Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Hugo. Ja doch. Arzt. Nun, grün könnten wir ihn bald kriegen, aber damit wäre Euch auch nicht gedient, eine Frühlingskur, oder ein Eisenbad könnten ihn gar scheckig machen, halb roth, halb blau, -- die Kunst ist hier sehr beschränkt, -- aber seid nur getrost, mit dem Alter, so wie das Haar etwas ergraut, wird Euer Bart binnen wenigen Jahren noch lichter oder himmelblau werden, dann in das Müllerblau fallen, und so unvermerkt in die ehr- würdige und unanstößige weiße Farbe. Hugo. (für sich.) Himmelblau! Müllerblau! -- (laut.) Lümmel von Arzt! (geht schnell ab.) Arzt. Es giebt wunderliche Menschen! (von der andern Seite ab.) Simon, Anton. Anton. Du weißt nie recht, was du willst. Simon. Sei geduldig, Bruder, ich kann doch nicht dafür, daß ich so bin. Anton. Das kann jeder Narr für sich sagen. Simon. Was würde daraus werden, wenn ich eben so hitzig wäre, als du? Anton. Wärest du das, so wärest du auch nicht ein solcher Träumer. Simon. Man kann nicht wissen, wie ich in dem Falle gebaut wäre. -- Aber, wie gesagt, ich traue ihm nicht, ich glaube, daß unsre Schwe- ster mit ihm unglücklich seyn wird. Anton. Und was hast du denn für Gründe? Simon. Sieh nur fürs erste sein Gesicht Zweite Abtheilung. Hugo. Ja doch. Arzt. Nun, gruͤn koͤnnten wir ihn bald kriegen, aber damit waͤre Euch auch nicht gedient, eine Fruͤhlingskur, oder ein Eiſenbad koͤnnten ihn gar ſcheckig machen, halb roth, halb blau, — die Kunſt iſt hier ſehr beſchraͤnkt, — aber ſeid nur getroſt, mit dem Alter, ſo wie das Haar etwas ergraut, wird Euer Bart binnen wenigen Jahren noch lichter oder himmelblau werden, dann in das Muͤllerblau fallen, und ſo unvermerkt in die ehr- wuͤrdige und unanſtoͤßige weiße Farbe. Hugo. (fuͤr ſich.) Himmelblau! Muͤllerblau! — (laut.) Luͤmmel von Arzt! (geht ſchnell ab.) Arzt. Es giebt wunderliche Menſchen! (von der andern Seite ab.) Simon, Anton. Anton. Du weißt nie recht, was du willſt. Simon. Sei geduldig, Bruder, ich kann doch nicht dafuͤr, daß ich ſo bin. Anton. Das kann jeder Narr fuͤr ſich ſagen. Simon. Was wuͤrde daraus werden, wenn ich eben ſo hitzig waͤre, als du? Anton. Waͤreſt du das, ſo waͤreſt du auch nicht ein ſolcher Traͤumer. Simon. Man kann nicht wiſſen, wie ich in dem Falle gebaut waͤre. — Aber, wie geſagt, ich traue ihm nicht, ich glaube, daß unſre Schwe- ſter mit ihm ungluͤcklich ſeyn wird. Anton. Und was haſt du denn fuͤr Gruͤnde? Simon. 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Zweite Abtheilung.
Hugo. Ja doch.
Arzt. Nun, gruͤn koͤnnten wir ihn bald
kriegen, aber damit waͤre Euch auch nicht gedient,
eine Fruͤhlingskur, oder ein Eiſenbad koͤnnten ihn
gar ſcheckig machen, halb roth, halb blau, — die
Kunſt iſt hier ſehr beſchraͤnkt, — aber ſeid nur
getroſt, mit dem Alter, ſo wie das Haar etwas
ergraut, wird Euer Bart binnen wenigen Jahren
noch lichter oder himmelblau werden, dann in das
Muͤllerblau fallen, und ſo unvermerkt in die ehr-
wuͤrdige und unanſtoͤßige weiße Farbe.
Hugo. (fuͤr ſich.) Himmelblau! Muͤllerblau!
— (laut.) Luͤmmel von Arzt! (geht ſchnell ab.)
Arzt. Es giebt wunderliche Menſchen!
(von der andern Seite ab.)
Simon, Anton.
Anton. Du weißt nie recht, was du willſt.
Simon. Sei geduldig, Bruder, ich kann
doch nicht dafuͤr, daß ich ſo bin.
Anton. Das kann jeder Narr fuͤr ſich ſagen.
Simon. Was wuͤrde daraus werden, wenn
ich eben ſo hitzig waͤre, als du?
Anton. Waͤreſt du das, ſo waͤreſt du auch
nicht ein ſolcher Traͤumer.
Simon. Man kann nicht wiſſen, wie ich
in dem Falle gebaut waͤre. — Aber, wie geſagt,
ich traue ihm nicht, ich glaube, daß unſre Schwe-
ſter mit ihm ungluͤcklich ſeyn wird.
Anton. Und was haſt du denn fuͤr Gruͤnde?
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