Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. sich's schon, was Regieren heißt; ohne Furcht rührtsich keiner. Sie sprechen von Liebe: ja, aus Liebe würden sie mir bald alle meine Gaule davon reiten. Wirth. Ist unser Graf noch drinne? Matthias. Wieder fort! Das ist ein kurio- ser Kauz, knickert und knickert er nun nicht schon die zwei Tage um die zwanzig Goldstücke, die wir aus einander sind? Und ich lasse die Hengste nicht anders, sie sind meine besten. Wirth. Er will sich auf der Hochzeit unsers gnädgen Herzogs auch gern sehn lassen. Matthias. Ich muß auch bald hinein nach Angers, ich kann nicht länger warten, wenn ich meine Pferde noch losschlagen will. Giebt er sie heut nicht, so reis' ich morgen. -- Daniel! Da- niel! Drinnen. Ja Herr! Matthias. Heraus Ja-Herr! Ich bin nicht Dein Ja-Herr! (Daniel kömmt.) Dahin stell' den Wein, an's Fenster. Sezt Euch zu mir, Wirth, wir wol- len hier eins trinken. Euer Haus liegt so hübsch frei, man kann sich allenthalben umschauen, und die Aussicht da nach dem Walde hinunter ist be- sonders erfreulich. -- Daniel! Daniel. (hereinkommend.) Nein, Herr? Matthias. Tölpel! Bring' etwas zum Wein, Wurst, Schinken, schnell! Daniel. Gleich, Herr. (ab.) Matthias. Seht doch, was kommt denn da vom Wald herauf gezottelt? Schneckt's nicht daher, wie ein lahmer Karrngaul? Fortunat. ſich's ſchon, was Regieren heißt; ohne Furcht ruͤhrtſich keiner. Sie ſprechen von Liebe: ja, aus Liebe wuͤrden ſie mir bald alle meine Gaule davon reiten. Wirth. Iſt unſer Graf noch drinne? Matthias. Wieder fort! Das iſt ein kurio- ſer Kauz, knickert und knickert er nun nicht ſchon die zwei Tage um die zwanzig Goldſtuͤcke, die wir aus einander ſind? Und ich laſſe die Hengſte nicht anders, ſie ſind meine beſten. Wirth. Er will ſich auf der Hochzeit unſers gnaͤdgen Herzogs auch gern ſehn laſſen. Matthias. Ich muß auch bald hinein nach Angers, ich kann nicht laͤnger warten, wenn ich meine Pferde noch losſchlagen will. Giebt er ſie heut nicht, ſo reiſ' ich morgen. — Daniel! Da- niel! Drinnen. Ja Herr! Matthias. Heraus Ja-Herr! Ich bin nicht Dein Ja-Herr! (Daniel koͤmmt.) Dahin ſtell' den Wein, an's Fenſter. Sezt Euch zu mir, Wirth, wir wol- len hier eins trinken. Euer Haus liegt ſo huͤbſch frei, man kann ſich allenthalben umſchauen, und die Ausſicht da nach dem Walde hinunter iſt be- ſonders erfreulich. — Daniel! Daniel. (hereinkommend.) Nein, Herr? Matthias. Toͤlpel! Bring' etwas zum Wein, Wurſt, Schinken, ſchnell! Daniel. Gleich, Herr. (ab.) Matthias. Seht doch, was kommt denn da vom Wald herauf gezottelt? 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Wirth. Iſt unſer Graf noch drinne?
Matthias. Wieder fort! Das iſt ein kurio-
ſer Kauz, knickert und knickert er nun nicht ſchon
die zwei Tage um die zwanzig Goldſtuͤcke, die
wir aus einander ſind? Und ich laſſe die Hengſte
nicht anders, ſie ſind meine beſten.
Wirth. Er will ſich auf der Hochzeit unſers
gnaͤdgen Herzogs auch gern ſehn laſſen.
Matthias. Ich muß auch bald hinein nach
Angers, ich kann nicht laͤnger warten, wenn ich
meine Pferde noch losſchlagen will. Giebt er ſie
heut nicht, ſo reiſ' ich morgen. — Daniel! Da-
niel!
Drinnen. Ja Herr!
Matthias. Heraus Ja-Herr! Ich bin nicht
Dein Ja-Herr! (Daniel koͤmmt.) Dahin ſtell' den Wein,
an's Fenſter. Sezt Euch zu mir, Wirth, wir wol-
len hier eins trinken. Euer Haus liegt ſo huͤbſch
frei, man kann ſich allenthalben umſchauen, und
die Ausſicht da nach dem Walde hinunter iſt be-
ſonders erfreulich. — Daniel!
Daniel. (hereinkommend.) Nein, Herr?
Matthias. Toͤlpel! Bring' etwas zum Wein,
Wurſt, Schinken, ſchnell!
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Matthias. Seht doch, was kommt denn da
vom Wald herauf gezottelt? Schneckt's nicht daher,
wie ein lahmer Karrngaul?
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