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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Virtuosität hab' ichs noch nie gesehn. Ich schwö-
re, der Kerl frißt hier sein Meisterstück, um sich
dann auf eigne Hand nieder zu lassen. Gelt, wenn
die Zunft sich hier privilegiren ließe, sollten Ochsen
und Schweine bald nicht mehr zu bezahlen seyn? Wun-
der wär's, wenn das Unwesen nicht schon unterwegs
die junge Schonung als Spinat hintergeschluckt hätte.
Fortunat. Ihr seyd launig, sezt Euch und
nehmt mit mir vorlieb, der Wein ist gut.
Matthias. Seht den Kauz, nun nöthigt er
mich, damit ich hernach bezahlen soll.
Fortunat. (legt ein Goldstück auf den Tisch) Hier,
Herr Wirth, und wenn ich mehr verzehre, wird's
auch nicht fehlen.
Wirth. O Eu'r Gnaden bemühn sich doch
nicht, das wird sich ja finden, werde nicht so un-
reputirlich handeln, vorher von einem so edlen
jungen Herrn bezahlt zu nehmen.
Matthias. (sezt sich zu ihm.) Nun, da wär ich,
junger Gesell; ich speise stark, aber mit Euch kann
ich doch nicht in der Wette arbeiten.
Fortunat. Trinkt von dem guten Wein,
vielleicht schmeckt Euch nachher das Essen um so
besser.
Matthias. Sapperment der ist vom aller-
besten, den wende ich nur selten an mich. Freund,
laßt Euch rathen, da wird Euer Goldstück nicht
ausreichen.
Fortunat. (zeigt eine Handvoll.) Aber doch zwei,
drei, oder zwanzig.
Matthias. (springt auf.) Ei das Dich alle Teu-
Zweite Abtheilung.
Virtuoſitaͤt hab' ichs noch nie geſehn. Ich ſchwoͤ-
re, der Kerl frißt hier ſein Meiſterſtuͤck, um ſich
dann auf eigne Hand nieder zu laſſen. Gelt, wenn
die Zunft ſich hier privilegiren ließe, ſollten Ochſen
und Schweine bald nicht mehr zu bezahlen ſeyn? Wun-
der waͤr's, wenn das Unweſen nicht ſchon unterwegs
die junge Schonung als Spinat hintergeſchluckt haͤtte.
Fortunat. Ihr ſeyd launig, ſezt Euch und
nehmt mit mir vorlieb, der Wein iſt gut.
Matthias. Seht den Kauz, nun noͤthigt er
mich, damit ich hernach bezahlen ſoll.
Fortunat. (legt ein Goldſtuͤck auf den Tiſch) Hier,
Herr Wirth, und wenn ich mehr verzehre, wird's
auch nicht fehlen.
Wirth. O Eu'r Gnaden bemuͤhn ſich doch
nicht, das wird ſich ja finden, werde nicht ſo un-
reputirlich handeln, vorher von einem ſo edlen
jungen Herrn bezahlt zu nehmen.
Matthias. (ſezt ſich zu ihm.) Nun, da waͤr ich,
junger Geſell; ich ſpeiſe ſtark, aber mit Euch kann
ich doch nicht in der Wette arbeiten.
Fortunat. Trinkt von dem guten Wein,
vielleicht ſchmeckt Euch nachher das Eſſen um ſo
beſſer.
Matthias. Sapperment der iſt vom aller-
beſten, den wende ich nur ſelten an mich. Freund,
laßt Euch rathen, da wird Euer Goldſtuͤck nicht
ausreichen.
Fortunat. (zeigt eine Handvoll.) Aber doch zwei,
drei, oder zwanzig.
Matthias. (ſpringt auf.) Ei das Dich alle Teu-
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[118/0128] Zweite Abtheilung. Virtuoſitaͤt hab' ichs noch nie geſehn. Ich ſchwoͤ- re, der Kerl frißt hier ſein Meiſterſtuͤck, um ſich dann auf eigne Hand nieder zu laſſen. Gelt, wenn die Zunft ſich hier privilegiren ließe, ſollten Ochſen und Schweine bald nicht mehr zu bezahlen ſeyn? Wun- der waͤr's, wenn das Unweſen nicht ſchon unterwegs die junge Schonung als Spinat hintergeſchluckt haͤtte. Fortunat. Ihr ſeyd launig, ſezt Euch und nehmt mit mir vorlieb, der Wein iſt gut. Matthias. Seht den Kauz, nun noͤthigt er mich, damit ich hernach bezahlen ſoll. Fortunat. (legt ein Goldſtuͤck auf den Tiſch) Hier, Herr Wirth, und wenn ich mehr verzehre, wird's auch nicht fehlen. Wirth. O Eu'r Gnaden bemuͤhn ſich doch nicht, das wird ſich ja finden, werde nicht ſo un- reputirlich handeln, vorher von einem ſo edlen jungen Herrn bezahlt zu nehmen. Matthias. (ſezt ſich zu ihm.) Nun, da waͤr ich, junger Geſell; ich ſpeiſe ſtark, aber mit Euch kann ich doch nicht in der Wette arbeiten. Fortunat. Trinkt von dem guten Wein, vielleicht ſchmeckt Euch nachher das Eſſen um ſo beſſer. Matthias. Sapperment der iſt vom aller- beſten, den wende ich nur ſelten an mich. Freund, laßt Euch rathen, da wird Euer Goldſtuͤck nicht ausreichen. Fortunat. (zeigt eine Handvoll.) Aber doch zwei, drei, oder zwanzig. Matthias. (ſpringt auf.) Ei das Dich alle Teu-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/128>, abgerufen am 21.11.2024.