch- land Paſſirt ich und den Rhein, hinab in Frankreich, Ueber die Pyrenaͤen 'nein in Spanien, Und ruͤckwaͤrts eiligſt nach Calais und Dover: Da bin ich wieder. Auch mein Geld hab' ich Im fremden Land verzehrt: ein Glaͤschen Wein Ließ ich mir in Monte Fiaskone reichen, Der ſchmeckt mir noch. Nicht wahr, das heißt gereiſt? Und wahrlich, weiter, als der Herren einer. Nun kann ich auch mit wicht'ger Mine ſagen: Ja, ja, in Rom muß man geweſen ſeyn, Daruͤber mit zu ſprechen! In Venedig Trinkt man den Chokolat ganz anders noch; — Die Struͤmpfe waͤren gut? Pah! in Florenz Hab' ich ein Paar gar ſchoͤnere getragen! Ihr, Duͤmmling, wißt viel, was die Welt be- deutet! Artus. Und wo hat dir's am beſten denn geduͤnkt? Kay. Mein Koͤnig, wenn man ſich in dieſer Welt Ein wenig umſchaut, ſeinen Blick erweitert, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0557" n="548"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#GIN"> <speaker><hi rendition="#g">Ginevra</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon wieder da, Freund Kay, von Eurer Reiſe?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Hinaus ging ich in's Frankreich, durch Italien,<lb/> Dann lenkt' ich um, ging durch Dalmarien<lb/> Ins Griechenland ein Bischen, dann hinauf<lb/> Durch Ungarn, Polen, nach Sibirien,<lb/> Umkehrt' ich dann, durch Polen wieder, Deutſch-<lb/><hi rendition="#et">land</hi><lb/> Paſſirt ich und den Rhein, hinab in Frankreich,<lb/> Ueber die Pyrenaͤen 'nein in Spanien,<lb/> Und ruͤckwaͤrts eiligſt nach Calais und Dover:<lb/> Da bin ich wieder. Auch mein Geld hab' ich<lb/> Im fremden Land verzehrt: ein Glaͤschen Wein<lb/> Ließ ich mir in Monte Fiaskone reichen,<lb/> Der ſchmeckt mir noch. Nicht wahr, das heißt<lb/><hi rendition="#et">gereiſt?</hi><lb/> Und wahrlich, weiter, als der Herren einer.<lb/> Nun kann ich auch mit wicht'ger Mine ſagen:<lb/> Ja, ja, in Rom muß man geweſen ſeyn,<lb/> Daruͤber mit zu ſprechen! In Venedig<lb/> Trinkt man den Chokolat ganz anders noch; —<lb/> Die Struͤmpfe waͤren gut? Pah! in Florenz<lb/> Hab' ich ein Paar gar ſchoͤnere getragen!<lb/> Ihr, Duͤmmling, wißt viel, was die Welt be-<lb/><hi rendition="#et">deutet!</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#ART"> <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/> <p>Und wo hat dir's am beſten denn geduͤnkt?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Koͤnig, wenn man ſich in dieſer Welt<lb/> Ein wenig umſchaut, ſeinen Blick erweitert,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [548/0557]
Zweite Abtheilung.
Ginevra.
Schon wieder da, Freund Kay, von Eurer Reiſe?
Kay.
Hinaus ging ich in's Frankreich, durch Italien,
Dann lenkt' ich um, ging durch Dalmarien
Ins Griechenland ein Bischen, dann hinauf
Durch Ungarn, Polen, nach Sibirien,
Umkehrt' ich dann, durch Polen wieder, Deutſch-
land
Paſſirt ich und den Rhein, hinab in Frankreich,
Ueber die Pyrenaͤen 'nein in Spanien,
Und ruͤckwaͤrts eiligſt nach Calais und Dover:
Da bin ich wieder. Auch mein Geld hab' ich
Im fremden Land verzehrt: ein Glaͤschen Wein
Ließ ich mir in Monte Fiaskone reichen,
Der ſchmeckt mir noch. Nicht wahr, das heißt
gereiſt?
Und wahrlich, weiter, als der Herren einer.
Nun kann ich auch mit wicht'ger Mine ſagen:
Ja, ja, in Rom muß man geweſen ſeyn,
Daruͤber mit zu ſprechen! In Venedig
Trinkt man den Chokolat ganz anders noch; —
Die Struͤmpfe waͤren gut? Pah! in Florenz
Hab' ich ein Paar gar ſchoͤnere getragen!
Ihr, Duͤmmling, wißt viel, was die Welt be-
deutet!
Artus.
Und wo hat dir's am beſten denn geduͤnkt?
Kay.
Mein Koͤnig, wenn man ſich in dieſer Welt
Ein wenig umſchaut, ſeinen Blick erweitert,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |