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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Wo sich kein Ausgang beut und keine Hülfe,
Kein Mensch uns hört, weit in das Labyrinth
Der unterirdschen feuchten Hölungen
Verirrt, hier, Freund, hier sollen wir verschmachten,
Und nie das Licht des Tages wieder grüßen?
Leopold.
Wir haben uns zu weit hineingewagt,
Ihr seyd zu kühn, es kennt Eu'r starkes Herz
Nicht Furcht und Vorsicht, und nun muß ich
klagen
Daß ich Euch hier mit Rath nicht nutzen kann,
Euch keine Hülfe hier gewähren, daß
Der Edelste, der Freundlichste der Menschen,
Der meinem Weib und meinen Kindern hülfreich
Und gütig war, der alle reich gemacht,
Für den ich Blut und Leben möchte opfern,
Daß er in frischer Jugend hier vergessen
Verschmachtet, hier begraben bleibt auf ewig.
Fortunat.
Ja, schrecklich! schrecklich! welche schwache
Neugier
Trieb mich in dieses höllische Geklüft?
Sehr bald erloschen uns die Lichter, bald
Verscholl der Mönche Singen fern und ferner,
Ein dumpfer Hauch wie Tod zog uns entgegen,
Trübselge Einsamkeit lag vor uns da:
Was haben wir gesehn und was gehört?
Ein Windessausen, das der Strom der Luft
Durch diese vielverschlungnen Hölen weht,
Oft klang's wie höhnend zischendes Gelächter,
Daß sich ein Thor in dieses Grab gebettet.

III. [ 10 ]
Fortunat.
Wo ſich kein Ausgang beut und keine Huͤlfe,
Kein Menſch uns hoͤrt, weit in das Labyrinth
Der unterirdſchen feuchten Hoͤlungen
Verirrt, hier, Freund, hier ſollen wir verſchmachten,
Und nie das Licht des Tages wieder gruͤßen?
Leopold.
Wir haben uns zu weit hineingewagt,
Ihr ſeyd zu kuͤhn, es kennt Eu'r ſtarkes Herz
Nicht Furcht und Vorſicht, und nun muß ich
klagen
Daß ich Euch hier mit Rath nicht nutzen kann,
Euch keine Huͤlfe hier gewaͤhren, daß
Der Edelſte, der Freundlichſte der Menſchen,
Der meinem Weib und meinen Kindern huͤlfreich
Und guͤtig war, der alle reich gemacht,
Fuͤr den ich Blut und Leben moͤchte opfern,
Daß er in friſcher Jugend hier vergeſſen
Verſchmachtet, hier begraben bleibt auf ewig.
Fortunat.
Ja, ſchrecklich! ſchrecklich! welche ſchwache
Neugier
Trieb mich in dieſes hoͤlliſche Gekluͤft?
Sehr bald erloſchen uns die Lichter, bald
Verſcholl der Moͤnche Singen fern und ferner,
Ein dumpfer Hauch wie Tod zog uns entgegen,
Truͤbſelge Einſamkeit lag vor uns da:
Was haben wir geſehn und was gehoͤrt?
Ein Windesſauſen, das der Strom der Luft
Durch dieſe vielverſchlungnen Hoͤlen weht,
Oft klang's wie hoͤhnend ziſchendes Gelaͤchter,
Daß ſich ein Thor in dieſes Grab gebettet.

III. [ 10 ]
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[145/0155] Fortunat. Wo ſich kein Ausgang beut und keine Huͤlfe, Kein Menſch uns hoͤrt, weit in das Labyrinth Der unterirdſchen feuchten Hoͤlungen Verirrt, hier, Freund, hier ſollen wir verſchmachten, Und nie das Licht des Tages wieder gruͤßen? Leopold. Wir haben uns zu weit hineingewagt, Ihr ſeyd zu kuͤhn, es kennt Eu'r ſtarkes Herz Nicht Furcht und Vorſicht, und nun muß ich klagen Daß ich Euch hier mit Rath nicht nutzen kann, Euch keine Huͤlfe hier gewaͤhren, daß Der Edelſte, der Freundlichſte der Menſchen, Der meinem Weib und meinen Kindern huͤlfreich Und guͤtig war, der alle reich gemacht, Fuͤr den ich Blut und Leben moͤchte opfern, Daß er in friſcher Jugend hier vergeſſen Verſchmachtet, hier begraben bleibt auf ewig. Fortunat. Ja, ſchrecklich! ſchrecklich! welche ſchwache Neugier Trieb mich in dieſes hoͤlliſche Gekluͤft? Sehr bald erloſchen uns die Lichter, bald Verſcholl der Moͤnche Singen fern und ferner, Ein dumpfer Hauch wie Tod zog uns entgegen, Truͤbſelge Einſamkeit lag vor uns da: Was haben wir geſehn und was gehoͤrt? Ein Windesſauſen, das der Strom der Luft Durch dieſe vielverſchlungnen Hoͤlen weht, Oft klang's wie hoͤhnend ziſchendes Gelaͤchter, Daß ſich ein Thor in dieſes Grab gebettet. III. [ 10 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/155>, abgerufen am 22.11.2024.